Neustadt Hilfstransport für Ukraine soll bald starten
Seit Donnerstag sind sie fast rund um die Uhr am Telefonieren und E-Mails schreiben – mit vielen Menschen aus der Pfalz, die sich melden, aber auch mit den Freunden in der Ukraine, die berichten, wie die Lage gerade ist. „Es tut so weh“, beschreibt Carsten Hofsäß aus Lachen-Speyerdorf seine Hilfs- und Fassungslosigkeit angesichts des russischen Angriffskriegs auf das Nachbarland. Hofsäß ist Co-Vorsitzender des Arbeitskreises Ukraine-Pfalz der protestantischen Landeskirche. Gemeinsam mit Pfarrer Stephan Oberlinger sowie Ortsvorsteher Claus Schick organisiert er derzeit einen Hilfstransport.
Seit Anfang der 1990er-Jahre bestehen enge Beziehungen der protestantischen Kirchengemeinde Lachen-Speyerdorf als Teil des Arbeitskreises und der Region Transkarpatien im äußersten Westen der Ukraine. Dorthin hatte eine erste Reise des Arbeitskreises geführt. Seither wurden viele Institutionen unterstützt, vom Waisenhaus bis zur Behinderteneinrichtung. Die drei in der Region angesiedelten Universitäten schicken pro Semester je einen Gaststudenten nach Landau, was der Arbeitskreis mitfinanziert. „Die Region ist mit der Pfalz vergleichbar“, sagt Hofsäß, Weinberge inklusive. Allerdings sei der Unterschied zwischen Arm und Reich viel größer.
Kinder jetzt sicher
Auch viele enge private Kontakte sind in diesen 30 Jahren entstanden. Hofsäß erzählt von einer ihm gut bekannten Familie, die ihre drei Kinder schweren Herzens im nordeuropäischen Ausland untergebracht hat. „Ich würde es mir nie verzeihen, diese Chance für unsere Kinder nicht genutzt zu haben“, berichtete die Mutter am Telefon. Eine Freundin aus Odessa, die eine Kita leitet, war gerade am Hörer, als Granaten in der Nachbarschaft einschlugen und Menschen in der Kindertagesstätte Unterschlupf suchten.
Bislang hat die protestantische Kirchengemeinde Lachen-Speyerdorf vier bis fünf Hilfstransporte im Jahr gestemmt. „Meist halfen ungarische Spediteure, die bei Leerfahrten nach Hause Hilfsgüter mitnahmen“, so Hofsäß. Den jetzigen Transport organisieren Hofsäß, Oberlinger und die Schicks selbst. Aller Voraussicht nach soll nächste Woche gestartet werden.
Dankbar für Solidarität
Stephan Oberlinger ist überwältigt von „der Welle an Solidarität“ seit Kriegsbeginn. Dafür ist er sehr dankbar. Zwar gebe es noch keine kriegerischen Handlungen in Transkarpatien, doch steige die Anzahl an Flüchtlingen aus anderen Landesteilen. Viele Familien nähmen Familien auf, vorneweg Frauen mit Kindern. Auch in Schulen und Kitas würden Menschen untergebracht und müssten versorgt werden.
Oberlinger und Hofsäß bitten deshalb vor allem um Geldspenden. Die Lagerräume in Lachen-Speyerdorf seien mittlerweile voll, mehr als zwei Lkw an Sachspenden könnten nicht auf die Reise nach Tornyospalca an der ungarisch-ukrainischen Grenze geschickt werden. Dort kümmert sich laut Hofsäß Pfarrer Josef Santo von der ungarisch-reformierten Kirche um die Waren. Er habe lange in Stuttgart gelebt.
Direkte Hilfe wichtig
Aber wie kommen die Güter nach Transkarpatien? Es gebe Korridore, sagt Hofsäß. Um die Abholung werde sich Julia Taips, die ukrainische Ansprechpartnerin des Arbeitskreises und Mitglied des Stadtrats von Mukatschewo, kümmern. Die Geldspenden wiederum würden überwiesen und dienten dazu, dass Lebensmittel und andere Dinge des täglichen Bedarfs gekauft werden können. Die Versorgungslage sei wieder etwas besser, habe Julia Taips informiert, so Hofsäß. Das Ziel: „Wir versuchen, die Not vor Ort zu lindern.“
Info
Wer den Arbeitskreis unterstützen will, kann auf folgendes Konto spenden (Spendenquittung möglich): Protestantisches Verwaltungsamt für Lachen-Speyerdorf, Sparkasse Rhein-Haardt, IBAN DE08 5465 1240 1000 4249 01, Verwendungszweck: Ukraine-Hilfe Lachen