Lambrecht Der Bock spielt ausnahmsweise mal nicht die Hauptrolle

Bild mit Bock (von links): Ehrenbüttel Karl Philipp Sauer, Lambrechts Bürgermeister Karl-Günter Müller, Ronja Telch und Marcel T
Bild mit Bock (von links): Ehrenbüttel Karl Philipp Sauer, Lambrechts Bürgermeister Karl-Günter Müller, Ronja Telch und Marcel Telch (von links).

Beim Heimatabend zur Übergabe des Lambrechter Tributbocks an das zuletzt getraute Lambrechter Ehepaar stehen der Bock und das Paar, das das Tier nach Deidesheim bringt, im Mittelpunkt. Am Pfingstsonntagnachmittag teilten sich Geißbock Marcel sowie Marcel und Ronja Telch diese Ehre mit Hans-Joachim und Ute Hinrichs, die auf der Bühne im Schulhof für ihr langjähriges Engagement geehrt wurden.

18 Jahre war Hans-Joachim Hinrichs Vorsitzender des Verkehrsvereins, seit 22 Jahren ist er im Verein aktiv, ebenso seine Ehefrau Ute, die in dieser Zeit den Nähkreis leitete und sich ansonsten vielfältig für den Verkehrsverein engagierte. Hans-Joachim Hinrichs organisiere seit vielen Jahren die traditionellen Lambrechter Veranstaltungen Heimatabend, Eierpicken und Sommertag, lobte Gerhard Senftleben, stellvertretender Vorsitzender des Verkehrsvereins. Auch habe Hinrichs im Kerwekomitee immer dafür gesorgt, dass die Kerwe „nicht zu wild wird“. Zudem seien die Organisation der Vereinsausflüge und die Pflege des Platzes beim Vereinsheim „Chefsache“ gewesen. Für „herausragende Leistungen“ wurde Hinrichs zum Ehrenvorsitzenden ernannt.

Ein Fundus von 200 Kostümen

Etwa 200 Kostüme, die aus etwa 400 Einzelteilen bestehen, gehören nach Angaben von Bürgermeister Karl-Günter Müller (FWG) zum Kostümfundus des Verkehrsvereins. Ute Hinrichs habe mit ihren Helferinnen diese Kostüme in Ordnung gehalten und neue Kostüme genäht. Auch haben die Lambrechter Frauen die etwa 30 Kostüme für das Deidesheimer Stadtgericht genäht. Die Pflege des sonstigen Fundus des Verkehrsvereins und des Vereinsheims sowie die Organisation von geselligen Veranstaltungen, nannte Müller als weitere Aktivitäten von Ute Hinrichs. Senftleben ernannte sie für „herausragende Leistungen“ zum Ehrenmitglied.

„Wir versprechen, dass wir uns würdig verhalten werden“, so wie es sich für Ehrenvorsitzenden und Ehrenmitglied gehöre, sagte Hans-Joachim Hinrichs. Aus Alters- und Gesundheitsgründen würden sie sich aus dem Kreis der Ehrenamtlichen verabschieden. Er bedankte sich bei allen, „die uns unterstützt haben“. „Bleiben Sie dem Verkehrsverein treu und besuchen Sie unsere Feste“, warb Hinrichs.

Von der Stadt bekam Hans-Joachim Hinrichs eine Flasche Wein und Ute Hinrichs einen Blumenstrauß. „Ein bisschen mehr hätte die Stadt da schon ausgeben können“, war sich eine Frauenrunde im Publikum einig. Vom Verkehrsverein gab es Ehrenurkunden und ein Präsent.

Jubel-Paare werden geehrt

Zum Heimatabend am Nachmittag gehört die Ehrung von Jubiläums-Geißbockpaaren. Vor 60 Jahren haben Irmgard und Wilhelm Ohler den Tributbock nach Deidesheim gebracht, vor 50 Jahren hatten Angelika und Werner Schall diese Aufgabe. Vor fünf Jahren übergaben Hiltrud und Martin Groß den Geißbock. Deidesheimer Wein hatte der Deidesheimer Bürgermeister Manfred Dörr (CDU) für die Paare mitgebracht.

Kaum waren die Ehrungen vorbei, öffnete der Himmel seine Schleusen. Der Musikverein Königsbach, der den musikalischen Part beim Heimatabend hatte, spielte trotz Regen fast ununterbrochen weiter, die meisten Besucher hatten vorgesorgt und spannten Schirme auf.

Der Wettermacher hatte nach einiger Zeit ein Einsehen, so dass die Geißbock-Übergabe ohne Wasser von oben möglich war. Einsehen zeigte auch Geißbock Marcel, als er seinen anfänglichen Widerstand beim Weg auf die Bühne aufgab. Ehrenbüttel Karl Philipp Sauer hatte zuvor kräftig an der Führleine ziehen müssen, an der er den Bock gehalten hat.

Vor einem Bühnenbild zum Geißbockspiel erinnerte Müller an die Geschichte der Tributbock-Übergabe, bedankte sich beim Ehepaar Marcel und Ronja Telch, dass sie die „ehrenvolle Aufgabe“ der Geißbockführer übernommen haben und wünschte ihnen eine glückliche Ehe.

Geißbock Marcel bekommt am Dienstag einen neuen Besitzer

Marcel Telch versprach, dass er und seine Frau den Auftrag den Tributbock nach Deidesheim zu bringen, „gewissenhaft“ erfüllen werden. Aufgabe des Deidesheimer Bürgermeisters ist es, zu prüfen, ob der Bock „gut gehörnt und gut gebeutelt ist“. Dabei hielt Dörr großen Abstand von Bock Marcel. Dörr erinnerte daran, dass auch für ihn und Müller die diesjährige Geißbock-Übergabe ein Jubiläum ist, für ihn ist es das 20. Mal, für Müller das zehnte Mal und für beide die letzte Übergabe, da sie nicht mehr als Bürgermeister kandidieren. Mit dem Deidesheimer Geißbock wäre der 1. FC Köln nicht aus der Fußball-Bundesliga abgestiegen, zeigte sich Dörr überzeugt. Früher habe Deidesheim zwei Mal einen Geißbock, der das Maskottchen der Kölner Fußballer ist, nach Köln geschickt. Seitdem dort nur noch kastrierte Böcke auf den Rasen dürfen, schicke man „aus Tierschutzgründen“ keinen Geißbock mehr nach Köln.

Am Pfingstdienstag wird in Deidesheim gefeiert und um 17.45 Uhr Geißbock Marcel vor dem historischen Rathaus versteigert.

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