Neustadt Dem Neustadter „Europa-Feeling“ auf der Spur

Drei Tage waren sie mit Mikrofon und Kamera in Neustadt unterwegs, haben Bürger, Kommunalpolitiker und auch zwei Winzer interviewt. Was Sharon Edwards (43) und Michael Hortin (44), Journalisten bei BBC Radio Lincolnshire, wissen wollten: Wie halten es die Menschen hier mit der EU, kurz vor der Wahl des Europaparlaments? In Lincoln, der englischen Partnerstadt von Neustadt, sei die Europaskepsis sehr groß, erzählt Sharon Edwards. Das hänge mit der britischen Politik insgesamt zusammen – bekanntlich wird in Großbritannien über den EU-Austritt diskutiert. Außerdem lebten in Lincoln und Umgebung überdurchschnittlich viele Menschen aus anderen EU-Ländern, vor allem Polen. Das sorge für Spannungen, obwohl es dafür kaum objektive Gründe gebe. Durch einen Abstecher in die Partnerstadt wollten die BBC-Journalisten daher erfahren, ob Stimmung und Situation in Deutschland ähnlich sind. Für beide war es der erste Besuch in der Pfalz, auch wenn Deutschland Michael Hortin nicht fremd ist. Als Sohn eines beim britischen Militär beschäftigten Lehrers wurde er in Münster geboren. Bis zum 16. Lebensjahr lebte er bei Mönchengladbach, dann ging’s zurück ins Vereinigte Königreich. Zwar spricht der 44-Jährige nicht mehr viel Deutsch, doch ist er noch auf Zack, wenn es ums Verstehen geht. Sogar in der Stadtratssitzung am Dienstag hat er viel mitbekommen: „Nur nicht im Detail, dafür wurde doch zu schnell gesprochen.“ Von der Stadt, der Landschaft mit Wald und Reben, vor allem aber von der Gastfreundschaft und Hilfsbereitschaft sind beide begeistert. Neustadt sei vielen Menschen in Lincoln ein Begriff, erzählt Sharon Edwards – nicht zuletzt wegen der alljährlichen Pfalzpräsenz auf dem Weihnachtsmarkt. Auch deshalb sei Neustadt eine gute Wahl gewesen, um auf der Insel darüber zu berichten, wie die Menschen auf dem Kontinent und damit mitten in Europa über eine gemeinsame europäische Zukunft denken. Zumal die Lebensverhältnisse in Neustadt und Lincoln ähnlich und damit gut zu vergleichen seien. Was sie gestern mit nach Hause nahmen: „Alle unsere Interviewpartner glauben an Europa und an eine positive Entwicklung, auch wenn noch nicht alles perfekt sei“, fasst die Politikredakteurin zusammen. Ob ihre Landsleute davon beeindruckt sein werden? „Es ist ja nicht unser Job, unsere Zuhörer zu beeinflussen, sondern sie zu informieren“, meint Michael Hortin. Und dafür sei eben der Blick über den Tellerrand hinaus wichtig.

x