Racketlon Das Vier-Spiele-Spiel für Rückschlagsportler

Tischtennis ist das erste Spiel.
Tischtennis ist das erste Spiel.

Hintergrund: Vier verschiedene Schläger in vier Spielen, die nacheinander ausgetragen werden. Das ist Racketlon, der perfekte Sport für jeden Rückschlagsportler. In 34 Ländern wird es gespielt. In der Pfalz sucht man Racketlon-Vereine vergeblich.

Alle mehr oder weniger Sportbegeisterten kennen Badminton, Squash, Tennis und Tischtennis. Was aber ist Racketlon? Wahrscheinlich haben Tennisspieler Frank Bohlender von SW Landau und Tischtennisspielerin Elena Stock vom TTV Edenkoben das noch nicht ausprobiert. „Kein Verein in deiner Nähe dabei? Gründe doch einfach einen“, schreibt der Racketlon-Verband.

Bei dieser Trendsportart stehen sich zwei Einzelspieler oder Doppel in allen vier Sportarten gegenüber. Es bedarf, wie es das englische Wort Racket schon sagt, eines Schlägers. Tischtennis bildet den Anfang. Es folgen Badminton und Squash, am Ende das Tennisspiel. Immer wird ein Satz bis auf 21 Punkte gespielt. Wer aus allen vier Sportarten zusammengerechnet die meisten Punkte erzielt, gewinnt das Racketlon-Match.

Mal was Neues ausprobieren

„Racketlon ist der perfekte Sport für jeden Rückschlagsportler“, sagt Jennifer Schmitz aus Köln. Sie ist Vorsitzende des 2008 gegründeten Deutschen Racketlon-Verbandes. Im April folgte sie auf Frank Kleiber, der sechs Jahre an der Spitze gestanden hat. „Ich bin ein Bekloppter, was Racketlon angeht. Außerdem spiele ich auch Badminton, Tennis und Tischtennis in Ligen in Deutschland“, sagt der 60-Jährige aus Moers, der Mann der ersten Racketlon-Stunde. Dazu kam er über einen Freund aus Thailand, mit dem er seit 25 Jahren immer mal wieder Squash spielt. Eines Tages sagte er zu ihm: „Gib mir mal einen Badmintonschläger, ich will mal was anderes spielen.“ Der Freund erwiderte: „Warum spielst du nicht Racketlon?“

Kleiber führt die Weltrangliste der über 60-Jährigen an. Bei der Worldtour mit 14 bis 16 Turnieren pro Jahr ist er bei sechs bis sieben davon vertreten. Im August stand mit den German Open auch ein Worldtour-Turnier in Nussloch mit 90 Weltklassespielerinnen und -spieler an. Die Deutsche Nathalie Vogel und der Niederländer Koen Haagerat siegten.

Zuerst der kleinste Schläger

Anfang der 1990er-Jahre wurde in Finnland und Schweden mit dem Vier-Spiele-Spiel begonnen, Wettkämpfe auszutragen. Die heute übliche Reihenfolge der Sportarten wurde gewählt: Man beginnt mit dem kleinsten Schläger und hört mit dem größten auf.

„Es ist absolut normal, dass Spieler, wenn sie zum ersten Mal zu einem Racketlon-Turnier kommen, zuvor nur in einer der vier Sportarten Erfahrungen gesammelt haben“, weiß Jennifer Schmitz. „Rückschlagsportler sind jedoch in der Lage, sich die Grundlagen aller vier Sportarten mit einem gewissen Trainingseinsatz sehr schnell anzueignen. Nach ihrem ersten Turnier werden wirklich alle Neulinge vom Racketlon-Fieber gepackt.“ Da jeder Punkt zähle, stehe oft die Taktik im Vordergrund.

Rund 150 Spieler in Deutschland

Die Racketlon-Gemeinde ist noch überschaubar. Es gibt in Deutschland nur 15 Vereine, die über Mannschaften verfügen. Rund 150 deutsche Spielerinnen und Spieler sind in der Weltrangliste der Federation of International Racketlon (FIR) vertreten. Vor Corona gab es in der Bundesliga 29 Mannschaften. „Wenigstens konnten wir im April wieder eine Hinrunde in der Bundesliga durchführen. Es traten 21 Teams mit je einer Spielerin und drei Spielern in der dreigeteilten Bundesliga an“, erklärt Schmitz. International erfreut sich das Spiel wachsender Beliebtheit. In 34 Ländern wird Racketlon gespielt. In der Pfalz sucht man bislang vergeblich einen Racketlon-Verein.

Gefragt nach den Besonderheiten, antwortet Jennifer Schmitz: „Als Tischtennisspielerin kann ich aus meiner Erfahrung sagen, dass der Druck in der eigenen Sportart sehr groß ist, da man ja besonders dort möglichst viele Punkte holen will. Man spielt daher definitiv anders als sonst beim Tischtennis, meist etwas auf Sicherheit, mit weniger Risiko. Das Ziel, dem Gegner möglichst viele Punkte abzunehmen, gelingt aber oft gerade im Tischtennis recht gut, wenn man mit Noppen-Außen- oder Antitopspin-Belägen agiert. Das mögen viele Gegner nicht.“

Der Gummi-Arm-Punkt

Am Ende entscheidet über den Sieg mitunter der „Gummi-Arm-Punkt“, wenn nach allen Sportarten Spieler gleich viele Punkte haben. Zunächst gibt es einen Losentscheid. Wer hier gewinnt, entscheidet sich für Auf- oder Rückschlag. Gespielt wird Tennis. Der Aufschläger hat einen einzigen Aufschlag. Landet dieser im Netz oder im Aus, ist das gesamte Racketlonmatch verloren. Schmitz: „Da haben schon die besten Tennisspieler Nerven gezeigt und gegen Gegner verloren, die schwächer waren als ihre Kontrahenten. Da das ja auch ein Nervenspiel ist, entwickelte sich der Name Gummi-Arm, der sogar international gebräuchlich ist.“

Es ist nicht einfach, sich die richtige Technik einer jeden Sportart anzueignen. Da ist viel Fleiß vonnöten. Die körperliche Fitness spielt ebenso eine Rolle, sind doch insbesondere Badminton und Squash zwei physisch anspruchsvolle Sportarten. Wichtig ist es auch, im Tennis die letzten Kräfte mobilisieren zu können.

Information

  • www.racketlon.de/vereine/
  • racketlon.net/Member-countries/
  • www.racketlon-nussloch.de

Mit Badminton geht es weiter.
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Der größte Schläger zum Schluss: Tennis.
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Drittes Spiel ist Squash.
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