Neustadt Das Herbarium des Dr. Lang

Sage und schreibe 20.718 Bogen mit gepressten Pflanzen umfasst das Herbarium von Walter Lang. Der Botaniker aus Erpolzheim erforscht die Pflanzenwelt von Jugend auf. Schon als Student begann er, Pflanzen zu sammeln und zu pressen. Neben vielen anderen Aktivitäten entstand so im Lauf der Jahrzehnte ein Lebenswerk, systematisch geordnet in Mappen und aufbewahrt in Stahlschränken.

Geboren wurde Walter Lang 1937 in Ludwigshafen, diesen Monat wird er 80 Jahre alt. Die ersten Lebensjahre verbrachte er in Flomersheim bei Frankenthal. Mit wachsendem Interesse an der Natur begleitete der Junge seinen Onkel zur Feldarbeit ins Dürkheimer Bruch. Damals war die Familie nach Erpolzheim umgezogen, wo Lang 1943 in die Schule kam. Er gehörte 1956 zum ersten Jahrgang, der am Dürkheimer Gymnasium das Abitur ablegte. Danach studierte er in Mainz Biologie, Geografie und Sport für das Lehramt an höheren Schulen. Beinahe seinen gesamten Schuldienst von über drei Jahrzehnten verrichtete er am Leininger Gymnasium in Grünstadt. Währenddessen gab es so manche Veränderungen im Schulsystem. „Die Einführung der Mainzer Studienstufe kam mir entgegen“, blickt Walter Lang heute zurück, „denn jetzt konnten die Schüler Biologie als Leistungskurs wählen.“ 1968 promovierte er zum Thema Edelkastanie, zudem veröffentlichte er regelmäßig Beiträge in der Fachliteratur, beispielsweise in den „Mitteilungen der Pollichia“. Themen aus der Fauna wie die Heuschrecken bildeten ebenfalls Schwerpunkte seiner Forschung. Über mehrere Jahre leitete er die Sammlungen der Pollichia, die damals noch im „Alten Museum“ in der Eichstraße in Bad Dürkheim untergebracht waren. Hinzu kamen praktische Arbeiten im Gelände, botanische Führungen sowie Tätigkeiten als Gutachter und in Landespflegebeiräten. Heute ist Lang einer der ältesten Pollichianer, außerdem Mitglied in weiteren Naturschutzverbänden und etlichen botanischen Gesellschaften. Bis heute unterstützt ihn in seinen vielen Interessen Ehefrau Gerlinde, mit der er seit über 50 Jahren verheiratet ist. Bis in die Länder des Vorderen Orients hat Walter Lang die Tier- und Pflanzenwelt erforscht. Die Presse sei immer dabei, erzählt er schmunzelnd und meint damit natürlich seine stabile Pflanzenpresse ... Aus entsprechend vielen Ländern stammen denn auch die Exemplare in seinem Herbarium, sorgsam mit Namen, Funddatum und genauem Fundort beschriftet. 1993 wurde für den Botaniker ein lang verfolgtes Ziel Realität: In der Schriftenreihe der „Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften“ gab er mit seinem Kollegen Peter Wolff den Verbreitungsatlas „Flora der Pfalz“ heraus. Immer wieder hat er dieses Werk mit Nachträgen aktualisiert, 2011 erschien es in digitalisierter Form. Wer so beständig wie Walter Lang die Natur erforscht, beobachtet zwangsläufig Veränderungen in der Umwelt. Der Rückgang vieler Arten beschäftigt ihn schon lange. „Unsere Landschaft ist geprägt durch die intensive Art der Bewirtschaftung“, stellt er fest. Von den Wildpflanzen, die fast oder gänzlich verschwanden, nennt er als Beispiel die Kornrade. Das früher bekannte Ackerwildkraut kommt im modernen Getreideanbau kaum noch vor. Der Artenschwund von Pflanzen, erklärt der Experte, lasse unweigerlich auch die Vielfalt der Tierwelt verarmen. Bei allen Aktivitäten und Kenntnissen hat sich Walter Lang immer seine bescheidene Art bewahrt. Dass die Wissenschaft zwei Pflanzen nach ihm benennt, erwähnt er im Gespräch nicht. Hier sei es dennoch verraten: Da ist zum einen das „Walter-Lang-Habichtskraut“, mit wissenschaftlichem Namen Hieracium walteri-langii, zum anderen die „Walter Brombeere“, Rubus walteri.

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