Neustadt „Besser als mancher Politiker“

Sieger der Sekundarstufe II: Laurenz Rieger, Leibniz-Gymnasium.
Sieger der Sekundarstufe II: Laurenz Rieger, Leibniz-Gymnasium.

Im Hannah-Arendt-Gymnasium wurde der Regionalentscheid für den Bereich Weinstraße im Wettbewerb „Jugend debattiert“ 2018 ausgetragen. 28 Schüler zweier Altersstufen traten an, die vergebenen Themen kontrovers zu debattieren.

Für die Teilnehmer ist es ein langer Tag. Am Vormittag stehen die Qualifikationsrunden auf dem Programm: Die Schüler der Sekundarstufe I müssen sich mit den Fragen „Sollen in öffentlichen Grünanlagen Sportgeräte für die Allgemeinheit aufgestellt werden?“ und „Sollen Läden auch an Sonntagen öffnen dürfen?“, auseinandersetzen. Die Sekundarstufe II erhält zwei andere Fragestellungen. Erst am Wettbewerbstag erfahren die Teilnehmer, gegen wen sie antreten und ob sie eine Pro- oder Contra-Stellung einnehmen müssen. „Das ist eine Herausforderung. Sie müssen zu Hause beide Möglichkeiten durchspielen und unter Umständen eine Position einnehmen, die nicht ihrer eigenen entspricht“, so Lena Martens, Lehrerin am HAG, die diese Veranstaltung betreut. „Wenn ich mich nicht für meine eigene Meinung einsetze, fällt es mir leichter, sachlich zu debattieren. Man ist dann nicht so emotionsgeleitet“, meint Laurenz Rieger vom Leibniz-Gymnasium Neustadt. Debattiert wird in Vierergruppen, jeweils zwei Teilnehmer vertreten Pro und Contra. Die vier Schüler mit den höchsten Punktzahlen in den beiden Qualifikationsrunden treten in der Finalrunde gegeneinander an. Eine Jury, die sich aus für diese Aufgabe geschulten Schülern und Lehrkräften zusammensetzt, bewertet die Wortgefechte nach Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Jeder Debattant wird bewertet und bekommt seine Stärken und Schwächen aufgezeigt. Nur so könne man sich verbessern, so Juror Julian Kröper, der bis 2016 selbst als Debattant dabei war. Denn es gehe darum, dass junge Menschen sich kritischen Fragen stellen, ihre Meinung vertreten, sich sachlich auseinandersetzen, zuhören und reden lernen, erläutert Martens. Und das bedarf Übung, weiß Laurenz: „In der 9. Klasse war ich erstmals dabei, da bin ich ausgeschieden. Ich habe mich dann kontinuierlich gesteigert und 2017 in Mainz die Finalrunde nur knapp verpasst.“ Laurenz ist ein gutes Beispiel, dass sich die Idee des Wettbewerbs verwirklichen lässt. Denn das Training soll sprachliche und politische Bildung, sicheres Auftreten, kommunikative Fähigkeit und Kritikfähigkeit fördern. In der letzten Runde debattieren die Finallisten der Sekundarstufe II über die Frage: „Sollen Gewalttaten gegen kommunale Amts- und Mandatsträger härter bestraft werden?“. Laurenz und Jasper vertreten die Pro-, Jacob Jendro und Marc Zirchner die Contra-Position. Zunächst hat jeder zwei Minuten Zeit, die Streitfrage aus seiner Sicht darzulegen. Dann folgt die eigentliche Aussprache, in der die Vier sich in zwölf Minuten einen verbalen Schlagabtausch bieten. Laurenz tritt souverän auf, die Erfahrung beim Debattieren ist ihm deutlich anzumerken. Aber auch Jasper, der das erste Mal dabei ist, schlägt sich tapfer. Auf der Gegenseite haben die Beiden mit Jacob Jendro einen starken Gesprächsgegner gefunden. In der Schlussrunde kann jeder Debattant nochmal zwei Minuten lang seinen Standpunkt zusammenfassen. Kurz vor Ende der Gesprächszeit signalisiert ein Glöckchen das Ende der Redezeit. Die Gegenseite muss nicht zwingend von der eigenen Auffassung überzeugt werden. Es geht in erster Linie um den Meinungsaustausch. Laurenz und Jasper vertreten die Ansicht, Politik dürfe nicht durch Gewalt beeinflusst werden, deshalb solle das Strafmaß erhöht werden. Die Gegenseite bleibt beim Nein. „Das läuft auf Ungleichheit hinaus. Besserer Schutz ja, aber dann für alle“, so Jacob. Die Jury lobt die Debatte, auch wenn sie etwas im Kreis gelaufen sei. „Besser als mancher Politiker“, meint Martens. Laurenz und Jacob gehen als Bestplatzierte hervor und dürfen sich nun am 11. April in Mainz beweisen.

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