Neustadt Barocke Klänge zum Jubiläum

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Lambrecht. Festlich und heiter war die Stimmung am Sonntag beim 350. Konzert in der Reihe der sommerlichen Abendmusiken in der ehemaligen Klosterkirche in Lambrecht, das von dem Speyerer Organisten Stephan Rahn und dem Elmsteiner Trompeter Axel Thirolf gestaltet wurde.

Die Kombination Trompete–Orgel war in der Barockmusik besonders beliebt. Die beiden Musiker hatten so ein Programm überwiegend mit Musik von barocken Komponisten zusammengestellt, das hervorragend zur 1777 von Johann Georg Geib aus Saarbrücken gebauten Orgel mit ihren zwei Manualen und 25 Stimmen passte, die zu einem erstaunlich großen Teil noch original erhalten ist. Rahn und Thirolf begannen das Konzert mit dem „Trumpet Voluntary“ des englischen Barockkomponisten John Stanley, einem wahren „Ausrufezeichen“ , bei dem die helle Trompete den Ton angab und die Orgel eher begleitende Funktion hatte. Das ergibt sich keineswegs aus der Sache selbst, denn ein „Voluntary“, benannt nach dem englischen Wort für spontan, wurde meist für Orgel geschrieben, und ein „Trumpet Voluntary“ dementsprechend fürs Trompetenregister, nicht etwa für die Trompete. Aber mit echter Trompete klang es umso festlicher. Von Bernardo Storace, einem frühen italienischen Barockkomponisten, weiß man sehr wenig. Stephan Rahn spielte als Orgelsolo ein Stück von ihm mit dem ungewöhnlichen Titel „Ballo della Battaglia“ (etwa: Schlachtentanz“), ein eigentümliches, rhythmisch drängendes, energiegeladenes Stück, bei dem über den Bläserstimmen der Orgel eine sehr tiefe Basslinie liegt. Die Sinfonia in D-Dur von Giuseppe Torelli, das nächste Stück, hatte vier Sätze, in denen die ausgewogene Verteilung des Hauptakzents mal auf die Trompete, dann auf die Orgel auffiel. Der dritte Satz mit der Bezeichnung „Grave“, der einzige wirklich langsame und meditative, ist ein Orgelsolo. Torelli war mehrere Jahre in Ansbach und Wien tätig und galt zu seiner Zeit als Neuerer mit vielen Ideen zur konzertanten Musik. Johann Pachelbel gehört zur süddeutsch-barocken Orgeltradition. Er scheint eine gewisse Vorliebe für Variationswerke gehabt zu haben, nicht nur sein berühmter Kanon zeugt davon, auch das Orgelsolo, das Stephan Rahn von ihm spielte: neun Variationen oder Partiten zum Choral „Was Gott tut das ist wohlgetan“. Der Choral findet sich noch heute in evangelischen wie katholischen Kirchengesangbüchern, und Pachelbel dekliniert ihn durch auf jede nur denkbare Art. Es machte Spaß, die Grundmelodie durch die verschlungenen Variationen zu verfolgen. Im folgenden Programmpunkt kombinierten Rahn und Thirolf dann zwei Stücke, Choräle, von zwei verschiedenen Komponisten, die eigentlich nichts miteinander zu tun haben, aber gut miteinander harmonieren: „Jesu bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach und „Allein Gott in der Höh sei Ehr“ von Georg Philipp Telemann. Eigentlich nicht mehr in die Barockzeit gehört dagegen das originelle Mozart`sche Werk KV 594, Adagio und Allegro für das Orgelwerk einer Uhr, entstanden im Winter 1790/91 für eine Flötenuhr im Kuriositäten-Kabinett des Grafen Deym in Wien. Musikautomaten waren damals schwer im Kommen, und das Stück macht sich vor allem die „Flötentöne“ der Orgelregister zunutze. Zum Schluss gab es von den beiden Musikern dann noch einmal Barockmusik von der festlichsten Art mit Georg Friedrich Händels Suite in D-Dur mit fünf Sätzen, virtuos und strahlend. Das Konzert war gut besucht, und lang anhaltender Beifall belohnte die beiden Künstler.

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