Neustadt Arthouse: Finding Vivian Maier

Neustadt. 2007 ersteigerte der Chicagoer Hobby-Historiker John Maloof einen Karton voller Negative aus den 50ern und 60er Jahren. So kam er auf die Spur jener mysteriösen Vivian Maier, die, nachdem Maloof 2009 ihre entwickelten Fotos ins Internet stellte, heute als eine der wichtigsten Fotografinnen der USA gilt. Maier ging scheinbar nie ohne ihre zweiäugige Rolleiflex aus dem Haus, fotografierte obsessiv Straßenszenen in Chicago und New York und machte allein ca. 100.000 Schwarzweißaufnahmen, dazu kamen auch Farbfilme. Ihre Fotos bestechen durch ihren zugleich neugierigen wie empathischen Blick und erzählen kleine Kurzgeschichten – doch der Großteil war unentwickelt. Maloff, heute der offizielle Nachlassverwalter der 2009 Verstorbenen, will in diesem Film mit Interviews und Nacherzählungen das Puzzle ihres Lebens zusammensetzen. 1926 in New York als Tochter einer Französin und eines Österreichers geboren, pendelte Maier zwischen den USA und Frankreich; in Chicago arbeitete sie 40 Jahre als Kindermädchen. Niemand wusste vom Talent der Amateurstraßenfotografin, die als unzugängliche Einsiedlerin galt und gegen Ende ihres Lebens verwahrloste. Die erwachsenen Kinder, die Maier als Nanny betreute, deuten allerdings an, dass diese auch sehr unangenehm sein konnte. Das Werk und die Biografie zusammenzubringen, ist dem konventionell inszenierten Film zwar nicht gelungen. Vielleicht gerade deshalb aber ist das Porträt dieser großen Unbekannten so spannend.

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