Neustadt Als „Quereinsteiger“ zuständig für 500 Mitarbeiter

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Als Technischer Leiter hat er vor einigen Jahren bei den Wichern-Werkstätten begonnen, nun ist er Einrichtungsleiter: Stefan Schreiber trägt die Verantwortung für alle sechs Zweigstellen der anerkannten Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in Haßloch, Ludwigshafen, Landau und Bellheim und Speyer.

So groß wie anfangs gedacht sind die Unterschiede zu seinen früheren beruflichen Aufgaben gar nicht, findet der neue Einrichtungsleiter. Im Dezember 2016 hat er den Schreibtisch seines Vorgängers Roland Balthasar übernommen, der über 30 Jahre lang die Werkstätten für Menschen mit psychischer Behinderung bei der Evangelischen Heimstiftung Pfalz geleitet hatte. „Damit hat er diese Position stark geprägt“, findet sein Nachfolger, der seit 2013 für die Wichern-Werkstätten arbeitet und zuletzt als Technischer Leiter verantwortlich zeichnete. Von einem Ingenieurbüro ist der 40-Jährige als „Quereinsteiger“ in die Werkstätten gewechselt: „Schon einige Jahre zuvor hatte ich mir überlegt, dass ich mich beruflich noch einmal verändern will. Etwas Sinnstiftendes sollte es sein. Ohne diese Stelle, die in der Rückschau sogar noch besser gepasst hat als erwartet, wäre ich vielleicht weiter in meiner früheren Branche geblieben.“ Den Wechsel hat Schreiber nie bereut, denn er schätzt die Arbeit mit seinen Mitarbeitern und Beschäftigten: Letztere sind, verteilt auf alle sechs Zweigstellen, rund 500 Menschen, die aufgrund ihrer psychischen Behinderung derzeit nicht in der Lage sind, einer Tätigkeit auf dem ersten Arbeitsmarkt nachzugehen. „Anknüpfungspunkte an meine gelernte Tätigkeit gibt es trotz der groß aussehenden Unterschiede also sehr viele“, betont Schreiber. Nach zwölf Jahren in einem Ingenieurbüro sei er Projektplanung, das Betreuen von Kunden, Steuerung, Abrechnungen und das Einhalten geltender Normen gewohnt. Das alles gebe es auch in den Werkstätten. Ein wichtiger Punkt sei aber schon immer das Qualitätsmanagement für ihn gewesen. Neu sind für ihn nun auch übergeordnete Aufgaben wie das Aufnahmeverfahren, der Berufsbildungsbereich und der Arbeitsbereich der Werkstatt. In mehreren Lehrgängen muste sich der Südpfälzer zunächst noch intensiver in die Rechtsgrundlagen einarbeiten, als er es schon in bisherigen Zeitspanne im Leitungsteam kennengelernt hatte, vor allem in das Sozialgesetzbuch (SGB) IX. Der Umbruch in den gesetzlichen Rahmenbedingungen habe ihn „viel Einarbeitungszeit“ gekostet. In den Wichern-Werkstätten möchte Schreiber vor allem für die Menschen da sein. „Meine Kollegen, mit denen ich vorher auf einer Hierarchie-Ebene zusammengearbeitet habe, erhalten jetzt Anweisungen von mir“, erklärt Schreiber, woran er sich erst noch gewöhnen muss. Zurzeit ist die Gruppe Palettenbau in Haßloch untergebracht, da in Bellheim gerade umgebaut wird. Mit Tischler Georg Schroth stellt die Gruppe Paletten in Sondergröße und Zäune für die Anpflanzung im Wald her oder funktioniert Weinkisten zu Pflanzenkübeln um. Als „Zwischenprojekt“ freuten sich die Beschäftigten, auch schöne Sitzmöbel und Tische aus den Paletten herzustellen. „Das motiviert alle und ist für sie etwas Besonderes“, freut sich Schreiber. Sehr wichtig ist ihm, für seine Mitarbeiter greifbar zu sein. „Hallo, Herr Chef“, ruft ihm entsprechend ein Mitarbeiter auf dem Flur zu. Schreiber ist sicher, dass der Bedarf an Werkstatt-Arbeitsplätzen für Menschen mit psychischer Behinderung weiter steigen wird: „Die Wichern-Werkstätten werden auch in den nächsten Jahren einen wichtigen Beitrag für deren Teilhabe am Arbeitsleben leisten.“

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