Ludwigshafen Wochenspiegel:

Das Theater will sein Publikum nicht nur gut unterhalten, sondern auch gesellschaftliche und politische Missstände aufzeigen. Es ist vor diesem Hintergrund nicht nur das gute Recht von Noch-Intendant Hansgünther Heyme, sondern seine Pflicht, mit seiner Kritik am Ludwigshafener Politikbetrieb nicht hinterm Berg zu halten. Es traut sich ja sonst kaum einer, Tacheles zu reden, wenn die große schwarz-rote Stadtratskoalition nach außen auf Friede, Freude, Eierkuchen macht. Es ist unstrittig, dass es vor über einem Jahrzehnt ein großer Coup war, Heyme nach Ludwigshafen zu holen. Der bald 80-Jährige hat hier sehr viel bewegt. Er hat stets den Eindruck vermittelt, dass es ihm um die Stadt und die Menschen geht. In seinen Abschiedswutreden kreist er jedoch sehr um sich selbst. Und macht es dem Neuen schwer. Dass die Ludwigshafener Mädchenwerkstatt und die Koordinierungsstelle zur beruflichen Orientierung für Migrantinnen in dieser Woche dank einer mündlichen Finanzierungszusage aus Mainz auf den letzten Drücker vor der Schließung bewahrt worden sind, ist ein Weihnachtswunder. Seit Sommer war die Schließung der Projekte beschlossene Sache, weil die europäischen Fördermittel ausgelaufen sind. Woher die Landesregierung jetzt plötzlich die Gelder für ein weiteres Jahr genommen hat, weiß nur das Christkind. Das Thema ist damit längst nicht vom Tisch. Die elf Mitarbeiterinnen müssen wie schon die vergangenen zehn Jahre weiter darum bangen, dass ihre befristeten Arbeitsverträge auslaufen. Und die Frauen und Mädchen könnten vielleicht schon im Jahr 2016 eine ganz wichtige Anlaufstelle verlieren. Im Westendviertel ist seit der Schließung des Musikclubs „London Underground“ Ruhe eingekehrt. Nach einer Drogen-Razzia hat die Stadt den Laden dichtgemacht. Doch die Betreiber würden gerne weitermachen. Darüber müssen jetzt Juristen entscheiden. Die Position der Anwohner ist klar: Keine Disko mehr. Doch wenn jemand anderes wiedereröffnen will, dann dürfte die Stadt wenig dagegensetzen können. Es sei denn, der Betrieb einer Diskothek an diesem Standort würde generell untersagt oder nur noch unter strengen Auflagen ermöglicht. Dafür spräche einiges: Schließlich sind zig Millionen in die Sanierung und Aufwertung des Westends gesteckt worden. Und zur Wohnqualität gehört auch ein ruhiges und angenehmes Umfeld.

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