Ludwigshafen Wo die Wassermänner zusammenkommen

91-55282714.jpg

Von der Quelle in den Schweizer Alpen bis zur Mündung in die niederländische Nordsee zeigt die Dokumentation „Rheingold – Gesichter eines Flusses“ den Rhein von oben. Die 26-jährige Lena Leonhardt, die an der Filmakademie Baden-Württemberg studiert und zusammen mit Peter Bardehle Regie geführt hat, war zu Gast im Mannheimer Cineplex, um ihren Film vorzustellen.

Auf den Plakaten und im Abspann der Reisedokumentation wird Lena Leonhardt neben Peter Bardehle („Die Alpen - Unsere Berge von oben“) als Regisseurin genannt. Dabei ist sie, wie sie in Mannheim erläuterte, erst spät zu dem Projekt gekommen, als alle Aufnahmen schon im Kasten waren. Das ursprüngliche Konzept stammt von der Freiburger Journalistin Sigrid Faltin und dem Hamburger Peter Bardehle, der den Film auch produziert hat. Nach den Dreharbeiten sei er auf der Suche nach einer jungen dritten Person mit einem frischen Blick gewesen, berichtete Leonhardt. „Er suchte nach einer kreativen Nachwuchsregisseurin“, führte sie aus. „Ich sollte mich auf die Suche nach den Mythen des Flusses machen und die Verbindung zu Richard Wagners ,Rheingold’ recherchieren.“ Der neue Zugang zu den Bildern, der Bezug zu Wagners Oper war angeraten, weil im Fernsehen bereits 2013 der sehr ähnliche Mehrteiler „Der Rhein von oben“ zu sehen war. Ebenfalls eine Bardehle-Produktion mit allgemeiner gehaltenem Kommentar, von dem man sich nun für die Kinoversion abgrenzen wollte. „Meine Aufgabe war es, aus dem schon vorhandenen Material eine Geschichte zu spinnen, die den Rhein mit seinen Mythen und Wagner verknüpft“, so Leonhardt. Lena Leonhardt hat die bisweilen arg pathetischen Texte verfasst, die anschließend von Ben Becker und Anne Moll eingelesen wurden. „Wo meine beiden Wassermänner zusammenkommen, verbinden sie sich, und wir reisen gemeinsam unserer Mutter entgegen“, erklärt Becker da zum Beispiel, als Luftaufnahmen vom Zusammenfluss von Vorder- und Hinterrhein im schweizerischen Graubünden zu sehen sind. Der Off-Kommentar, der mit der Zeile „Heilige Wasser rinnen von Himmelsbergen“ beginnt, sei schon eine sehr pathetische Geschichte, bestätigt Leonhardt. „Das hängt mit dem mythenschweren Rhein zusammen.“ Ben Becker gibt mit seiner markigen Bassstimme den raunenden Beschwörer, den personifizierten Fluss, den uralten Vater Rhein oder den bärenstarken Flussgott Rhenus, eine übermächtige Gestalt jedenfalls, die die Menschen zugleich bewundern und fürchten. „Ich habe viele Völker gesehen, Kelten, Römer, Franken, Alemannen, viele andere. Sie kamen und gingen, ich bin geblieben. Keiner konnte mich besitzen“, brummt der Rhein selbstgewiss. „Ich habe ja keine Eile. Was sind schon tausend Jahre ...“„Wir haben versucht, dem Fluss eine Persönlichkeit zu geben“, sagt Lena Leonhardt. „Den Fluss sprechen zu lassen, lag irgendwann auf der Hand.“ Die Filmbilder, die zu sehen sind, zeigen freilich nicht die Perspektive des Flusses, sondern sind von oben herab aufgenommen, aus der Vogelperspektive, die „Rheingold“ kein einziges Mal verlässt. Die Cineflex-Kamera, die der US-amerikanische Rüstungskonzern General Dynamics ursprünglich für die NASA entwickelt hat, müsse man sich vorstellen wie ein Auge, das an einem Helikopter angebracht sei, erläutert Leonhardt. Die Kamera selbst ruhe dabei in einem Kugelbett, das erschütterungsresistent sei und auch aus weiter Entfernung wackelfreie Aufnahmen mache. Die Ludwigshafener Rheingalerie rückt gleich am Anfang des Films, noch vor dem Titel, ins Bild. Später, als der Flug die Region wieder erreicht, sind zu sehen die Dome zu Speyer und Worms, der Mannheimer Wasserturm und die Quadrate und die Ludwigshafener BASF bei Nacht: „Die Stadt als Fabrik, die niemals schläft.“

x