Ludwigshafen „Wir wollen zu den Wurzeln zurück“

Ihr spielt in Ludwigshafen in einer Kirche. Momentan wird gerade über sinkende Mitgliederzahlen der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland diskutiert. Wie sieht’s bei den Prinzen aus – seid ihr Mitglieder einer Kirche?

Zwei von uns: Wolfgang Lenk und meine Wenigkeit sind Mitglied der Evangelischen Kirche. Wir zahlen nicht nur Kirchensteuer, sondern sind auch aktive Gemeindemitglieder. Apropos Resonanz. Wie läuft denn das neue Album? Das läuft sehr zufriedenstellend. Wir sind das erste Mal seit 16 Jahren mit einem Album wieder in die Top Ten in Deutschland gekommen. Das Schöne ist außerdem, dass die Prinzen auch auf dem Nummer-eins-Album „Tauschkonzert“ vertreten sind. Und außerdem sind wir auf einem MTV Unplugged-Album, das ebenfalls Platz eins in den Charts belegte, zu hören. Außerdem sind wir in den Radiocharts – also kurz gesagt: Die Prinzen sind momentan in den deutschen Charts sehr fett vertreten. Ist das ein royales Comeback für die Prinzen? Nein. Wir waren ja nicht weg, auch wenn’s ein bisschen ruhiger in der Öffentlichkeit um uns war. Aber es hat sieben Jahre gedauert, bis ihr ein neues Studioalbum herausgebracht habt. Das ist korrekt. Es hat solange gedauert, weil wir keine Plattenfirma mehr haben, die uns drängelt. Wir bestimmen, wann ein Album fertig ist und wir damit zufrieden sind. Durch die Teilnahme an der TV-Show „Sing meinen Song – das Tauschkonzert“ ist dann schon noch mal Dynamik in die Sache gekommen. Sebastian Krumbiegel und Tobias Künzel waren in den vergangenen Wochen durch die TV-Show „Tauschkonzert“ viel im Fernsehen zu sehen. Ist das gut für die Prinzen gewesen – wegen der Popularität? Es ist immer gut präsent zu sein. Fernsehminuten sind heute sehr kostbar. Und wann kann eine Band einfach einen Song singen und über Musik reden? Das ist eine Sendung, in der es nur um Musik geht. Wo gibt’s denn das noch im deutschen Fernsehen? Normalerweise bekommt man Angebote für Auftritte in Quizsendungen oder so. Von daher sind wir Vox und dem Erfinder des Formats „Tauschkonzert“ sehr dankbar. Wer hatte die Idee zu der Sendung, Xavier Naidoo? Nein, Xavier hat das nicht erfunden, das war ein Holländer. Der hat lange gesucht, bis er einen deutschen Sender für das Format gefunden hat. Da dürften sich einige ärgern, dass sie das nicht gemacht haben. Als Fernsehzuschauer hatte man bei der Sendung den Eindruck, die Prinzen bestehen nur noch aus den beiden Sängern. Hat das den Rest der Band gestört? Nein, gar nicht. Wolfgang und Jens waren mit dort, als unsere neue Single „Er steht im Regen“ vorgestellt wurde. Ich hätte auch mitgekonnt, war aber leider in der Woche, als aufgezeichnet wurde, im Krankenhaus. Aber Andreas Bourani ist freundlicherweise für mich eingesprungen und hat meine Stimme übernommen. Seitdem sind wir auch ganz dicke befreundet. Und inzwischen sind wir auch gemeinsam mal aufgetreten. Im Juni habt ihr in der Leipziger Oper einen Riesenauftritt hingelegt mit Xavier Naidoo und Andreas Bourani als Gaststars. Das war total unkompliziert und war ein nachhaltiger Erfolg in Leipzig. Ich werde heute noch darauf angesprochen – und das bedeutet was in unserer schnelllebigen Zeit. Wenn ihr im September in Ludwigshafen auftretet, wird dann Xavier Naidoo wieder mit von der Partie sein – er wohnt ja hier in der Region? Wir werden ihn auf jeden Fall einladen, aber er hat einen vollen Terminplan und ist selbst auch auf Tour. Ich weiß nicht, ob’s an dem Tag klappen wird. Gut möglich ist aber auch, dass jemand von seiner Band vorbeischaut – das ist ja nur ein Katzensprung nach Mannheim. Dort werden wir übrigens im August sein. Wir proben fürs „Weihnachtstauschkonzert.“ Das war vergangenes Jahr ein Treffen der Musiker vom „Tauschkonzert“ auf einer Berghütte. Das wird diesmal wieder genauso sein. Und vorher proben wird das in Mannheim, weil die Mehrheit der Musiker der „Tauschkonzert“-Band aus dieser Region kommt. Tobias Künzel hat bei „Sing meinen Song“ ein beachtliches Schlagzeugsolo hingelegt. Braucht ihr noch euren eigentlichen Drummer Alexander „Ali“ Zieme? Den brauchen wir. Tobias steht lieber vorne am Mikrofon in der Mitte, als hinten am Schlagzeug zu sitzen. Er hat wie Sebastian mal Schlagzeug studiert und hat noch zwei Bands nebenher, wo er ab und zu als Schlagzeuger mitspielt – wenn dazu Zeit ist. Was werden die Ludwigshafener von euch zu hören bekommen? Die neuen Songs von der neuen CD „Familienalbum“ oder auch die alten Hits? Es ist ein Popkonzert in einer Kirche mit einem großen Spektrum. Klar sind einige neue Songs dabei. Aber wir sind eine Band, die den Fans auch Evergreens nicht vorenthalten will. Wir singen auf jeden Fall Sachen wie „Küssen verboten“, „Alles nur geklaut“ oder „Millionär“. Und wir greifen ganz weit auf unsere Chorvergangenheit zurück. Drei von uns waren im Leipziger Thomanerchor und einer im Kreuzchor. Wir sind musikalisch in Kirchen groß geworden, und das wird beim Konzert auch kurz angedeutet werden. Sing ihr was Klassisches? Ja. Ohne Mikro und Technik. Wie man das in einer Kirche so macht. Auf der neuen CD sind viele a capella-Stücke zu hören. Gehen die Prinzen wieder zurück zu ihren musikalischen Wurzeln? Das haben wir voll bewusst gemacht. Wir wollten zu den Wurzeln zurück, zu dem Stil wie beim ersten Album, das wir mit Annette Humpe vor 24 Jahren produziert haben. Das war sehr gesangslastig. Wir waren jetzt beim neuen Album zwischendurch auch mal skeptisch, ob wir nicht noch ein paar Instrumente wie Gitarre oder Klavier dazu nehmen. Aber haben uns dann gesagt: Wir bleiben konsequent bei diesem Weg. Das hat funktioniert. Ihr seid 2013 schon einmal in der Friedenskirche aufgetreten – wie war’s, dort zu spielen? Ich habe mir gemerkt, dass die Kirche rund ist und einen Fahrstuhl hat – welche andere Kirche hat denn einen Fahrstuhl. (lacht) Generell ist es sehr spannend für uns, in Kirchen aufzutreten. Das passt zur unserer Chorvergangenheit. Und man kann mit dem Publikum auf Tuchfühlung gehen. Das ist an anderen Orten nicht so möglich. So nah wie in einer Kirche ist das Publikum sonst nicht an den Künstlern dran. Also ist es etwas Besonderes, in der Kirche zu spielen? Das Publikum ist am Anfang immer etwas reserviert und fragt sich, darf man hier mitsingen und klatschen. Es dauert so 20, 30 Minuten, bis das Eis gebrochen ist. Man darf also in der Kirche mitgehen? Natürlich, ja. Ihr bekommt im Herbst den Europäischen Kulturpreis – den hat übrigens schon der Leipziger Thomanerchor bekommen. Schließt sich da ein Kreis, vier Mitglieder der Prinzen haben ja als Jugendliche dort gesungen? Ja, auf jeden Fall. Sebastian, Wolfgang, Tobias und ich waren im Thomanerchor. Wir sind sehr glücklich über den Preis. Das ist eine hohe Auszeichnung für uns, wenn man sieht, wer da noch Preisträger ist. Neben dem Thomanerchor zum Beispiel auch Kurt Masur. Das sind ja alles keine Pappnasen. Dass wir den Preis nun bekommen, liegt vielleicht daran, dass dieses Jahr 25 Jahre Wiedervereinigung gefeiert wird und wir aus Leipzig kommen. Das war ja die „Heldenstadt“. Heute wird die Montagsdemo auf dem Ring missbraucht und viel Unsinn dabei gerufen. Aber wir freuen uns auf den Preis und werden uns dafür bei der Verleihung musikalisch bedanken. Und wir werden unseren schicksten Anzug anziehen. Termin & Karten Das Konzert der Prinzen in der Friedenskirche findet am 9. September, 20 Uhr, statt. Karten gibt’s im Gemeindebüro der Friedenskirche, im Kiosk Heidelberger, Leuschnerstraße, bei Tabakwaren Völker, Goerdeler Platz 16, bei Schreibwaren Rezvani, Hohenzollernstraße 71, in der Touristinfo am Berliner Platz 1 und im Internet unter www.Kulturkirche-Ludwigshafen.de.

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