Ludwigshafen „Wie ein beschaulicher Vorort“

Bei ihrem Aufenthalt in Deutschland verbinden Austauschstudenten aus Japan und China die Pflicht mit dem Angenehmen: Drei Wochen lang sind 34 Studenten aus den Partneruniversitäten an der Ludwigshafener Hochschule zu Gast. Neben dem Besuch von Vorlesungen und Lerngruppen unternehmen sie Ausflüge und fahren nach Brüssel, um sich ein Bild von der europäischen Politikzentrale zu machen.

Doch gestern machten sie sich erst einmal mit Sabine Klein und Alexandra Ege, die im International Office arbeiten und den Austausch leiten, auf und erkundeten Ludwigshafen. Für die Studenten ist das ein ganz neues Erlebnis. Denn die meisten von ihnen sind in Millionenstädten wie Tokio oder Peking aufgewachsen. „Dagegen wirkt Ludwigshafen wie ein beschaulicher Vorort“, meint die 19-jährige Misaki Kobayashi auf Englisch, die aus der japanischen Hauptstadt Tokio stammt. Da pflichtet ihr auch Takaaki Sato bei, der in der japanischen Millionenstadt Kioto lebt. Doch gerade das gefalle ihm an Ludwigshafen so gut, meint er. Vorgestern kamen die letzten Austauschschüler in Ludwigshafen an. Der mehrstündige Flug und die Zeitverschiebung stecken ihnen noch in den Knochen. Trotzdem lauschen sie interessiert der Stadtführerin Elke Galle. Auch wenn das Wetter in China und Japan der Hitze in Ludwigshafen gleicht, freut sich die Gruppe über den kurzen Halt in der kühlen Ludwigskirche. Für fast alle Studenten ist die Sommerschule an der Ludwigshafener Hochschule die erste Reise nach Deutschland, die meisten sind sogar das erste mal in Europa. Die 20-jährige Xiaoshan Jiang ist vor allem von der Architektur begeistert. Für einen kurzen Moment mischt sie sich unter die Ludwigshafener, die den Abriss der „Tortenschachtel“ beobachten. Doch in Gedanken ist sie bei ihren ehemaligen Klassenkameraden, die in der chinesischen Hafenstadt Tianjin leben. Dort kam es am Mittwoch- abend zu zwei heftigen Explosionen in einem Industriegebiet, bei denen fast 50 Menschen ums Leben kamen. Ihren Freunden sei aber nichts passiert, erzählt sie. Als der Stadtrundgang an einem chinesischen Restaurant vorbeiführt, zieht es die Gruppe auseinander. Einige sind begeistert: Dem heimischen Essen bleiben die Studenten auch in Deutschland treu. Doch Mayuko Tsuji aus der japanischen Stadt Gifu hat bereits ein deutsches Gericht gegessen: „Schnitzel!“, sagt sie und hält ein Foto von der Speisekarte hoch. Das Wort „Schnitzel“ gehört zu den wenigen deutschen Wörtern, die Tsuji in ihren Wortschatz aufgenommen hat. Misaki Kobayashi aus Tokio erzählt von ihrer Lieblingsfrucht: Nach „Ananas“ könne sie natürlich schon auf Deutsch fragen, berichtet sie stolz. Die Studenten belegen in der Sommerschule einen Deutschkurs, den sie mit einem Test bestehen müssen. Mit diesem Wissen können sie sich dann auch nach dem nächsten asiatischen Restaurant erkundigen. (sor)

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