Ludwigshafen Was Ex-Präsidenten und Kanzlerkandidaten so lesen

Die Harry-Potter-Euphorie ist zwar noch nicht ganz verklungen, aber sie lässt deutlich nach. Martin Suters neuer Roman „Elefant“ war im Januar in der Rhein-Neckar-Region gefragt, aber auch der zweite Teil von Elena Ferrantes vierteiliger Neapel-Saga findet viele Leser.

Was für Bücher Donald Trump liest, ob er überhaupt etwas liest außer Twitter-Nachrichten, darüber ist nichts bekannt. Der frühere amerikanische Präsident Barack Obama jedenfalls hat, kurz bevor er den Sessel im Weißen Haus räumen musste, der „New York Times“ ein Interview gegeben, darin über seine Lektüre gesprochen, und wie sie ihm bei seiner Amtsführung geholfen hat. Selbstverständlich nannte Obama in dem Gespräch, das die „Süddeutsche Zeitung“ nachgedruckt hat, die Rassismus anklagenden Bücher der Nobelpreisträgerin Toni Morrison. Er sprach aber auch hierzulande weniger bekannte Autoren wie Marilynne Robinson an oder Junot Díaz, dessen Romane um Erfahrungen von Immigranten in Amerika kreisen. Geradezu enthusiastisch äußerte sich der scheidende Präsident aber über den chinesischen Science-Fiction-Autor Cixin Liu. „Unheimlich fantasievoll und interessant“, schwärmte Obama von „Die drei Sonnen“, die in Deutschland auf der „Spiegel“-Bestsellerliste Ende Januar auf Platz 4 standen. Die Lektüre habe ihm auch deshalb so viel Spaß gemacht, „weil meine täglichen Probleme mit dem Kongress dagegen ziemlich klein wirkten. Aliens marschieren ein!“, meinte Obama lachend. Was Martin Schulz, designierter SPD-Kanzlerkandidat und früherer Buchhändler in Würselen, am liebsten liest, hat die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ erforscht. Es sind schon etwas ältere Bücher, aber Klassiker, mit denen es sich ein Kandidat mit keiner Wählerschicht verdirbt: Romane von John Steinbeck und Krimis von Georges Simenon. Krimis stehen ja sowieso in der Publikumsgunst ganz oben, wie sich nicht nur an Bestsellerlisten ablesen, sondern auch aus dem Fernsehprogramm ersehen lässt. Nicht verwunderlich ist es daher, dass die Verlage für das eben erst angebrochene Jahr 2017 auch wieder eine stattliche Anzahl neuer Krimis ankündigen. Unter den bewährten Bestsellerautoren ist Sebastian Fitzek, der mit „Das Paket“ immer noch auf den Listen vertreten ist. Von ihm soll im März ein neuer Thriller erscheinen. Er wird „AchtNacht“ heißen und von einem Verbrecher handeln, der im Internet seine Follower zum Mord anstiftet. Die unermüdliche Donna Leon kündigt mit „Stille Wasser“ den 26. Fall ihren Commissario Brunetti an. Die in Venedig lebende Amerikanerin liefert in einem Interview auch gleich noch eine psychologische Erklärung für die nicht nachlassende Faszination, die von Krimis ausgeht. Es schockiere sie, „dass wir es unterhaltsam finden, unseren Mitmenschen dabei zuzusehen, wie sie leiden“. Leiden werden auch die zahlreichen Fans der Harry-Potter-Erfinderin Joanne K. Rowling. Sie schreibt zwar wirklich, wie sie es mitgeteilt hat, unter ihrem Pseudonym Robert Galbraith an einem weiteren Krimi. Er werde aber nicht mehr, wie angekündigt, in diesem Jahr erscheinen. Jubeln dürfen dagegen die Asterix-Fans. Im Oktober soll der 37. Band der Serie erscheinen. Wie er heißt und wohin die Reise diesmal geht, verrieten Texter Jean-Yves Ferri und Zeichner Didier Conrad, die die Nachfolge des betagten Albert Uderzo und des verstorbenen René Goscinny angetreten haben, allerdings noch nicht. Ein neuer Roman von Jojo Moyes, die durch „Ein ganzes halbes Jahr“ und dessen Verfilmung berühmt wurde, ist im Januar gegen alle Gewohnheit noch vor der gedruckten Ausgabe als Hörbuch auf den Markt gekommen. Als „Im Schatten das Licht“, die laut Verlagsankündigung „bewegende Geschichte über Freundschaft, Treue und Verlust“, nun herauskam, schoss das Buch Anfang Februar gleich auf Platz eins der „Spiegel“-Bestsellerliste. Hier stand kürzlich noch Elena Ferrante mit „Die Geschichte eines neuen Namens“, dem zweiten Teil ihrer vierteiligen Neapel-Saga. Teil drei, „Die Geschichte der getrennten Wege“, soll im Mai, der letzte Teil, „Die Geschichte des verlorenen Kindes“, im Oktober erscheinen. Martin Suters „Elefant“ hat sich im Januar ebenfalls sofort nach Erscheinen an die Spitze der Bestsellerlisten gesetzt. Der Schweizer Bestsellerautor, von dem schon einige Romane verfilmt wurden, spielt diesmal mit Krimi- und Kolportageelementen und führt in einer Art modernem Märchen den Leser in die Schweizer Obdachlosenszene ein wie in die Labors der globalisierten Gentechnik-Mafia. Einen Krimi empfiehlt auch Ursula Malchau vom Buchladen Gartenstadt. „Gefrorener Schrei“ von Tana French hat längst die Bestsellerlisten erobert. Antoinette Conway, die Ich-Erzählerin, macht sich mit ihrem Kollegen Stephen Moran daran, den Mord an einer jungen, hübschen Frau aufzuklären. Was auf den ersten Blick wie eine typische Beziehungstat aussieht, erweist sich als äußerst kompliziert. Und offenbar behindert jemand in der Mordkommission ihre Aufklärung. „Tana French schreibt intelligente, spannende, atmosphärisch und sprachlich stimmige Kriminalromane“, findet Ursula Malchau. „Gefrorener Schrei“ sei wieder ein meisterhafter Roman von ihr.

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