Ludwigshafen Von neuen Ideen und alten Problemen

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Kein neuer Standort

Die Parkinsel pur, ganz ohne Kinozelte und roten Teppich, dafür Strandkörbe, Stehtische mit Kaffee und Mineralwasser auf der Wiese: Für Filmfestivaldirektor Michael Kötz war das bei der Sommerredaktion am Fuß der Inselbastei ein ungewohnter, aber gleichwohl zauberhafter Anblick. Der 64-Jährige steckt gerade mitten in den Vorbereitungen für das 64. Internationale Filmfestival Mannheim-Heidelberg, das vom 9. bis 24. Oktober an einem neuen Standort über die Bühne gehen wird: Vom Heidelberger Schlossgarten ziehen die Kinozelte auf den großen ehemaligen Paradeplatz der Campbell Barracks in der Heidelberger Südstadt. Das zwölfte Festival des deutschen Films vom 15. Juni bis 3. Juli 2016 indes wird wie gewohnt im magischen Ambiente auf der Parkinsel stattfinden. Der Ludwigshafener Festival-Standort begeistere Publikum und Filmschaffende gleichermaßen, stellt Kötz Jahr um Jahr aufs Neue fest, wie er erzählt. „Es gibt sogar Filmfans, die ihren Urlaub nach dem Ludwigshafener Festivaltermin ausrichten.“ Trotzdem ist Kötz auch in der Stadt am Rhein auf der Suche nach einem alternativen Quartier – für den Fall, dass die Zelte wie im Jahr 2013 noch einmal einem Hochwasser weichen müssten. Gefunden hatte er es bis gestern aber noch nicht. Für den nächsten Ludwigshafener Filmfestivalsommer hat Kötz schon einige neue Ideen im Kopf. Das Festival sei in der Filmbranche inzwischen sehr beliebt, berichtet der Macher. Kötz will es „in Fachkreisen noch interessanter machen und einen dreitägigen Kongress für Fernsehmenschen hinter den Kulissen“ auf die Beine stellen. Die gerade wieder aufgeflammte Diskussion über eine Begrenzung der Besucherzahl – 88.000 Tickets wurden in diesem Jahr verkauft – kann Kötz nicht nachvollziehen. „Eine Umfrage unter rund 500 Festivalbesuchern hat ergeben, dass über 90 Prozent nicht der Meinung sind, dass der Charme der Veranstaltung unter steigenden Gästezahlen leidet.“ Nein, sagt Kötz, die Zahl 150.000 Besucher ängstige ihn noch nicht. Bei 500.000 sei das schon eher der Fall. Schließlich soll das Festival mit anspruchsvollen Filmen, die etwas vermitteln, „kein Maimarkt-Spektakel werden“. (evo) Unbedingt ein neuer Standort In Uniform und Schirmmütze kommt lediglich Michael Baron, der Pressesprecher des Polizeipräsidiums Rheinpfalz. Sein Chef, gleichzeitig oberster Polizeibeamter des sich bis in die Südpfalz erstreckenden Einsatzgebiets, erscheint in Anzug und Krawatte zum Sommerplausch: Thomas Ebling ist bestens gelaunt. Obwohl er durchaus (berufliche) Sorgenfalten zur Schau tragen könnte. Denn in der Sommerredaktion soll Ebling zum Thema Neubau des Polizeipräsidiums informieren. Auf dem Gelände der im Juni 2013 abgebrannten Lagerhalle im Luitpoldhafen könnte – wie mehrfach berichtet – der neue Standort sein. Ebling fände es „toll, wenn es sich realisieren ließe“. Es müsse ja nicht unbedingt dieser Standort sein. „Aber das alte Präsidium entspricht nicht unseren Bedürfnissen.“ Der 55-Jährige, der seit 1. Juni in Ludwigshafen im Amt ist, wird nicht müde, Gründe für einen Neubau zu nennen: Es sei kein Platz mehr, um sinnvoll arbeiten zu können. Das Personal sei auf mehrere Standorte verteilt – nicht immer nach Kriterien, die effiziente Abläufe erlaubten. Mithilfe von Baron zählt Ebling folgende Standorte auf: Wittelsbach-, Beethovenstraße (zwar ein Gebäude, aber unterschiedliche Bereiche), Lagerhaus-, Bismarck-, Scharnhorststraße; hinzu kommen Arbeitsplätze in Neustadt, Speyer und Edenkoben. „Auch fehlen geeignete Besprechungsräume“, sagt Ebling, gerade wenn eine Sonderkommission (Soko), die aus 15 bis 20 Leuten bestehe, gebildet werden müsse. „Wir gehen in solchen Situationen auf Wanderschaft – fragen bei der Stadt oder bei der Feuerwehr nach Räumlichkeiten.“ Dort eben, so Ebling, wo es nichts koste. Und er nennt noch einen Grund für einen Neubau: „Viele Funktionsräume entsprechen nicht den Anforderungen.“ Ein unter der 110 eingehender Notruf etwa komme derzeit bei der nächstliegenden Wache an. Das bedeute, dass dort 24 Stunden lang zwei Leute sitzen müssen, damit einer, so Ebling, „pardon, auf Toilette kann“. Deshalb müsse der Notruf auf höherer Ebene zentralisiert werden, wo „ohnehin mehr als zwei Leute sitzen, die zwischendurch anderes erledigen können“. Dann fragt der Polizeipräsident: „Waren Sie schon mal bei uns in der Beethovenstraße am Empfang?“ Und antwortet sogleich: „Dann werden Sie verstehen, dass sich so keine Polizei präsentieren möchte.“ Neubau oder saniertes Präsidium? Die Entscheidung liege beim Finanzministerium. Im Herbst rechnet der Polizeipräsident mit einem Signal aus Mainz. (ptr) „Festival nicht kaputtreden“ Eine Begrenzung der Besucherzahl beim Filmfestival? „Nein, das geht überhaupt nicht“, weist Ortsvorsteher Christoph Heller (CDU) den gestern Abend im Ortsbeirat gestellten Antrag der Grünen zurück. Und fordert vehement: „Diese Diskussion muss langsam aufhören. Wenn ich solch ein Angebot haben will, muss ich gewisse Einschränkungen hinnehmen“, meint er beim Gespräch am Rheinstrand zur immer wieder aufkeimenden Kritik von Anwohnern, das Landschaftsschutzgebiet leide zunehmend unter dem Kinospektakel. „Die Stadt tut alles, was sie tun kann. Wir dürfen so ein wunderschönes Festival mit überregionaler Strahlkraft nicht kaputtreden“, fordert Heller. Der Zustrom werde sich etwa auf dem aktuellen Niveau einpendeln, wenn sich das Festivalgelände und der Zeitraum der Austragung nicht vergrößerten; und das sei nicht vorgesehen. Mehr als zwei Kinozelte mit gut 1200 Plätzen werde es auch künftig nicht geben, das Jubiläumszelt der BASF sei eine einmalige Ausnahme gewesen. Ob ein neues Polizeipräsidium auf der Parkinsel gebaut werde, entscheide in erster Linie das Land. „Wenn das so kommt, können wir das nicht verhindern“, stellt er klar. Und ein Präsidium sei allemal besser als eine neue Lagerhalle. (ier) Schotterrasen im Blick „Ein Polizeipräsidium ist doch nicht die schlechteste Nachbarschaft“, meint Baudezernent Klaus Dillinger (CDU), der selbst seit vier Jahren auf der Parkinsel lebt. „Für mich wäre das ein Fortschritt. Das alte Präsidium ist zu klein. Am Ende muss das aber das Land entscheiden.“ Dillinger zufolge wird der vom letzten Filmfestival stark beanspruchte Rasen nächste Woche neu eingesät. „Wir müssen jetzt überlegen, wie wir 2016 damit umgehen“, sagt er mit Blick auf die Kosten von 15.000 bis 20.000 Euro, die zwar von der Festival GmbH beglichen würden, aber rausgeschmissenes Geld seien. „Ein Gedanke ist, einen Schotterrasen anzulegen, der robuster ist“, nennt Dillinger eine Alternative. Fürs zwölfte Filmfestival baut der Wirtschaftsbetrieb nach seinen Angaben im Auftrag der Festival GmbH eine Hebeanlage, mit der das Abwasser direkt an den Kanal angeschlossen wird. Damit würden Lkw-Fahrten für den Abtransport vermieden und das Gelände geschont. Die Arbeiten zum Hochwasserschutz am Deich laufen laut Dillinger planmäßig und sollen Ende September/Anfang Oktober beendet sein. „Dann kommt die Begrünung“, kündigt er an. Vor Ort werde professionell gearbeitet. Zwischen Anwohnern und Verwaltung gebe es „ein gutes Miteinander“. (ier)

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