Ludwigshafen Seltene Kostbarkeiten

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Es gibt einige Gipfelwerke der kirchenmusikalischen Literatur, denen im Konzertbetrieb nur höchst selten zu begegnen ist. Zu ihnen gehören auch Bachs Kantate „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ und Mozarts Fragment gebliebene großartige c-Moll-Messe. Sehr verdienstvoll erscheint daher die Programmwahl des Ludwigshafener Chors für geistliche Musik und seiner Leiterin Christiane Michel-Ostertun, die die beiden Stücke jetzt in der Friedenskiche aufgeführt haben.

Das Thema von Bachs Kantate bilden die Endzeit mit dem Einzug ins Himmelreich und die Verbindung zwischen Jesus und der Seele, in der der Gottessohn der Bräutigam und die Seele die Braut ist. Jesus singt mit Bassstimme, die Seele im Sopran. Im ersten, vierten und siebten Satz von „Wachet auf, ruft uns die Stimme“ verwendete Bach die drei originalen Textstrophen des damals beliebten gleichnamigen Kirchenliedes. Von seinem Autor Pastor Philipp Nicolai war es 1599 während einer Pestseuche als Ermutigung gedacht worden. Die Komposition stellt ein beredtes Dokument Bachscher Mehrstimmigkeit dar, nimmt die Zuhörer gefangen durch Gedankenreichtum, inspiriert-inspirierende Melodik und äußerst kunstvoll konstruierte komplexe Linienführungen. Die beiden phänomenalen Torsi, die c-Moll-Messe und das Requiem, sind Mozarts bedeutendste geistlichen Werke. Erstere entstand für einen Besuch seiner Heimatstadt Salzburg gemeinsam mit seiner jung vermählten Ehefrau Konstanze, der auch der Solo-Sopranpart zugedacht wurde. Mozart wollte die Messe in der Salzburger Peterskirche vorstellen. Ob die Aufführung je zustande kam, blieb bis heute ungewiss, auf jeden Fall hatte Mozart aber die Komposition abgebrochen. Credo und Agnus sind weitgehend unvollständig. In der Friedenskirche erklang das Werk in einer vom österreichischen Tonsetzer Helmut Eder rekonstruierten und ergänzten Fassung. Ungeachtet ihrer fragmentarischen Gestalt ist die c-Moll-Messe ein Hauptwerk ihrer Gattung. In ihr finden Bachs polyphone Satzkunst und Mozarts klassische Tonsprache zu einer jeder Bewunderung würdigen Synthese. Nur als grandios können die Fugen im Gloria, im „Jesu Christe“, bezeichnet werden, und jene am Ende des Sanctus („Hosanna in excelsis“) bildet ein überwältigendes Kapitel für sich. Andererseits bestechen die aufwühlende Dramatik der Komposition und ihr melodischer Zauber, so etwa in dem für Konstanze geschriebenen „Et incarnatus est“. Eindeutig überzeugend geriet die Wiedergabe der beiden Werke in der Friedenskirche. Für ihren Anspruch sprach zunächst der bestens austarierte, homogene, stets durchsichtige Klang des Chors für geistliche Musik. Christiane Michel-Ostertun disponierte am Dirigierpult umsichtig, mit Übersicht und sorgte mit klarer Zeichengebung für reibungslose Abläufe und perfekte Übereinstimmung mit dem von einem Kammerensemble der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz bestrittenen Instrumentalpart. Überdies setzte sich die Dirigentin mit Nachdruck für Differenzierung und gestalterische Intensität ein. Von den beiden Texten (Bachs deutschem und Mozarts lateinischem) war allerdings wenig zu verstehen. Mit beachtlichen, durchweg soliden Leistungen wartete das Quartett der vier Vokalisten auf: Cornelia Winter (Sopran), Alison Browner (Sopran), Sebastian Hübner (Tenor) und Reuben Willcox (Bass) machten ihre Sache gut.

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