Ludwigshafen Rocksongs für Holzröhren

Köln liegt nicht in den Alpen, trotzdem spielt man dort Alphörner. Zumindest die Musiker von Alpcologne tuten auf den enormen Blasinstrumenten, dazu singt eine Sängerin, die den richtigen Sinn für die manchmal etwas skurrile Musik ihrer Kollegen hat. Beim „Creole Sommer“ in Limburgerhof stellte sich das Ensemble in der Scheune des Mehrgenerationenhauses vor.

Von ferne tönte ein Tuten. Scheinbar antwortet ein Echo. Tatsächlich waren es Mitch Hoehler und Ebasa Pallada, die sich aus verschiedenen Ecken des Anwesens in Richtung Bühne bewegten. Eh sich die verdutzten Zuhörer versahen, stellten die Beiden die Becher, also das tönende Ende ihrer Hörner, mitten auf die Tische und ließen kraftvolle Töne erklingen. War der Einstieg noch recht traditionell, wie man sich so ein Alphorn-Signal vorstellt, ging es dann ganz anders weiter, nämlich mit einem „Tango Alpentino“, den die Kölner selbst geschrieben haben. Da zeigt sich, dass die ziemlich sperrig wirkenden Instrumente eine erstaunliche rhythmische und tonale Beweglichkeit entwickeln können. „Über die Tonart müssen wir nie streiten, es ist immer F“ witzelte Mitch Hoehler. Das Alphorn ist eigentlich nur eine lange Röhre aus Holz – und wird von Instrumentenkundlern zu den Blechblasinstrumenten gezählt. Das liegt an der Tonerzeugung, die wie bei den Hörnern auf den Lippen des Spielers entsteht. Weil es keine Ventile wie bei der Trompete oder Züge wie bei der Posaune gibt, bleibt den Alphornisten nur die Naturtonreihe. Die geht so: Grundton, Oktave, Quint, Quart, große Terz, kleine Terz, Ganzton und ab da wird’s musiktheoretisch kompliziert, geht aber weiter. In Limburgerhof stellte sich Ebasa Pallada als der Hochtöner vor, sein Kollege Hoehler spielt lieber tiefer. Zudem verwendeten die Hornisten gelegentlich auch elektronische Helferlein, nämlich eine Groovebox, die aus Klangschnipseln Rhythmen macht. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Das ziemlich fetzige „Oye como va“, das Tito Puente geschrieben und Carlos Santana bekannt gemacht hat, groovt auch im Alphorn Sound. Ob das Alphorn auch als Einbaum taugt? Zumindest hörte man bei „La Paloma“ ein bisschen Meeresrauschen, und Victoria Riccio hat auch beim Singen den gewissen Witz. Deutlich näher an der Heimat des Alphorns war das Ensemble mit einem Lied, das die Geschichte einer Band erzählt, die in Montreux eine Platte aufnehmen wollte, als das Casino abbrannte, und in deren Refrain immer Rauch übers Wasser zieht. Dass man „Smoke on the Water“ auch mit Alphörnern spielen kann, wurde hier bewiesen. Angeblich hat Mitch Hoehler das Alphorn entdeckt, als er mal auf einer Alp als Senner jobbte. Ebenso wie Pallada und der in Limburgerhof nicht angetretene Norbert Schmeißer ist er ausgebildeter Jazzmusiker. Die Bläser und die Sängerin waren auch mal Mitglieder der aus Köln stammenden Schäl Sick Brass Band. Daher erklärt sich auch die Neigung zur Weltmusik und die Verbindung zur Creole Szene.

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