Ludwigshafen Pionierin in Sachen Kirche und Kunst

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Die protestantische Friedenskirchengemeinde hat eine neue Pfarrerin. Die Nachfolgerin von Klaus Eicher, der nach 22 Jahren in Friesenheim ans deutschsprachige Tourismuspfarramt der Evangelischen Kirche im spanischen Dénia gewechselt ist, heißt Cornelia Zeißig. Die 51-Jährige ist schon seit 20 Jahren in der Vorderpfalz zu Hause und hat seither in der Nachbarstadt Frankenthal die Gemeinde Pilgerpfad am Ökumenischen Gemeindezentrum geleitet.

Das kleine Besprechungszimmer in der Friedenskirche ist frisch renoviert, die Wände sind gelb gestrichen. Cornelia Zeisig macht es sich auf einem originalen und sehr gut erhaltenen 50er-Jahre-Sofa vor einem Nierentisch gemütlich und beginnt zu erzählen. Nach zwei Jahrzehnten in Frankenthal haben sie der Wechsel nach Ludwigshafen und die neue große Herausforderung gereizt, sagt die ruhige Frau mit den halblangen hellblonden Haaren. Dazu muss man wissen: Die Friesenheimer Kirchengemeinde ist nicht irgendeine, sondern die Ludwigshafener Gemeinde- und Kulturkirche. Unter der Regie von Pfarrer Klaus Eicher, eines sehr engagierten Presbyteriums und eines ebensolchen Förderkreises wurde hier vor einigen Jahren ein Neustart geschafft, den viele zunächst nicht für möglich gehalten hätten. Das markante runde Gotteshaus wurde umfassend saniert und ist nun eine der interessantesten Kirchen der Stadt – optisch und mit Blick aufs Innenleben. Neben Gottesdiensten und kirchlichen Veranstaltungen finden in dem Gebäude vielfältige kulturelle Veranstaltungen statt, die ein breites Publikum locken und begeistern. Dieser kulturelle Schwerpunkt ist es auch, der Cornelia Zeißig besonders interessiert. Denn in Sachen Kirche und Kunst zählt die gebürtige Hanauerin, die in Tübingen, Utrecht und Heidelberg studiert hat, zu den Pionieren bei den Protestanten. Sie habe als Erste ein Spezialpraktikum Kirche und Kunst absolviert, ein entsprechender Schwerpunkt in ihrer Arbeit habe sich schon früh abgezeichnet. Sie freut sich vor diesem Hintergrund nun darauf, die Kulturarbeit in ihrer neuen Gemeinde mit engagierten Mitstreitern weiter zu entwickeln. „Der Dialog zwischen Kirche und Künstlern ist sehr bereichernd“, hat Zeißig festgestellt, die im Jahr 1996 Gründungsmitglied des Forums Kunst und Kirche der Protestantischen Landeskirche war und in ihrer Frankenthaler Zeit viel zeitgenössische Kunst in Gotteshäuser gebracht hat: Konzerte, Lesungen, Ausstellungen und Installationen. Sie habe sich daher immer einen Kirchenraum gewünscht, der sich verändern lässt, der aus neuen Perspektiven neu erlebbar wird, erklärt die Theologin und Lehrerin. Die Friedenskirche sei dafür perfekt. Den runden Kirchenraum hat Cornelia Zeißig auch nicht erst seit ihrem Antritt in der Gemeinde am Monatsanfang kennengelernt, sondern er hat sie schon früher als Besucherin beeindruckt. Als Pfarrerin will sie nun gemeinsam mit dem Presbyterium weitere neue Akzente in Sachen Kultur setzen, aber gleichwohl auch die Gemeinde begleiten. Zeißig weiß, dass gerade zeitgenössische Kunst auch provozieren und als Störung empfunden werden kann. Auf kontroverse Reaktionen und Diskussionen ist die 51-Jährige daher durchaus gefasst. Grundsätzlich sei für sie in dem Gotteshaus vieles denkbar: Egal ob Kabarett, Theater oder Ballett. In der Vergangenheit habe sie zum Beispiel schon einmal einen Tango-Gottesdienst im Rahmen des Kultursommers angeboten und alternative Gottesdienstformen erprobt. Dabei wolle sie auch mit Partnern aus der Stadt am Rhein kooperieren, wie es die Friedenskirche ja ohnehin bereits tut. Fürs Frühjahr 2017 sei zum Beispiel unter dem Titel Ludwigshafener Passion eine Zusammenarbeit mit dem Wilhelm-Hack-Museum geplant. Inspirationen für ihre kulturelle und seelsorgerische Arbeit holt sich Cornelia Zeißig sowohl beim Besuch von Museen und Veranstaltungen in den vielfältigen Kultureinrichtungen der Metropolregion als auch auf Reisen, „sehr gerne in die Ferne“. Vorerst wird die neue Pfarrerin noch zwischen ihrer bisherigen Wirkungsstätte Frankenthal und Friesenheim pendeln, denn das Pfarrhaus gegenüber der Kirche wird derzeit renoviert. Zeißig hofft, dass sie im kommenden Frühjahr in ihr neues Domizil einziehen kann. Termin Sonntag, 14 Uhr, Einführungsgottesdienst für Pfarrerin Cornelia Zeißig unter Mitwirkung der Kantorei, Friedenskirche/Kulturkirche, Leuschnerstraße 56.

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