Ludwigshafen Paradies für Plattengurus

Fein säuberlich stehen sie eng aneinander gepresst in den Kartons, nur bei der vordersten kann man gleich den Inhalt erahnen. Es ist kaum noch Platz in den Kisten – doch es reicht, um mit den Fingerspitzen den oberen Rand der Verpackungen anzutippen und nacheinander nach vorne zu klappen, um einen Blick auf das nächste Cover zu erhaschen. Drei Live-Singles von den Scorpions, dahinter ein Maxi-Player der Hannoveraner Rockformation. Die „Skorpione“ sind nicht die einzige Band, deren Name zwischen den Tausenden sortierten Schallplatten auf kleinen Zwischenschildern ins Auge springt, ganz im Gegenteil: So ziemlich jede Größe der Musikgeschichte der 1950er bis 1990er Jahre hat ihr eigenes Erkennungszeichen mit Sammlung dahinter, seien es Tina Turner, Queen, Led Zeppelin, Guns’n’Roses oder gar alte Jazzgruppen und Klassikkomponisten. Es ist ein Paradies für Plattengurus. Davon tummelten sich gestern den Tag über einige im Haus. Meist kräftige Männer, 40 aufwärts, mit rebellischem Vollbart oder coolem Band-Shirt aus Jugendzeiten, aber auch einige jüngere Besucher mischten sich unters Volk. Wie Patrick Gruben, mit seinen 24 Lenzen müsste er den Altersschnitt um ein paar Jahre gesenkt haben. Fündig geworden ist er trotzdem: Eine Elvis-Presley-LP landete in seiner Tüte. „30 Nummer-eins-Hits, da kann man ja nichts falsch machen“, begründet der Radio-Volontär den Kauf seines Schnäppchens. Mit dem Sammeln habe er erst vor einem Jahr angefangen, als er in einem Ulmer Plattenladen dieses Hobby für sich entdeckte. „Diese Geschäfte sind ja eher rar, aber dort ist die Atmosphäre ganz anders. Wir haben sogar erst einmal einen Kaffee bekommen“, erzählt Gruben. Seit einem Jahr Sammler – damit kann er allerdings bei Verkäufer Martin Geuting nicht mithalten. „Das Handeln fängt bei jedem als Sammler an“, meint er, sonst könne man die notwendigen Fachkenntnisse gar nicht aufbauen. „Irgendwann hat man dann Platten über, oder welche, die man tauschen will“ – so kam der Hobbysammler vor mehr als 20 Jahren ins Geschäft. Mit dem Andrang an seinem langen und vollgestellten Tisch bei der Plattenbörse ist er zufrieden: „Es sind gut Leute da, die Verhältnisse stimmen.“ Und obwohl auch CDs neben den Vinyl-Platten angeboten werden, verlässt trotzdem so gut wie jeder Besucher das Haus mit einer schwarzen Scheibe oder mehreren davon in der Hand. Von 50 Cent bis zu 50 Euro haben sich die LP-Liebhaber das kosten lassen, denn zwischen den vielen bekannten bunten Covern fand sich natürlich auch das ein oder andere seltene Sammlerstück. „Wenn der Andrang etwas weniger wird, werde ich auch mal einen Blick auf die Angebote werfen“, freut sich Ulrich Lauber. Der 63-Jährige Organisator der Börse ist mit dem Verlauf und den rund 300 Besuchern soweit einverstanden. „Wenn die Händler das ebenfalls sind, könnte man das ja noch mal hier veranstalten“, sagt Lauber. Eine ideale Gelegenheit, seine Plattensammlung aufzustocken.

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