Ludwigshafen Ohne Auto im Auftrag des Herrn

„Blues Brothers“ ist ein Kultfilm. Am Nationaltheater ist nun eine Bühnenbearbeitung der Story um die Brüder Blues, die im Auftrag des Herrn unterwegs sind, zu sehen. Die Produktion des Theaters Krefeld ist in Mannheim mit neuen Darstellern besetzt worden. Die filmischen Raffinessen können auf der Bühne nicht umgesetzt werden, dafür singen die Darsteller zu Live-Musik. Morgen ist die Premiere.

„Das Stück passt sehr gut nach Mannheim“, meint Oliver Jaksch, der den Jake spielt. Er wohnt seit einem Jahr in Mannheim und wenn er aus seinem Fenster auf die Skyline der BASF am anderen Rheinufer schaut, dann erinnert ihn dies an das Luftbild von Chicago, mit dem der Film beginnt. Der ausgebildete Schauspieler tritt in der Rolle des Jake schon seit vier Jahren bei den Burgfestspielen Jagsthausen auf, allerdings in einer anderen „Blues Brothers“-Produktion. Sein Bruder Elwood wird von Markus Maria Düllmann verkörpert. Der an der Berliner Hochschule der Künste ausgebildete Musicaldarsteller ist durch eine Künstlervermittlung auf die Mannheimer Ausschreibung aufmerksam gemacht worden. Er hat schon in Musicals wie „Cats“ und „Hair“, „Mamma Mia“ und „Jesus Christ Superstar“ mitgewirkt. Nur in einer „Blues Brothers“-Bühnenadaption, von denen es inzwischen nicht wenige gibt, eben noch nicht. „Es stand auf meiner Wunschliste“, sagt Düllmann, „weil mir die Musik wahnsinnig gut gefällt.“ Selbstverständlich tragen Oliver Jaksch und Markus Maria Düllmann wie im Film Sonnenbrille, Hut und Anzug mit Schlips, alles in schlichtem Schwarz. Aber auf reine Kopien der amerikanischen Komiker John Belushi und Dan Aykroyd haben sie es nicht abgesehen. Oliver Jaksch ist schon rein äußerlich zwar etwas korpulent, aber er ist blond und etwa so groß wie sein Bühnenpartner. Darauf angesprochen, meint er: „Wir hatten uns eigentlich einen größeren Elwood gewünscht.“ Kleine Frotzeleien wie die Filmvorbilder pflegen sie untereinander also auch privat. Dass die Handlung auf der Bühne ebenfalls keine getreue Kopie des Films sein kann, halten beide für selbstverständlich. „Die Zuschauer wissen, dass das ein Ding der Unmöglichkeit ist“, sagt Oliver Jaksch mit seinen Erfahrungen aus Jagsthausen. „Ich habe nie den Eindruck gehabt, dass jemand enttäuscht ist.“ Allein die Massenkarambolage von Polizeiautos und der Massenauflauf verfolgender Polizisten, Feuerwehrleute, Nationalgardisten und Soldaten am Ende des Films lässt sich unmöglich auf der Bühne nachstellen. Der Krefelder Schauspieldirektor Matthias Gehrt hat sich bei seiner Bühnenfassung jedoch weitgehend an das Handlungsgerüst der Vorlage gehalten. Jake Blues wird aus dem Gefängnis entlassen und von seinem Bruder Elwood in einem ausgemusterten Polizeiauto abgeholt. Um für das katholische Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen sind, 5000 Dollar Steuerschulden aufzubringen, trommeln sie ihre früheren Bandmitglieder zu einem Reunion-Konzert zusammen. Während der Irrfahrt zerstören sie jedoch mit ihrem Auto ein Einkaufszentrum und werden daraufhin von der Polizei gejagt. Außerdem ist Jakes Ex-Verlobte hinter ihnen her. Das Konzert findet zwar statt, wenn auch unter sehr widrigen Umständen, und die Steuerschuld können die Brüder begleichen. Aber am Ende finden sich alle Bandmitglieder im Gefängnis wieder und spielen für die Mitgefangenen Elvis Presleys Rock ’n’ Roll-Klassiker „Jailhouse Rock“. Überhaupt darf die Musik bei der doch etwas dünnen, wenn auch komischen Handlung nicht zu kurz kommen. Zu den zehn Schauspielern, von denen in der Mannheimer Inszenierung einige gleich mehrere Rollen übernehmen, kommt eine sechsköpfige Band. Aretha Franklin, Ray Charles, John Lee Hooker, James Brown und viele andere feierten in dem Film ein Comeback. Hits wie „Respect“, „Stand by Your Man“ oder „Gimme Some Lovin’“ ertönten in fetzigen Versionen. Die beiden Mannheimer Hauptdarsteller singen selbstverständlich auch, und unter Neckereien lobt der eine des anderen Sangesgaben über den grünen Klee. „Elwood ist ein hervorragender Sänger“, sagt Oliver Jaksch, während er sich selbst nicht als Sänger, sondern als Schauspieler sieht. Er wisse, dass Musicaldarsteller von den Schauspielkollegen oft belächelt würden, sagt wiederum Markus Maria Düllmann. Doch zu Unrecht. Und Jake könne ebenfalls sehr gut singen. Wie auch immer, nun singen sie die Hits einzeln, zusammen und im Duett. Und beide, inzwischen Anfang und Mitte 40, haben sich in ihrer Jugend von den Blues Brothers und den „Perlen der Rhythm ’n’ Blues-Musik“ hinreißen lassen. Ach ja, für alle Fans des Kultfilms, die die Dialoge auswendig kennen. Auf den berühmtesten Satz des Films können sie sich in der Mannheimer Bearbeitung schon einmal einstellen: „Es sind 106 Meilen nach Chicago, wir haben einen vollen Tank und eine halbe Packung Zigaretten, es ist dunkel und wir tragen Sonnenbrillen.“

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