Mannheim Neues Album von Thomas Siffling: Jetzt singt der Trompeter auch

Auf der coolen Seite des Jazz: Thomas Siffling.
Auf der coolen Seite des Jazz: Thomas Siffling.

Jazztrompeter Thomas Siffling hat ein neues Album gemacht – und sich etwas Neues getraut: Auf „Gentlemen’s Choice“ singt er auch. Geht das gut?

Das bis dahin letzte Album von Siffling, „Flow“, ist 2018 erschienen. Damals gab es dazu eine Schlafmaske mit dem Aufdruck „I’m in the Flow“ – was einerseits ganz gut zu den sphärischen Klängen passte, die wirklich sehr entspannend wirken. Andererseits war es vielleicht auch ein bisschen selbstironisch gemeint, denn Sifflings Musik ist kein nervöser Bebop und keine experimentelle Avantgarde. Sein Stil ist eher auf der coolen Seite des Jazz. Das Album davor, „Cruisen“, hatte das entspannte Dahingleiten zum Thema.

Zwei große Trompeter nennt Siffling als wichtige Einflüsse: Zum einen ist das Miles Davis, dessen sparsames Spiel auf dem Flügelhorn und den weichen, vibratolosen Ton, den man auch bei Siffling hört. Zum andern ist es Chet Baker, der auch für seine Coolness und sein Understatement im Spiel bekannt war, der aber auch gesungen hat. Und da streiten sich die Geister. Es gibt Leute die sagen, Baker konnte nicht richtig singen und hätte es besser lassen sollen. Die anderen sind berührt von einer Stimme, die so brüchig und fragil klingt, dass man die tragische Lebensgeschichte, die Sehnsucht und den Schmerz des Künstlers heraus zu hören meint.

Unaufdringliche Musik

Im Gegensatz zu Baker scheint Siffling sein Leben ganz gut im Griff zu haben, ist ein Hans Dampf in allen Gassen. Der Musiker betreibt einen großartigen Jazzclub, das Ella & Louis im Mannheimer Rosengarten, das inzwischen sogar eine Zweigstelle hat, ist Chef seines eigenen Labels Jazz’n’Arts, kuratiert Festivals, spielt nicht zuletzt immer wieder mit anderen Musikern und hat eigene Projekten. Und: Als Instrumentalist hat er Stil und Geschmack.

Gesungen hat Siffling auch früher hier und da schon mal. Das auszubauen hat ihn Toni Berardi ermutigt, der als Produzent und Komponist und Texter an den zehn Titeln des neuen Albums mitgewirkt hat. Das entspannte Gefühl auf „Gentlemen’s Choice“, die angenehmen Sounds, die stets dem Ohr schmeicheln, sind sehr zugänglich, gerade auch für Leute, die noch keine Jazzhörer sind. Die Musik ist unaufdringlich, kann auch mal als Hintergrund laufen – und das ist gar nicht negativ gemeint. Die Arrangements wirken aufgeräumt und transparent, auch die Mitmusiker tragen mit wohldosiertem Spiel und klaren Sounds zur luftigen Atmosphäre bei.

„Zerlegte“ Melodie

Und wie ist es mit Sifflings Gesang? Es steht außer Frage, dass er die Töne trifft und technisch gesehen singen kann. Aber man merkt doch auch, dass der Gesang Neuland für ihn ist. Die Stimme wirkt zurückgehalten, hat öfter etwas Bedächtiges. Andererseits sind die Stücke auch nicht auf Drama und Leidenschaft angelegt, so dass es für einen Sänger keine Plattform für mitreißende Action gibt. Aber etwas mehr Affekt und Emotion wären doch wünschenswert.

Etwas Besonderes ist „My Funny Valentine“. Das ist eine der Balladen, die Chet Bakers Gesang unsterblich gemacht haben. Auf Sifflings Album ist das eine Downtempo-Nummer mit einem durchgängigen Beat. In der Gesangsstimme ist die Melodie aber „zerlegt“ in einzelne kurze Motive, zwischen denen viel Platz ist, in dem der Beat weiter läuft. Nun ist das Schöne an diesem alten Jazzstandard aber gerade die Melodie, die einen sehr schlüssigen Verlauf hat und eine überzeugende Dramaturgie. Das geht in der Siffling-Version leider verloren. Ansonsten ist viel Gute-Laune-Musik dabei, womit sich so manch trüber Tag aufhellen lässt.

Das Album

„Gentlemen’s Choice“ von Thomas Siffling auf Jazz’n’Arts erscheint am 25. Mai als CD im Handel und auf allen üblichen Streaming-Portalen. Zudem ist es erhältlich über www.jazznarts.de.

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