Ludwigshafen Mit Tempo 100 übers Wasser

Weltmeisterschaften im Motorrennsport, da denkt jeder sofort an Formel-1-Piloten wie Sebastian Vettel. Mehrere Nummern kleiner im Maßstab gibt es sie auch, doch Michael Magin aus Ludwigshafen werden keine Werbeverträge angeboten. Mit 27 Kubikzentimetern Hubraum und um die 100 Stundenkilometern rasen seine Boote übers Wasser. In der Saison 2014 wurde er Vizeweltmeister in der Hydroplane-Klasse und deutscher Meister in der Offshore-Klasse.

Seine Leidenschaft gilt den Hydroplane-Booten: „Da ist richtig Adrenalin drin!“ Während diese Boote mit zwei Rümpfen wie ein Katamaran gebaut sind, haben die Offshore-Boote einen „normalen“ Rumpf. Die Regeln für den Wettbewerb sind für beide Klassen unterschiedlich: „In der Offshore-Klasse dreht man Trainingsrunden und versucht in eine gute Position zu kommen. Im Finale dauert das Rennen nach dem Startsignal acht Minuten“, erläutert Magin. Gezählt werden am Ende die Runden, die in der Zeit geschafft wurden. Bei der Hydroplane-Klasse zählt dagegen die Zeit, die man für sechs Runden braucht. Gelernt hat der 35-jährige Michael Magin Konstruktionsmechaniker mit der Fachrichtung Feinblechbautechnik. Dennoch ist sein Hobby nicht seinem Beruf entwachsen: „Das war ein Familienhobby, mein Vater, meine Brüder und ein Cousin sind schon Boot gefahren. Da bin ich als Kind mit und so da rein gewachsen.“ Zunächst fuhr Magin ferngesteuerte Autos, dann waren es aber doch die Boote: „Die sind selbst gebaut und entwickelt. Ich habe auch schon für einen Hersteller Boote entwickelt“, berichtet er. Preiswert ist sein Hobby nicht: „1600 bis 1700 Euro kostet so ein Boot mindestens, nach oben gibt es natürlich keine Grenzen. Entscheidend ist der Benzinmotor.“ Der in Oppau geborene und heute in Mundenheim lebende Magin hat keine Trainingsmöglichkeiten in Ludwigshafen: „Die Blies wäre gut geeignet. Natürlich nicht da, wo das Schwimmbad ist, aber sie ist lang genug“, sagt Magin. Mit Rücksicht auf Angler und Anwohner wurde ihm jedoch bisher nirgends in der Stadt eine Genehmigung erteilt. So fährt er wochenends zu seinem Verein, dem SMC Dillingen. Auf der gestauten Saar dort darf gefahren werden. Elektroboote haben es einfacher, die Abgasbelastung hält sich aber auch bei einem Benzinboot in Grenzen: „Der Tank des Hydro-Boots fasst 250 Milliliter, das reicht für etwas mehr als sechs Runden. Der Tank des Offshore-Boots hat immerhin 600 Milliliter“, so Magin. Für die nächste Saison baut er bereits an einem neuen Boot: „50 bis 60 Stunden werde ich insgesamt dafür brauchen“, erzählt der 35-Jährige. Auf den neuen Motor ist er besonders stolz: „Der hat einen gegossenen Block, kostet 700 Euro.“ Bootfahren als Familienausflug findet auch heute noch statt: „Ohne das Team und die Familie kann man das nicht machen. Da hat jeder mal einen Tipp, oder man gibt einem anderen einen von sich. Der Austausch ist sehr wichtig.“ Da ist auch der Verein tätig: „Jedes Jahr fahren wir im Mai nach Viry-Châtillon bei Paris. Da gibt es ein 24-Stunden-Rennen. Das ist ein reiner Teamwettbewerb. Das macht richtig Spaß, da gibt es auch eine Boxengasse und Zelte für die Teams. Besonders nachts mit Beleuchtung ist das beeindruckend!“, verrät Magin. Dass es auch Crashs gibt, gehört dazu. Rennbootfahren ist übrigens nicht Michael Magins einziges Hobby. Mit Freunden trifft er sich zum Darts. Der Wettbewerb spielt dabei eine untergeordnete Rolle: „Da geht es mehr um den Spaß und den Abend, den man mit Freunden verbringt.“ 2014 war ein erfolgreiches Jahr für Magin. Für das nächste Jahr hat er sich vorgenommen, wenigstens unter den ersten zehn dabei zu sein.

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