Ludwigshafen Mit besonderem Zungenschlag

Große Klangvielfalt: Der Akkordeon-Club Niederfeld im Einsatz.
Große Klangvielfalt: Der Akkordeon-Club Niederfeld im Einsatz.

«Gartenstadt.» Wenn rund 20 Akkordeons die Zuschauer direkt in den Film „Star Wars“ versetzen, kann es ja eigentlich nur um eins gehen: Filmmusik. Die war Thema beim hollywoodreifen Frühjahrskonzert des Ersten Akkordeon-Clubs (ACL) Niederfeld am Samstag.

Bei sommerlichen Temperaturen gaben die Akkordeonspieler in wechselnden Besetzungen Film-Hits zum Besten: Bei „Aladdin“ fehlte eigentlich nur noch eine Schlange, die sich zum Akkordeon- und Glöckchenklang im Takt wiegte, bei „König der Löwen“ wurden die Zuschauer angesichts der gefühlt 30 Grad direkt in die Serengeti versetzt, „Fluch der Karibik“ ließ die sengende Sonne über dem Ozean spürbar werden, und bei der Musik von „Winnetou“ glühte der heiße Wüstensand des Wilden Westens zwischen den voll besetzten Kirchenbänken. Dazwischen tauchten – vor dem inneren Auge und unterstützt durch Fotoprojektionen auf einer Leinwand – „Forrest Gump“, „Doctor Schiwago“, der „Gladiator“, „James Bond“ und „Rocky“ auf, um nur einige zu nennen. Die Akkordeonspieler wurden von Rainer Lieser dirigiert und von Keyboardern, Schlagzeugern, Paukenspielern und Percussionisten unterstützt, die das Konzert zu einer runden Sache machen. Etwa 130 Mitglieder zählt der ACL, davon sind 50 Aktive, die sich regelmäßig zum Proben treffen. Die Musiker sind zwischen 16 und 80 Jahren alt. Beim Frühjahrskonzert war Helga Lieser, die zu den Gründungsmitgliedern des Vereins zählt, mit Abstand die Erfahrenste. Ihr Sohn Rainer ist nicht nur Dirigent, sondern hat auch fast alle Stücke bearbeitet. Das Ganze ist ein Familienprojekt: Seine Frau Regina sitzt am Keyboard und Tochter Sabrina bedient natürlich auch das Akkordeon – ein sehr wandelbares Instrument, das sich durch den vielseitigen Klang für ganz unterschiedliche Musikrichtungen einsetzen lässt. So spielt der ACL neben Klassik und Folklore auch Rock, Pop, Musicals und Lieder aus den aktuellen Charts. Mal klingen die Akkordeons am Konzertabend wie Flöten, mal wie Orgeln und mal wie Klarinetten. Kein Wunder, besitzt das Instrument mit mehreren Oktaven und einer Vielzahl von Bässen doch fast die Eigenschaften eines kleinen Orchesters. Sein Geheimnis liegt in den durchschlagenden Zungen: Das sind in einem Rahmen des Gehäuses befestigte Metallstreifen, die die Klangvielfalt bilden. Mit der Tastatur stimmen die Spieler wie beim Klavier den Ton an, der jedoch wie bei einem Blasinstrument durch Luft erzeugt wird. Für ein gutes Instrument kann leicht ein fünfstelliger Betrag ausgegeben werden. Ab dem Grundschulalter kann man das Instrument laut Manfred Baudisch, dem Vorsitzenden des ACL erlernen, neue Mitglieder sind jederzeit willkommen. Der Verein bildet durch erfahrene Spieler auch selbst Nachwuchs aus. Schon nach kurzer Zeit können die Schüler an den beiden jährlich stattfindenden Konzerten teilnehmen. Und dann auch den langanhaltenden Applaus der begeisterten Zuschauer genießen, wie an diesem vorsommerlichen Abend.

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