Ludwigshafen Messer in den Hals gestochen

Wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes muss sich seit gestern ein 26-Jähriger vor dem Landgericht Frankenthal verantworten. Der Angeklagte hat eine Messerattacke auf einen flüchtigen Bekannten gestanden, der seitdem an Armen und Beinen gelähmt ist. Warum er sein gleichaltriges Opfer angegriffen habe, wisse er nicht, erklärte der Mann beim Prozessauftakt.

„Ich habe es einfach gemacht, es gibt keine Gründe dafür“, sagte der Angeklagte. Die Tat hatte sich am 11. Juni in einem Berufsbildungszentrum in Ludwigshafen ereignet, das beide Männer besuchten. Dem 26 Jahre alten Opfer aus Mutterstadt stieß der Frankenthaler ein Küchenmesser in den Hals. Das Opfer ist seit der Attacke querschnittsgelähmt, sitzt im Rollstuhl. Die gestrige Begegnung der beiden Männer war der erste Kontakt seit der Tat. Der Mutterstadter schaute den Angeklagten lange an, doch der würdigte ihn keines Blickes. Genauso teilnahmslos schilderte er das Geschehen am Tattag. Manchmal hatte man den Eindruck, der 26-Jährige würde über das Wetter reden. „Das war so“, antwortete er auf die Frage des Vorsitzenden Richters Michael Wolpert, ob die Anklage zuträfe. Die beiden Männer waren Schüler in dem Bildungszentrum. Beide sagten übereinstimmend, dass sie sich flüchtig kannten. Der Mutterstadter erzählte, dass er seine Ausbildung als Metallbauer abgeschlossen hatte und am Tattag in dem Bildungszentrum war, um im Computerraum Bewerbungen zu schreiben. Im Lauf des Vormittags sei der Angeklagte in den Raum gekommen, man habe sich eine Zeitlang unterhalten und er habe dem Angeklagten eine Zigarette und etwas Amphetamin geschenkt. Später habe er sich einen Joint gedreht, der Angeklagte habe gefragt, ob er mitrauchen kann. „Ich habe Nein gesagt, da habe ich einen Schlag gespürt und bin auf den Boden gefallen.“ Das Opfer erhielt einen Stich mit einem 13 Zentimeter langen Küchenmesser in die rechte Halsseite. Die Klinge traf das Rückenmark. Eine Rechtsmedizinerin bezeichnete es als „großes Glück“, dass nicht die in der Nähe verlaufende Hauptschlagader getroffen wurde. Der Angeklagte sagte, er habe morgens das Messer eingepackt, „um jemand abzustechen“. Ein Motiv habe er nicht gehabt. Er hätte auch auf eine andere Person eingestochen, sagte der 26-Jährige auf Nachfrage. „Ich weiß nicht“, lautete die Antwort auf wiederholte Fragen nach dem Warum. „Ich weiß nicht“, war auch die Antwort, auf die Frage, ob Videos über Gewalt und Terroristen, die er sich im Internet anschaute, ihn auf diese Idee gebracht hätten. Laut einem psychiatrischen Sachverständigen ist der Angeklagte schuldfähig – trotz seiner Persönlichkeit und seines Alkohol- und Drogenkonsums. Der Geschädigte berichtete, dass er in der ersten Zeit nach der Tat weder Arme noch Beine bewegen konnte. Laufen könne er inzwischen mühsam einige Schritte, die Feinmotorik der Arme sei sehr eingeschränkt, er habe starke Schmerzen, seine beruflichen Pläne habe er ebenso aufgeben müssen wie seine Hobbys. Der Prozess wird am Montag, 9 Uhr, fortgesetzt. (ann)

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