Ludwigshafen Laien in der Luft

«Ludwigshafen/Dannstadt-Schauernheim.»Eine Start- und Landebahn von 1,2 Kilometern Grasfläche erstreckt sich vor mir. Unser Flugzeug, ein Leistungs-Doppelsitzer, steht ganz am anderen Ende des Flugplatzes bei Dannstadt. Denn – Lektion eins – gestartet wird je nach Windrichtung. Auf dem Weg zum Segler geht die Lehrstunde weiter. Mein Pilot Lutz Hildebrandt erklärt mir die zwei Möglichkeiten abzuheben: per Seilwinde oder angeleint hinter einem Motorflugzeug, dem sogenannten F-Schlepp. Doch zuerst bekomme ich den sieben Kilogramm schweren Fallschirm auf den Rücken geschnallt. Von Leichtigkeit ist beim Einsteigen so nichts zu spüren. Ich fühle mich ungelenk und behäbig. Nach den Sicherheitsanweisungen weiß ich aber zumindest theoretisch, wie ich das Flugzeug mit Fallschirm verlassen kann. Als ich endlich Segelflieger sitze, bin ich erstaunt. Innen ist alles übersichtlich gestaltet. Ein Steuerknüppel zwischen den Beinen, Fußpedale rechts und links, ein Hebel zum Entriegeln der Haube und ein Zuggriff zum Ausklinken des Seils sind das Wesentliche. Dazu noch die Anzeigen für Höhe und Geschwindigkeit. Das ist simpler als in manchem modernen Auto. Dritte Lektion: Allein geht nichts beim Segelfliegen. Die mehrere hundert Kilogramm schweren Segler müssen gemeinsam in Position gebracht werden. Ein Unimog holt die Stahlseile. Per Funk wird der Start angemeldet und freigegeben. Ein Helfer richtet das Flugzeug auf, damit die Tragfläche nicht am Boden schleift, und rennt beim Start mit. Etwas Geholper – dann sind wir schon in der Luft. Der Steuerknüppel, der Höhen- und Querruder bewegt, ist einfach zu bedienen. Damit geht es hoch und runter oder in Schräglage, um beim Kreisen Höhe zu gewinnen. Mit den Seitenrudern wird gelenkt, die werden über die Fußpedale bedient. Die Kunst liegt darin, herauszufinden, wo man am besten fliegt, erklärt mir Lutz Hildebrandt. Der Pilot muss die unsichtbaren thermischen Aufwinde lesen können, die das Flugzeug steigen lassen. Bart nennt der Fachmann diese. Reißt der Bart ab, sackt das Segelflugzeug leicht nach unten. Es kribbelt im Bauch, Hildebrandt korrigiert nach. Hat das Flugzeug aber erst einmal ordentlich Höhe erreicht, kann es lange gleiten. Aus allen Wolken fallen ist also nur schwer möglich. Seit 25 Jahren hat Hildebrandt die Fluglizenz. Bis ein Anfänger so weit ist, braucht er in der Regel um die 70 bis 80 Starts. Der Doppelsitzer kann von beiden Sitzen aus gesteuert werden, also darf ich auch mal ran und komme erstaunlich schnell zurecht. Dennoch spüre ich die Kraft des Elements deutlich. Anmutig gleitet der Segler durch die Luft, kein Motorengeräusch, nur der Wind ist zu hören. „Segelfliegen hängt das Hirn aus, die Konzentration ist beim Fliegen, die Alltagsprobleme bleiben zurück, auch wenn das jetzt kitschig klingt“, beschreibt Hildebrandt das Gefühl. Dann setzen wir auch schon zur Landung an. „Wir machen einen lange Landung- Ich versuche vor der Halle zum Stehen zu kommen und hoffe, dass es klappt“, sagt Lutz Hildebrandt. Tatsächlich ist das Einschätzen des Ausrollwegs reine Erfahrungssache. Und er ist erfahren. Mit einem Schnupperangebot will der SSV dieses Wochenende fürs Hobby begeistern. „Segelfliegen kann sich jeder leisten“, meint Hildebrandt. Zwar kosten die Flieger teils so viel wie ein kleines Haus, doch Mitglieder können die Vereinsflugzeuge nutzen. Das Programm Das Schnupperwochenende des SSV Ludwigshafen auf dem Dannstadter Flughafen ist am Freitag und Samstag, 8. und 9. Juni. Treffpunkt ist am Freitag um 18 Uhr im Clubhaus unter dem Windsack. Los geht’s mit einem Infoteil: Die Vereinsmitglieder erläutern ihre Flugzeuge, den Ablauf und die Theorie. Es kann auch schon Probe gesessen werden. Am Samstag wird dann geflogen. Geplant sind drei Starts pro Fluganfänger, zwei mit der Winde und einer im F-Schlepp. Kosten: 49 Euro pro Person. Darin enthalten sind die Startkosten, Getränke, Snacks und der Versicherungsschutz. Interessierte müssen mindestens 14 Jahre alt sein und eine normale Gesundheit haben. Ein weiteres Schnupperwochenende ist am 13. und 14. Juli.

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