Ludwigshafen Kurz mal die Welt reparieren

Kinderbuchautor Jeff Kinney mit seiner Figur Greg.
Kinderbuchautor Jeff Kinney mit seiner Figur Greg.

Donna Leon hat einen neuen Krimi geschrieben: „Stille Wasser“. Auf den Bestsellerlisten im Mai ist sie daher gleich mit zwei Titeln vertreten. Mit Commissario Brunettis 26. Fall und dem älteren Krimi „Endlich mein“. Außerdem hat Maja Lunde mit ihrem auch bundesweit die Bestsellerlisten anführenden Öko-Roman „Die Geschichte der Bienen“ Jussi Adler-Olsens Thriller „Selfies“ fast restlos verdrängt. Auch für Jugendliche gibt es einige sehr empfehlenswerte Bücher.

Es kommt selten vor, dass es Kinder- und Jugendbücher unter die Bestseller schaffen. Wenn, dann handelt es sich um solch seltene Glücksgriffe, die Kinder und Erwachsene gleichermaßen ansprechen, wie Joanne K. Rowlings „Harry Potter“ oder Cornelia Funkes „Tintenherz“. Auch Jeff Kinneys Serie „Gregs Tagebuch“ ist bei jung und alt gefragt. Ursprünglich als Comic für Erwachsene gedacht, spricht der Amerikaner mit seiner Figur Gregory Heffley, kurz Greg genannt, auch Kinder an. Auch die Filmindustrie hat bereits zugegriffen. Jetzt ist die vierte Verfilmung aus der bisher elf Teile umfassenden „Gregs Tagebuch“-Reihe in die deutschen Kinos gekommen. Die US-Produktionen sind allerdings keine Zeichentrickfilme, wie es die Vorlage erwarten ließe, sondern mit leibhaftigen Schauspielern gedrehte Abenteuergeschichten. Der neue Film „Böse Falle“ handelt von einer Fahrt durch die USA, in der sich Greg, gespielt von Jason Drucker, mit Eltern und Geschwistern auf den Weg zur Großmutter macht, die ihren 90. Geburtstag feiert. Selbstverständlich hat die Familie auf dem chaotischen Trip jede Menge Hindernisse zu nehmen. Der Erfinder Gregs hat geäußert, er halte es vor allem wegen der neuen Technik der Mobiltelefone und des Internets für „extrem, heute ein Kind zu sein“. In seiner Kindheit habe es jedenfalls noch kein Cybermobbing gegeben: „Das war wenigstens noch echtes Mobbing.“ Und der 46-jährige Vater zweier Söhne gab den Erziehungstipp: „Je liebenswerter und humorvoller man ist, desto besser kommt man im Leben zurecht.“ Es gibt aber auch gestandene Kinder- und Jugendbücher, die auf den Ernst des Lebens vorbereiten und doch Humor nicht vermissen lassen. Dazu gehört „Gips oder Wie ich an einem einzigen Tag die Welt reparierte“ von der Niederländerin Anna Woltz. Das Buch erzählt von einem Tag im Leben der zwölfjährigen Felicia, an dem sie ihre kleine Schwester nach einem Fahrradsturz ins Krankenhaus begleitet. Aber weniger der verletzte Finger der Schwester macht Fitz wütend als die Scheidung ihrer Eltern. Die Autorin stelle „ein starkes und mutiges Mädchen“ vor, befand die Jury des Jugendbuchpreises der Deutschen Bischofskonferenz. Ihre Geschichte komme „ohne erhobenen Zeigefinger, dafür mit ganz viel Witz und Lebensfreude daher“. Ebenfalls im Mai wurde in Saarbrücken der deutsch-französische Jugendliteraturpreis vergeben. Er ging an die Stuttgarterin Angela Mohr für „Zwei Tage, zwei Nächte und die Wahrheit über Seifenblasen“ sowie an Muriel Zürcher aus Aix-les-Bains für „Paris bei Tag, Paris bei Nacht...“ Angela Mohr bringt in ihrem Roman den dauerquasselnden Nik und die dauerschweigende Aino zusammen. Muriel Zürcher führt ebenfalls ein ungleiches Paar zusammen. Der Graffitikünstler Sam und die fünfjährige Bonny, die aus einem Kinderheim ausgebüxt ist, streunen durch das nächtliche Paris. Zu den hochgelobten Kinder- und Jugendbüchern unter den Neuerscheinungen gehört Benjamin Tientis „Salon Salami. Einer ist immer besonders“. Auch hier steht ein starkes Mädchen mit großen Sorgen im Mittelpunkt. Der Autor berichtet mit subtilem Humor von der chaotischen Familie Salmani und wie die zwölfjährige Hani sie zusammenhält, seitdem ihre Mutter verschwunden ist. Ein ausgefallenes Buch für Kinder ab acht Jahren ist der Krimi „Lord Gordon. Ein Mops in königlicher Mission“ von Alexandra Fischer-Hunold. Lord Gordon ist der Schoßhund der englischen Königin Victoria. Er gibt sein beschauliches Leben auf, wird zum Detektiv und begibt sich in die Unterwelt Londons, als sein Freund, der Küchenjunge Colin, des Diebstahls bezichtigt wird. Auch der Lesetipp ist diesmal ein Jugendbuch. Renate Diehl aus der Buchhandlung Oelbermann in Limburgerhof empfiehlt „Das Jahr, in dem ich lügen lernte“, den Debütroman der Amerikanerin Lauren Wolk. Auch diese Erzählung handelt von einer falschen Beschuldigung, von Unrecht, Zivilcourage und Freundschaft. Er spielt im ländlichen Pennsylvania in den 1940er Jahren und verbreitet zunächst eine Art „Bullerbü“-Atmosphäre. Bis Betty, ein schwer erziehbares boshaftes Mädchen, in das Dorf und in Annabelles Schulklasse kommt. Mit Lügen und Gerüchten bringt sie das ganze Dorf gegen den Außenseiter Toby auf. Nur Annabelle hält zu Toby und versucht dessen Unschuld zu beweisen. Renate Diehl findet, dass der Roman in seinem Plädoyer für Freundschaft und Mitmenschlichkeit zeitlos ist. „Auch ein Erwachsener kann ihn lesen“, sagt sie.

x