Ludwigshafen „Kinder geben einem so viel zurück“

Ludwigshafen. Maxi Kullmann wollte nach dem Abitur nicht gleich studieren. Sie hat lieber erst einmal beim Mannheimer HC ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) gemacht. Diese einjährige Orientierungsphase habe sie menschlich enorm geformt, sagt die 21-Jährige. Trotzdem haben die Sportjugenden, wie die in Rheinland-Pfalz, Probleme, die vorhandenen Stellen zu füllen.

Das schönste Erlebnis in ihrer Zeit beim Mannheimer Hockeyclub, sagt Maxi Kullmann, ereignete sich, als sie schon gar nicht mehr FSJlerin war, sondern ein paar Wochen später. Als sie noch mal an ihrer ehemaligen Einsatzstelle vorbeischaute: „Da sind plötzlich alle Kinder auf mich zu gerannt und haben sich gefreut, dass ich da bin. Das war ein schönes Gefühl.“ Es war für sie der Moment, in dem sie sich endgültig sicher war, sie hat in ihrem FSJ-Jahr etwas bewirkt. Aber auch das FSJ-Jahr hat etwas mit ihr bewirkt. Sie war sich nach dem Abitur am Ludwigshafener Max-Planck-Gymnasium unsicher, was sie studieren wolle. Kunst oder Sport, tendierte eher zur Kunst. Das FSJ hat die Tendenz nun allerdings verändert. Deutlich verändert. „Ich weiß, dass ich etwas mit Kindern machen will. Kinder geben einem so viel zurück“, sagt die Ludwigshafenerin, die beim MHC vor allem das Nachwuchstraining und die Ballschule an Mannheimer Grundschulen leitete und Mannschaften zu Spielen begleitete. Kullmann beginnt nun ein Bachelorstudium mit den Fächern Sport, Erlebnis und Bewegung an der Deutschen Sporthochschule Köln. Martin Hämmerle kennt Maxi Kullmann nicht. Das hängt damit zusammen, dass er als Referent für die Freiwilligendienste im Sport für die Pfalz zuständig ist, Kullmanns Träger aber die Sportjugend Baden-Württemberg war. Der 27-Jährige kann ihre Erfahrungen aber aufgrund dessen, was er in seiner Arbeit täglich erlebt, teilen: „Alle wissen danach, was sie machen wollen. Ein Soziales Jahr kann Wege in den Sportbereich aufzeichnen, oder aber man hat es sich anders vorgestellt und macht dann auch etwas anderes.“ Hämmerle hat festgestellt, dass die Jugendlichen während ihres Sozialen Jahres eine Wandlung durchlaufen: „Sie werden selbstbewusster und lernen, mit Verantwortung umzugehen.“ Ähnliche Erfahrungen hat auch Maxi Kullmann gemacht. Wenn man sie fragt, wie sie sich verändert habe, dann erzählt sie, dass sie sich nun erwachsener, verantwortungsbewusster und selbstbewusster fühle: „So etwas lernt man nicht in der Schule.“ Sie könne noch immer mit Kindern Quatsch machen. „Aber die Leute sehen mich jetzt nicht mehr als Kind, sondern als Erwachsene.“ Erfahrungen im Sportbereich, beispielsweise als Übungsleiter, sind für ein Soziales Jahr nicht unbedingt nötig. Kullmann war zwar selbst sportlich aktiv, hatte aber zuvor nie wirklich als Trainerin gearbeitet. Sie hat sich einfach bei Sportjugenden in verschiedenen Bundesländern beworben und konnte sich dann mehr oder weniger die Stelle aussuchen, die ihr am besten gefiel. Was auch damit zusammenhängt, dass das Angebot momentan die Nachfrage deutlich übersteigt. In Rheinland-Pfalz sind derzeit 154 Freiwilligen-Stellen mit Sportbezug besetzt. In der Pfalz sind es 43. „Das ist etwa ein Drittel aller Stellen, die es gibt“, sagt Hämmerle. Er sagt, die schlechte Auslastung habe vor allem damit zu tun, dass viele Jugendliche gar nicht wissen, dass es möglich ist, ein FSJ im Sportbereich zu machen. Sei es im Verein, im Verband oder in der Schule im Ganztagsbetrieb. „Viele denken, ein FSJ kann ich nur im Krankenhaus machen“, sagt Hämmerle. Er hofft, dass sich das irgendwann ändert. Vielleicht auch, weil ehemalige FSJler wie Maxi Kullmann ihre Zufriedenheit in die Pfalz und darüber hinaus tragen …

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