Ludwigshafen Im Tee, als Salat oder auf dem Grill

Entdeckung am Wegesrand: Georg Waßmuth zeigt Horst Gossenauer die Blüte einer Lauch-Pflanze.
Entdeckung am Wegesrand: Georg Waßmuth zeigt Horst Gossenauer die Blüte einer Lauch-Pflanze.

«Rheingönheim.» Samstag, kurz nach 9 Uhr, Parkplatz am Wildpark Rheingönheim: Ungefähr 25 Frauen, Männer und Kinder stehen im Kreis um Georg Waßmuth herum. Der Vorsitzende der Ludwigshafener Ortsgruppe des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) hat einen Strauß Blumen in einer Umhängetasche dabei. Eine Blütenpflanze nach der anderen holt er hervor. Neben typischen Wiesenpflanzen wie die Schafgarbe mit ihren weißen Blüten und der gelbblühende Rainfarn ist mit der blaublütigen Phacelia auch eine Kulturpflanze dabei. „Die säen Landwirte als Zwischenfrucht zur Bodenverbesserung aus“, sagt Waßmuth. Von den Phacelia-Blüten haben auch die Bienen etwas, sie holen sich dort Nektar und Pollen, weiß er. Die Pflanze wird auch „Bienenfreund“ genannt. Viele Kräuter lernen die Teilnehmer der Führung entlang der Rehbachwiesen in den nächsten fast drei Stunden als „Menschenfreunde“ kennen. Die Schafgarbe beispielsweise preist Waßmuth als universelles Heilmittel an. „Man kann aus ihr einen Tee zubereiten“, nennt er eine typische Einnahmeart. In der Form soll sie wohltuend auf die Verdauungsorgane wirken. Zahlreiche Lauch-Arten blühen auf den Wiesen und an den Wegrändern. „Lauch ist nicht immer einfach zu bestimmen“, sagt der Experte. „Bei dieser Pflanze spricht vieles dafür, dass es Kanten-Lauch ist“, erklärt Waßmuth den Teilnehmern nach einem Blick in ein Fachbuch. Bei einer anderen Pflanze, die schon nicht mehr blüht, sondern Brutzwiebeln gen Himmel reckt, erkennt Waßmuth Weinbergs-Lauch. Dessen Zwiebeln sollen ähnlich wie Knoblauch schmecken. Spontan probiert hat den Lauch keiner. Brennnessel, Löwenzahn und Giersch sind Beispiele für Kräuter, aus denen sich gesunde Salate zubereiten lassen. „Gleich nach dem Austrieb im Frühjahr sind viele Pflanzen aber milder als im Sommer. Dann enthalten sie mehr Bitterstoffe“, nennt Waßmuth eine Regel, die etwa für den Löwenzahn zutrifft. Er empfiehlt, zunächst nur kleinere Mengen einer Pflanze zu probieren: „Man muss sich erst daran gewöhnen. Außerdem ist die Wirkung nicht bei jedem Menschen gleich“, teilt er mit. Während Brennnesseln am Wegesrand recht häufig sind, kommt der Giersch nur an wenigen Stellen in größer Anzahl vor. Margit Beisheim aus Oppau freut sich, als die Gruppe im Waldgebiet auf Neuhofener Gemarkung den von Waßmuth angekündigten größeren Giersch-Bestand vorfindet. „Ich bin im Landkreis Heilbronn aufgewachsen. Damals haben wir alle mögliche Kräuter ausprobiert“, erinnert sich die Seniorin. Giersch sollte gegart und wie Spinat zubereitet werden, weiß der Wanderführer. „An so vielen Dingen geht man achtlos vorbei“, stellt Horst Gossenauer aus Bad Dürkheim fest. Er nimmt mit seiner Frau und einer Freundin an der Exkursion teil. Er ist selbst als Führer fürs „Slow Wandern“ im Pfälzerwald aktiv. „Jetzt kann ich dabei mehr Pflanzen erkennen und beschreiben“, sagt er. Lena Roth aus Oggersheim und ihr Lebensgefährte Uwe Painke aus der Region Stuttgart suchen und finden bei der Kräuterwanderung in erster Linie das Naturerlebnis. „Wir sind oft mit dem Rad unterwegs und besuchen auch gerne Nabu-Veranstaltungen wie diese“, teilt Painke mit. Dazu gehört auch das Geruchserlebnis. Einen süßen Duft verströmt der Mädesüß, sagt Waßmuth: „Sein Name kommt entweder vom Met, dem Honigwein, in den die Kelten Mädesüß hineingetan haben, oder von der Mahd, nach der er seinen Duft entfaltet.“ In dem Landschaftsschutzgebiet, das der Nabu betreut, steht das Mähen durch einen Landwirt mit Pferdehaltung bevor. „Ab 15. Juni ist das hier erlaubt“, sagt er. Kräuter mitnehmen für den Eigenbedarf – das darf jeder, weiß Waßmuth. Die gewaltigen Blätter der Großen Klette etwa eignen sich zum Einwickeln von Grillgut, teilt er mit – während Vögel zwitschern und Bienen summen. Einige Blüten, etwa die des Ampfers, und Blätter probieren manche Teilnehmer spontan. Ob sauer oder bitter – eine Erfahrung mehr ist garantiert.

Die Acker-Kratzdistel hat Besuch: An den nach Honig duftenden Blüten holen sich Bienen reichlich Nektar und Pollen.
Die Acker-Kratzdistel hat Besuch: An den nach Honig duftenden Blüten holen sich Bienen reichlich Nektar und Pollen.
x