Ludwigshafen Hommage an eine große Lady

Ella Fitzgerald hat den Jazzgesang geprägt wie niemand sonst. Insbesondere ihr Scat-Gesang, die freie Improvisation, hat dazu geführt, dass Sänger mehr als nur das „Sahnehäubchen“ auf einer von Instrumentalisten geprägten Musik sind. „A Tribute to Ella Fitzgerald“ hieß der Abend im Mannheimer Jazzclub Ella & Louis, den die Sängerinnen Nicole Metzger, Janice Dixon und Julia Nagele der großen Lady des Jazz widmeten.

An Material für das Programm gab es keinen Mangel. Die Karriere von Ella Fitzgerald (1917 bis 1996) währte fast 60 Jahre. Den Song, der als erstes Jazzstück der Sängerin bekannt wurde, stellten die drei Sängerinnen ans Ende des Programms: „A Tisket, a Tasket“, ursprünglich ein Kinderlied. Ellas Interpretation mit dem Chick Webb Orchestra machte Band und Sängerin in den USA bekannt. Selbst geschrieben hat sie keine Stücke, ihr Repertoire kam aus dem „Great American Songbook“, also Stücken von Musicals, Shows und Filmen, die Jazzmusiker aufgriffen und neu interpretierten. Gemeinsam begannen die drei Sängerinnen den Abend mit „Summertime“ aus Gershwins Oper „Porgy and Bess“. Nicole Metzger eröffnete mit einem großangelegten Rubato, dann setzte die Band mit dem Groove ein, und swingend kamen dann Julia Nagele und Janice Dixon dazu. Nicole Metzger aus Neustadt an der Weinstraße hat nicht nur an diesem Abend einiges von Ella in ihrem Stil. Dazu gehört beispielsweise das Weitersingen von Textsilben auf zusätzlichen Tönen. Und ihr Scat-Gesang hat einen außerordentlichen Swing. Ein schönes Beispiel für den engen Bezug zum Original war ihr „How high the moon“, bei dem sie die von Ella improvisierten Textzeilen der Liveversion übernahm und auch wie Ella das Bebop-Thema „Ornithology“ scattete, das Charlie Parker über die Akkordfolge geschrieben hat. Julia Nagele stammt aus München, lebt in Mannheim und ist als „Jules“ bekannt geworden. Sie hat in München und Mannheim Jazz studiert. Sie schreibt eigene Stücke und ist gerne in kleinen Besetzungen unterwegs. Wohnzimmerkonzerte im Duo macht sie gerne. Ihr Können konnte man auch schon bei „Jazz am Rhein“ auf der Parkinsel erleben. An diesem Abend machten ihr noch die Folgen einer Erkältung etwas zu schaffen. Obwohl sich der kehlige Klang bei Balladen gar nicht schlecht macht. Sehr eindrucksvoll war ein a cappella gesungenes Stück, das in „I got it bad an that ain`t good“ überleitete. Leise Töne und Intimität sind eine Stärke der 27-jährigen Sängerin. Janice Dixon hat am Nationaltheater Mannheim als Sopranistin Furore gemacht, aber sie ist auch im Jazz zu Hause. Es ist spannend zu hören, dass sie dafür auch ganz vom Opernklang ihrer Stimme absehen kann und dann die für Jazz geeigneten tieferen Register zieht. Mit ihrer Version von „Cheek to Cheek“ schickte sie auch einen Gruß an den Club – dieses Stück haben nämlich Ella und Louis Armstrong gemeinsam gesungen. „The Nearness of you“ entwickelte eine schöne Intensität. Da steigerte sich die Sängerin in Höhepunkte, die die geschulte Opernstimme nicht verleugneten. Unbedingt zu loben ist die exzellent swingende Band. Schlagzeug spielte Patrick Manzecchi aus Konstanz mit lässigem Groove. Mini Schulz aus Stuttgart zupfte nicht nur swingende Viertel, er spielte expressive Solos, auch mit dem Bogen gestrichen. Am Klavier saß der musikalische Direktor des Clubs, Daniel Prandl. Er versteht es, auch ältesten Swing-Klassikern neue Farben zu geben. Seine Virtuosität ist beeindruckend. Und selbst die elementarsten Harmoniefolgen alter Standards weiß er immer wieder mit neuer Spannung zu versehen.

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