Ludwigshafen Hans Warsch und Romy Schneider

Einmal im Monat treffen sich die Autoren der Literaturwerkstatt Ludwigshafen-Mannheim. Einmal im Jahr gehen sie gemeinsam an die Öffentlichkeit, um aus ihren Werken zu lesen. „Achtung, Helden!“ war der Abend in der Stadtteilbibliothek in Edigheim betitelt.

Der Leitgedanke der Veranstaltung folgte dem Motto „Helden und Legenden“ des diesjährigen Kultursommers in Rheinland-Pfalz. In Edigheim waren es große und kleine, stille und berühmte, reale und fiktive Helden, die in den Texten der acht Autoren – sieben Damen und ein Herr – eine Rolle spielten. Um Helden der schreibenden Zunft ging es in den humorvollen, pfälzischen Versen von Anneliese Vetter, der Grande Dame der Literaturwerkstatt, die schon mehrfach bei Mundartwettbewerben Erfolg hatte und zwei ihrer preisgekrönten Gedichte mitbrachte. „E Vorbild“ und „Liselotte vun de Palz“ mündeten in der Empfehlung, mal wieder die Meistergesänge des Nürnberger Dichters Hans Sachs und die unverblümten Briefe Liselottes von der Pfalz zur Hand zu nehmen und darin zu lesen. Ein alter, allerdings namenloser Dichter stand auch im Mittelpunkt von Julia Schwarz’ „Nachtwache“. Der gerät in den Fokus eines wahnsinnigen Mannes, der in das Haus des Poeten eindringt und zu seinem Mörder wird. Die düstere Kurzgeschichte der jungen Ludwigshafener Autorin bot einen ausgefeilten, komprimierten Text und ein raffiniertes Spiel auf zwei Erzählebenen. Eines Ludwigshafener Lokalhelden nahm sich Elke Dewitt in ihrer Kurzgeschichte „Hans Warsch“ an. Eine unauffällige Nacherzählung der überlieferten Oggersheimer Episode aus dem Dreißigjährigen Krieg, in der nicht allein der einheimische Schafhirte Warsch, sondern auch sein spanischer Widersacher Don Cordova als Held wegkommt, weil dieser sein Wort hält. Bernhard Kimmel, Kopf der legendären Kimmel-Bande, ist das Vorbild der Hauptfigur in „Al Capone im Supermarkt“. Wie der Gangster, der um 1960 und noch einmal Anfang der 1980er Jahre die Pfalz mit Raubüberfällen und Einbrüchen in Atem gehalten hatte, möchte auch Edith Brünnlers literarischer Held als Räuber durch die Wälder ziehen. Die Edigheimerin trug ihre pointierte, dramaturgisch geschickt angelegte Erzählung um einen Angestellten, der einfach nur aus dem Alltags- und Familienleben ausbrechen möchte, gekonnt vor. Ursula Becker machte in „Der Held der letzten Stunde“ ihren Großvater, der längst die Angst vor dem Sterben überwunden hat, zu ihrem Protagonisten. Die Beindersheimerin Marija Schmidt ernannte die Mutter eines behinderten Kindes zu ihrer Heldin. Der Ludwigshafener Autor Helmut Fiedler („Only Lu!“, „Tod auf der Maulbeerinsel“) erwählte sich die Schauspielerin Romy Schneider, wohingegen Helga Redl, der Leiterin der Literaturwerkstatt, einen bildungsschweren Text über den Tod Alexanders des Großen präsentierte. Einen stimmigen musikalischen Rahmen verschafften der Lesung die Ludwigshafener Geschwister Victoria und Frederic Stieler am Cello.

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