Ludwigshafen Handballprofi Huber: „Frauensport hat keinen großen Stellenwert“

Svenja Huber bezweifelt, dass es in Deutschland einmal flächendeckend Profi-Handball gibt.
Svenja Huber bezweifelt, dass es in Deutschland einmal flächendeckend Profi-Handball gibt.

Interview: Svenja Huber (BV Borussia Dortmund) spielt seit über einem Jahrzehnt in der Handball-Bundesliga der Frauen. Die 32 Jahre alte gebürtige Mannheimerin spricht über die Bedeutung von Frauenhandball, Wortkargheit bei Interviews und ihren Wunsch, einmal ein Buch zu schreiben. Das sollte ihr gelingen, schließlich arbeitet Huber mittlerweile auch als Journalistin.

Frau Huber, Sie arbeiten als Journalistin. Haben Sie nach dem Spiel als Handballerin einem Journalisten schon mal ein Interview verweigert, weil Sie enttäuscht über die Leistung waren?

Ich habe noch nie ein Interview abgeblockt, ich bin dann vielleicht etwas wortkarger (lacht). Ich denke in solchen Momenten dann als enttäuschte Spielerin, nicht als Journalistin. Kommt Ihnen zugute, dass Sie beide Rollen kennen? Ich denke schon. Ich bin daher empathischer. Auch als Journalistin im Umgang mit Sportlern, weil ich weiß, wie man sich manchmal fühlt. Werden Sie von Mitspielerinnen auch mal nach Tipps im Umgang mit den Medien gefragt? Nein, das ist noch nicht vorgekommen. Sie schreiben auch Kurzgeschichten. Ja, aber erst mal nur für mich selbst. In den nächsten Jahren will ich allerdings ein Buch veröffentlichen. Darin wird die eine oder andere Kurzgeschichte ihren Platz finden. Es soll keine Biografie werden, aber in Romanform beinhalten, was ich im Leben so erlebt habe. Sie haben in Dortmund gerade Ihren Vertrag verlängert. Ist Dortmund zu Ihrer sportlichen Heimat geworden? Heimat finde ich einen großen Begriff. Aber ich fühle mich in Dortmund definitiv wohl. Ich habe den Vertrag um ein Jahr verlängert, dann schauen wir mal. Ich bin ja nicht mehr die Jüngste, wenn ich nicht mehr auf diesem Niveau mithalte, höre ich auf. Ich bin definitiv nicht der Typ, der vom Feld gerollt werden muss. Derzeit bin ich noch fit, fühle mich noch gut, auch weil ich immer fleißig war. Daher ist ein Karriereende nicht absehbar. Müssen Sie mehr machen als früher, um fit zu bleiben? Nicht mehr, aber ich muss mehr auf meinen Körper hören. Ich muss schauen, was mein Körper braucht, notfalls auch mal das Fußballspielen zum Aufwärmen ausfallen lassen, wenn der Fuß zwickt. Ich kann da nicht mehr jedes Mal, wie noch als junge Spielerin, über das Ziel hinausschießen. Sie haben erstmals 2005 in der Bundesliga gespielt. Hat sich die Spielklasse in dieser Zeit verändert? Das Spiel ist schneller geworden. Ansonsten hat sich wenig verändert. Die Aufsteiger haben es noch immer schwer. Die Spitze ist vielleicht ein bisschen breiter geworden in den vergangenen zwei, drei Jahren. Was müsste sich ändern, damit das Interesse am Frauenhandball steigt? Wir haben bei der Heim-WM im Vorjahr als Nationalteam verpasst, an der ganz großen Stellschraube zu drehen. Es fehlen auch die internationalen Erfolge der Vereinsmannschaften in den vergangenen Jahren. Frauensport hat in Deutschland nicht so den Stellenwert wie in anderen Ländern. In Ungarn oder Dänemark ist das anders, da werden zum Teil die Spiele im Fernsehen übertragen. Was auch daran liegt, dass die Frauenteams im Handball dort erfolgreicher sind als die Männermannschaften. Wird in Deutschland mal flächendeckend Profitum im Handball möglich sein? Das ist eine schwierige Frage. Es wird auf jeden Fall sehr, sehr schwierig. Derzeit sind wir noch Welten davon entfernt. Haben Sie als kleines Mädchen davon geträumt, Profi-Handballerin zu werden? Ich bin ehrlich gesagt in einem kleinen Dorf aufgewachsen und habe nicht in solchen Sphären gedacht. Mein Traum war es, den Adler auf der Brust zu tragen. Sie sind in Mannheim geboren, haben bei der SG Heddesheim mit dem Handball begonnen. Sind Sie noch oft in der Region? Meine Oma wohnt in Mannheim, meine Mutter in Heddesheim. Es ist aber öfter so, dass ich besucht werde, als dass ich sie besuche, weil das mit den Spielen einfacher ist. Am Wochenende waren zum Beispiel zwei Freundinnen von früher da. Sie haben auch sechs Jahre bei der TSG Ketsch gespielt. Verfolgen Sie die Spiele der mittlerweile in Ketscher Bären umbenannten Mannschaft noch? Ja, ich informiere mich regelmäßig, es ist schließlich der Verein, der mich am meisten geprägt hat. Wir treffen uns auch ein paar Mal im Jahr mit der alten Mannschaft und es ist immer sehr lustig. Das ich schon etwas Einzigartiges.

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