Ludwigshafen „Fühle mich in der Pfalz heimisch“

Harri Essenburger im Gespräch mit Volker Endres.
Harri Essenburger im Gespräch mit Volker Endres.

„Irgendwo in Lu“ sind wir jede Woche in der Stadt unterwegs auf der Suche nach interessanten Gesprächspartnern. Gestern haben wir auf dem Schillerplatz in Oggersheim Harri Essenburger getroffen. Der Rentner ist „um die 70“ und lebt in Oggersheim.

Sind Sie gebürtiger Oggersheimer?

Nein, ich stamme aus Norddeutschland, aber als ich vor 50 Jahren nach Ludwigshafen gekommen bin, kam ich gleich nach Oggersheim. Das war für mich ideal. Vor allem die Verkehrsanbindung mit der Bahn nach Dürkheim hat mir gefallen. Damals hatte ich noch kein Auto und habe in Maxdorf Tennis gespielt. Ich überlege gerade: Hat Oggersheim eigentlich auch einen Tennisverein? Nein, hier gibt es keine Plätze. Es war mal angedacht, auf der Bezirkssportanlage Tennisplätze zu bauen, aber das wurde nie umgesetzt. Was vermissen Sie sonst in Oggersheim? Nichts. Ich denke, hier gibt es alles. Das Vereinsleben funktioniert. Wir haben für alles Vereine. Ich selbst bin seit über 20 Jahren im Singverein 1842 Oggersheim aktiver Sänger. Ich möchte weder Ihnen noch dem Chor zu nahe treten, könnte mir aber vorstellen, dass Sie zu den jüngeren Sängern zählen … Das ist leider richtig. Uns fehlen die Nachwuchssänger. Damit sind wir nicht alleine. Ich fürchte, junge Leute bekommt man nur noch über Gospelchöre, die in englischer Sprache singen. Auch Projektchöre haben Zulauf. Wir selbst hatten im Vorjahr unser Jubiläum und waren damit rundherum zufrieden. Aber ansonsten sind Sie in Oggersheim rundherum zufrieden? Eigentlich schon. Natürlich ist das Straßensystem ein Problem, aber ich glaube nicht, dass es dafür eine Ideallösung gibt. Die Schillerstraße ist eben nur so breit, wie sie ist. Wie lange hat für Sie als Norddeutscher die Eingewöhnung in der Pfalz gedauert? Am Anfang gab es natürlich wirklich Sprachprobleme – zumal in den 1970er-Jahren die Toleranzgrenze dafür noch eine andere war. Am Anfang habe ich es noch mit ein paar pfälzischen Ausdrücken versucht, was in meinem Umfeld immer für Erheiterung gesorgt hat. Ich habe es dann gelassen. Mittlerweile ist man sprachlich toleranter geworden. Überhaupt fühle ich mich hier in der Pfalz längst heimisch. Ich gehe gerne im Pfälzerwald wandern. Und wie lief bei Ihnen die Getränkeumstellung? Als Norddeutscher komme ich eher vom Bier, aber ich habe mich dann über die lieblichen Sorten an den Wein herangetastet. Mittlerweile trinke ich gerne Spätburgunder. Ihr aktives Berufsleben ist ja nun schon seit einigen Tagen vorbei. Womit beschäftigen Sie sich? Die Umstellung ist mir am Anfang wirklich schwergefallen. Ich war eine Zeit lang als Gasthörer an der Universität in Mannheim, habe mir Vorträge über römische Geschichte und Psychologie angehört. Mittlerweile habe ich einen Alt-Professor für Römische Geschichte gefunden, der in Friesenheim Vorträge hält. Außerdem lese ich sehr viel. Und dann sind da noch die Ausflüge in den Pfälzerwald oder mit dem Rad.

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