Ludwigshafen Eine Mutterstadterin in der Hall of Fame

Mutterstadt. In Mutterstadt sind sie unendlich stolz auf „ihre“ Simone. Als Simone Kollmann Anfang der 1980er Jahre beim SC Mutterstadt mit dem Volleyballspielen begann, ahnte wohl niemand, dass ihr Name viele Jahre später in der Athletic Hall of Fame an der Georgetown University auftauchen wird. Am wenigstens wohl sie selbst. „Heilige Scheiße, was mache ich jetzt?“, durchfuhr es die gebürtige Pfälzerin vor zwei Jahren, als sie einen Anruf aus den USA erhielt. Ein Komitee hatte die Außenangreiferin für diese Ehrung ausgewählt. „Die Amis haben ja für alles irgendeine Statistik und da stand ich in einigen Kategorien nach all den Jahren immer noch vorn“, berichtet sie schmunzelnd. Nachdem Simone Kollmann ihren ersten Schock überwunden hatte, freute sie sich riesig. Gemeinsam mit ihrer jüngsten Schwester und ihrer Mutter trat sie jetzt – zwei Jahre später – den Weg in die USA an. Zunächst aber wurde New York besichtigt. „Ich war nicht das erste Mal dort, aber vorher meist nur, weil wir dort gespielt haben. Jetzt konnte ich die Stadt richtig genießen“, schwärmt die 45-Jährige, die längst in Hamburg zuhause ist. Nach der fünftägigen New-York-Exkursion ging es für die Kollmanns mit dem Überlandbus viereinhalb Stunden nach Washington. Mit jedem Kilometer mehr stieg auch die Anspannung. „Was sollte ich in meiner Dankesrede sagen?“, sinnierte sie. Bevor am Samstagabend die Zeremonie begann, wurden die Auserwählten zu einem Basketballspiel eingeladen. 14.000 Zuschauer jubelten und klatschten, als Simone Kollmann in die Arena kam. Ein Gänsehautmoment für die 45-Jährige, den sie so schnell nicht vergessen wird. Doch noch immer hatte sie keine Rede parat. Während auf dem Spielfeld um jeden Punkt gekämpft wurde, feilte Simone Kollmann parallel an ihren Worten. „Als an dem Abend endlich alle 200 Gäste satt und müde waren, begann die Zeremonie“, erzählt sie lachend. Während die Herren der Schöpfung ihre Dankesreden fast auf eine halbe Stunde ausdehnten, fasste sich die 45-Jährige kurz. Drei Minuten reichten, um den wichtigen Menschen in ihrem Leben zu danken: den Eltern und Geschwistern, die ihr seinerzeit ermöglichten, den Weg in die USA einzuschlagen, ihren Mitspielerinnen, ohne die sie als Außenangreiferin nichts gewesen wäre und all denen, die während der Zeit in den USA um sie herum waren, Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer. In lockerer Atmosphäre ließ Simone Kollmann in einem Washingtoner Club den Abend ausklingen. Bis gegen halb vier am nächsten Morgen wurde gemeinsam mit ehemaligen Kommilitonen gefeiert, ehe es tags darauf von Washington wieder nach Hamburg ging. An ihre Zeit in den USA erinnert sich die Weltenbummlerin gerne zurück. Italienisch und italienische Kunstgeschichte hat sie an der Georgetown University studiert. Eigentlich wollte sie ein Wirtschaftsstudium absolvieren, doch dafür habe ihr Englisch nicht ausgereicht, meint die frühere Mutterstadterin. Stattdessen wollte sie ein Sprachenstudium beginnen. Chinesisch oder Russisch hätte sie brennend interessiert, doch die Kurse begannen meist früh um 8 Uhr und dies ließ sich nicht mit den spätabendlichen Trainingseinheiten verbinden. „Italienisch ging um 10 Uhr los und das hat gepasst. Zumal ich ja gerne auch mal in Italien spielen wollte“, erzählt die Projektassistentin, die sich heute im Alltag mit Insolvenzen beschäftigt. Nach ihrer Zeit in Washington führte ihr Weg in ein Volleyballteam nach Baltimore. Nachdem ihr Visum abgelaufen war, kehrte Simone Kollmann nach Mutterstadt zurück. Dort, wo eine Sportlehrerin in der sechsten Klasse ihr Volleyballtalent entdeckte, blieb sie nicht lange. Sie folgte einer Einladung zu einem Probetraining beim Zweitligisten Ettlingen. „Direkt nach dem Training hielten sie mir den Vertrag unter die Nase“, erzählt sie. Simone Kollmann hatte endgültig der Ehrgeiz gepackt. „Jetzt wollte ich noch höher spielen.“ Dresden oder Hamburg kamen hierfür in die engere Auswahl. Beim Volleyball-Bundesligisten TV Fischbek fand sie schließlich eine neue Heimat. Seit 18 Jahren lebt sie nun in Hamburg, wurde mit dem Verein Ligadritter, schaffte viermal den Sprung ins Pokalfinale. Ihre Karriere hat die 45-Jährige vor vier Jahren offiziell beendet. Vom Volleyball kann sie dennoch bis heute nicht lassen. Sie spielt in einer Betriebssport-Mannschaft und in einem Seniorenteam, mit dem sie an Pfingsten um den deutschen Meistertitel spielen wird. Ein Ende ist nicht abzusehen. In fünf Jahren ist die Ü50-Weltmeisterschaft. „Wenn es eine Mannschaft gibt, möchte ich mit dabei sein“, sagt Kollmann.

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