Ludwigshafen Ein Video und viele offene Fragen

Ein 52-Jähriger soll im März 2013 die Einfuhr von knapp einem Kilogramm Kokaingemisch von den Niederlanden nach Ludwigshafen organisiert haben. Deshalb muss er sich seit gestern wegen des Vorwurfs des Handels mit Betäubungsmitteln in nicht geringer Menge vor dem Landgericht Frankenthal verantworten.

Ausgangspunkt für den Prozess war ein Lokal in Neustadt. Die Polizei hatte etwa 2010 festgestellt, dass in diesem Lokal und im Umfeld ein reger Handel mit Kokain betrieben wurde. Mehrere Personen wurden festgenommen und Ende 2011 sowie Anfang 2012 zu teils langjährigen Haftstrafen verurteilt. Das war vor allem deshalb möglich, weil die Ex-Freundin eines der Hauptangeklagten umfassende Angaben gemacht hatte. Bei den Ermittlungen wurde nach Angaben von Kripobeamten mehrfach der Name eines 43-jährigen Mazedoniers genannt. Er soll den Einkauf von größeren Mengen Kokain in den Niederlanden organisiert haben. Der Mazedonier und zwei Landsleute wurden festgenommen und im März am Ende eines sechs Monate dauernden Prozesses von der Zweiten Strafkammer des Landgerichts zu Haftstrafen verurteilt. Lieferant des Kokains soll teilweise der jetzt angeklagte 52-Jährige sein. Der aus der Türkei stammende schwedische Staatsbürger lebt seit sechs Jahren in den Niederlanden. Der Staatsanwalt, der die Ermittlungen leitete, ist überzeugt, dass der 52-Jährige den Mazedoniern mehrfach Kokain lieferte. In der Anklage waren drei Lieferungen aufgeführt. Die Kammer hat jedoch nur einen Tatvorwurf zur Verhandlung zugelassen. Im März 2013 war ein 42-jähriger Mazedonier in Ludwigshafen verhaftet worden, weil er ein aus den Niederlanden eingeführtes knappes Kilogramm Kokaingemisch im Auto hatte. Die Staatsanwaltschaft ist davon überzeugt, dass der 52-jährige Angeklagte die Drogenlieferung organisiert hatte. Ein Treffen des Schweden mit dem Drogenkurier in Holland war von der niederländischen Polizei gefilmt worden. Auch die Fahrt des 42-Jährigen mit dem Kokain war teilweise von der Polizei observiert worden. Das Video von dem Treffen mit dem 52-Jährigen schauten sich die Prozessteilnehmer gestern an. Auf den Aufnahmen sind die beiden Männer nur im Gespräch in einem Lokal zu sehen. „Mein Mandant bestreitet den Tatvorwurf“, teilte Verteidiger Carl Heydenreich mit. Der Mazedonier hatte in seinem Prozess gesagt, er habe sich mit dem Schweden getroffen, weil der ihm falsche Ausweispapiere besorgen sollte. Der Mazedonier sollte gestern als Zeuge aussagen. Da sein Urteil noch nicht rechtskräftig ist, hat er das Recht, die Aussage zu verweigern. Davon machte er Gebrauch. Ein 24-jähriger Mazedonier, der ebenfalls in die Drogengeschäfte verwickelt gewesen sein soll und im März zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war, sei in Deutschland nicht mehr aufzufinden, teilte die Vorsitzende Richterin Alexandra Ullrich mit. Nach einem Rechtsgespräch steht nun eine Einigung über ein mögliches Urteil im Prozess gegen den 52-Jährigen im Raum. Bis zum nächsten Verhandlungstag am 7. Mai ist dafür Zeit. (ann)

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