Ludwigshafen Die Stimme ist der Star

Um jungen Künstlern die Möglichkeit zu geben, sich zu präsentieren, haben die BASF und das Ludwigshafener Kulturzentrum Das Haus die Reihe „Querbe@t“ in Leben gerufen. Zu Gast war diesmal die in ihrer Heimat schon erfolgreiche österreichische Singer-Songwriterin Avec. Ihr Kapital ist ihre hypnotisch betörende Stimme.

Miriam Hufnagel alias Avec vereint ein stückweit Europa in ihrer Musik. Die Texte der Oberösterreicherin sind in englischer Sprache verfasst und verpackt im französischen Charme ihres Künstlernamens. Dass die Vorgruppe Travis is a Tourist, die sie auf ihrer „Heaven/Hell“-Tour begleitet, aus Irland stammt, passt da genau ins Bild. Travis Gilbert, ehemaliger Colly-Stings-Frontmann geht hier auf Solopfaden und sieht sich auf Tour analog eines Touristen ständig mit Neuem konfrontiert. Ein geniales Wortspiel, das sich in dem bunten Stilmix ebenso wiederfindet. In Sachen Vielseitigkeit legt Avec nach und überrascht ihr Publikum mal kraftvoll voranpreschend, dann leise hingebungsvoll, mal in akustischer Demut, gefolgt von poppig-waberndem Überfluss. Doch über allem prangt fast wie ein magischer Zauber die hypnotische Klangfarbe ihrer Stimme, die stets über das Geschehen wacht und deren Strahlkraft in der Lage ist, das oft vielschichtig-kompakte Soundgeflecht zu durchbrechen und scheinbar aufzulösen. Ihre Stimme ist klar der Star des Abends. Sie entführt auf träumerische Reisen durch glasklare Klangseen und auf Gipfeltouren erhabener Schönheit. Musikalisch changiert Avec zwischen ehrlicher Singer- und Songwriteressenz, Pop und Folk. Ihre Wurzeln hat sie im Country und nennt Taylor Swift als Haupteinfluss. Doch der Zuhörer ist geneigt, vermeintliche Parallelen zu anderen Künstlerinnen mit ähnlich ausgeprägter Klangfarbe zu erkennen. In ruhigen Gewässern, wie bei den Titeln „Alone“ oder „Body“, scheint die englische Indie-Folk-Band Daughter durch die Oberfläche, das modern tanzbare „Under Water“ erinnert kurz an Deutschpop-Poetin Lea. Durch den blonden Bob ist auch äußerlich eine Ähnlichkeit gegeben. In kraftvollen Momenten kommen Gedanken an Alanis Morissette auf. Und doch hat Avec eine Einzigartigkeit. In den Titeln „Heaven/Hell“ und „Breathe“ scheint eine fast hypnotische Urkraft durch, die durch psychedelische Anklänge noch verstärkt wird. Album zwei, das die Setlist des Abends dominiert, ist weitaus experimenteller als ihr Debüt „What if we never forget“, auch wenn das live schwieriger herauszuhören ist. Glanzlichter sind sicherlich das aus Album eins stammende „Granny“, das sie ihrer Großmutter widmete und das mit über 1,8 Millionen Aufrufen bei Spotify ihren Startpunkt in die Musikwelt markiert, und der Bon-Iver-Titel „Flume“, den sie im dreistimmigem Gesang mit ihrer Vorgruppe covert.

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