Ludwigshafen Der Traum vom Leben als Profi

Ludwigshafen. Sarah Scherf (TC Ludwigshafen-Oppau) spielt die bislang beste Saison ihrer noch jungen Karriere. Das 15-jährige Tennis-Talent wurde zuletzt Rheinland-Pfalz-Meisterin der U16 und erreichte bei einem Turnier in Holland das Achtelfinale. Dafür trainiert sie täglich zweimal – und träumt, wie so viele Nachwuchsspieler, vom Weg ins Profigeschäft.

„Es war die schwierigste Entscheidung meines bisherigen Lebens“, sagt Sarah Scherf. Jetzt, knapp zwei Jahre später, kann sie darüber recht entspannt sprechen. Damals, da war das ein bisschen anders. Da war eine einschneidende Frage zu klären. Eine Frage, deren Antwort ihre kommenden Lebensjahre bestimmen würde. Die Frage, ob sie den Traum vom Profitennis leben möchte oder ob sie lieber eine unbeschwerte Jugend genießen will. Die Frage, ob sie zweimal am Tag trainieren oder lieber regelmäßig ins Kino gehen will. Eine Woche dachte sie drüber nach, sprach viel mit ihren Eltern. Die Entscheidung fällte sie dann alleine. Für den Sport. „Ich wollte die Chance nutzen“, erzählt die 15-Jährige. „Sonst hätte ich mich vielleicht ein Leben lang geärgert, weil ich es nicht gemacht habe.“

Nun trainiert Scherf, im Herbst von Frankenthal nach Oppau gewechselt, 14 Mal die Woche. Nicht nur mit der gelben Filzkugel, auch im Kraftraum oder im Schwimmbecken. „Man gewöhnt sich daran“, sagt Scherf. Um die leistungssportliche Karriere voranzutreiben, hat die Viernheimerin sogar extra die Albertus-Magnus-Schule in Viernheim verlassen, geht nun in eine Sportklasse am Mannheimer Ludwig-Frank-Gymnasium.

Schule, 14 Einheiten, weite Wege. Das heißt aber auch, dass Scherf von morgens bis abends unterwegs ist, sie saust durch den Tag wie ein Tennisball nach dem Aufschlag. Um 7 Uhr geht’s morgens in Viernheim los. Nach der Schule fährt sie mit öffentlichen Verkehrsmitteln zum Training nach Oppau oder in den Landesstützpunkt nach Frankenthal. Hausaufgaben macht sie oftmals in Bus oder Bahn – oder zwischen den Einheiten. „Sie managt alles selbst. Sie ist dadurch viel selbstständiger geworden“, erzählt Papa Jürgen Scherf. Wegen ihm hat sie einst mit dem Tennis begonnen, mit seinen Schlägern erstmals Bälle durch den Garten gejagt. Heute muss er ab und an mal als Trainingspartner herhalten. Was er mittlerweile eher ungern macht, wie er lachend erzählt. „Sie hat fast mehr Kraft als ich. Daher macht es keinen großen Spaß mehr, gegen sie zu spielen.“

Sarah Scherf wirkt durch dieses hohe Pensum im und neben dem Sport überhaupt nicht gestresst. Vielleicht spielt da auch ihr Alter eine Rolle. Sie macht zumindest den Anschein, als wenn ihr das alles nichts ausmache. Nicht die 14 Einheiten wöchentlich. Und auch nicht die 13 Stunden, die sie täglich unterwegs ist. Sie sagt, sie habe genug Zeit zum Lernen („Notfalls auch mal abends um 9 Uhr“), für Freunde, für sich. Eine Frohnatur ist Scherf sowieso, lacht gerne und viel. Und sie sieht den Sport auch nicht so verbissen. Sagt sie zumindest: „Natürlich würde ich gerne Profi werden. Mit harter Arbeit ist das auch zu schaffen“, sagt Sarah Scherf. „Aber mal schauen, wie die nächsten Jahre so laufen.“

Momentan läuft es für die Viern-heimerin alles andere als schlecht. Sie ist Rheinland-Pfalz-Hallenmeisterin in der Altersklasse U16 geworden, hat bei einem Turnier in Holland das Achtelfinale erreicht, in St. Wendel mit Janina Berres (Simmern) eine Spielerin geschlagen, die auf Platz 223 der deutschen Rangliste steht – die bislang bestplatzierte Gegnerin, die sie bezwungen hat. Die Erfolge haben Scherfs Selbstbewusstsein weiter wachsen lassen. Das war nämlich lange Zeit ihre Schwachstelle.

Der Weg, der sie – im Optimalfall – in die Weltrangliste führen soll, begann mit dreieinhalb Jahren. Da kreuzte Scherf erstmals im Tennis-Kindergarten in Viernheim auf – Papas Schläger und der Garten reichten ihr da längst nicht mehr. Und weil sie zwei Jahre später bei einem Sichtungslehrgang in Darmstadt die beste ihrer Altersklasse war, gehörte sie fortan dem hessischen Förderkader an, später dann dem Landeskader.

Trotzdem war Tennis die nächsten fünf, sechs Jahre nur ein Hobby. Ein Hobby, das sie zwei-, dreimal die Woche betrieb. Dann jedoch lernte sie ihre jetzige Trainerin Inga Bertschmann kennen – ihr Vater hatte zufällig auf einem Nebenplatz gespielt und sie angesprochen. Bertschmann erkannte recht schnell Scherfs Talent. Und sie war es auch, die ihr dann die Frage stellte, ob sie Tennis von nun an nicht auf leistungssportlichem Niveau betreiben wolle.

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