Ludwigshafen „Der HSV Hamburg ist kein normaler Drittligist“

Philipp Bauer hat den Wechsel nach Hamburg nicht bereut.
Philipp Bauer hat den Wechsel nach Hamburg nicht bereut.
Herr Bauer, der HSV Hamburg hat 2011 den deutschen Meistertitel und 2013 die Champions League gewonnen. 2015/16 folgte der Lizenzentzug. Der HSV Hamburg ist also sicherlich kein normaler Drittligist.

Die Kabine ist noch die gleiche wie früher. Jeder Spieler hat seinen eigenen Spind. Auf der Geschäftsstelle stehen die Trophäen von früher. Hier wird schon sehr professionell an alles herangegangen. Wir haben 3000 Zuschauer bei jedem Heimspiel. Hier herrscht ein ganz anderer Anspruch. Wie ist es denn, nun regelmäßig vor 3000 Zuschauern zu spielen? Ein Vorteil ist, dass ich mit Leutershausen in der Saison davor ja auch schon in einigen vollen Hallen in der Zweiten Liga gespielt habe, zum Beispiel in Essen. Man muss sich aber erst einmal daran gewöhnen, regelmäßig vor 3000 Zuschauern aufzulaufen. Die Atmosphäre ist eine ganz andere mit Nebelshow und Cheerleadern vor der Partie. Ich war am Anfang schon ein bisschen nervöser. Die Ansprüche dürften auch höher sein. Die Fans sind froh, dass wir nun einen Schritt nach oben gemacht haben. Die Zweite Liga ist schon ein höheres Level. Die Anhänger hoffen natürlich, dass es in Hamburg bald wieder professionellen Handball geben wird. Aber bis in die Bundesliga ist es noch ein weiter Weg. Sie haben mit Weltmeister Torsten Jansen und Champions-League-Sieger Stefan Schröder einen bekannten Trainer beziehungsweise Co-Trainer und Mitspieler. Die beiden sind ganz normale Typen, lassen nichts raushängen, sind bescheiden. Sie erzählen schon von früher, wenn man sie fragt. Aber sie streben nicht ins Rampenlicht. Für sie steht die Mannschaft im Vordergrund. Sie sind – dank einer Ausstiegsklausel – in der Weihnachtspause von Leutershausen nach Hamburg gewechselt. Ist es nicht schwer, einen Platz in einem Team zu finden, das so schon ein halbes Jahr zusammenspielt? Es ist schon eine Umstellung. Die Spielphilosophie in Hamburg ist eine ganz andere als in Leutershausen. Aber es hat gut geklappt, ich wurde gut aufgenommen, habe viel Hilfestellung erhalten. Und ist es einfach, sich im Sozialgefüge einer Mannschaft zurechtzufinden, die sich schon länger kennt? Ich wohne bei Lukas Ossenkopp, unserem Kapitän, wir haben zudem eine Fahrgemeinschaft ins Training. So bin ich nahe dran und sitze nicht abgeschottet da. Wenn das alles nicht wäre, dann hätte es schon sein können, dass die Eingliederung schwierig wird. Waren Sie im Winter sofort Feuer und Flamme, als der HSV Hamburg angefragt hat? Ich habe schon mitbekommen, dass sie langfristige Ziele haben und dort einiges gemacht wird. Aber man fragt sich natürlich schon, soll ich von der Dritten Liga Ost in die Dritte Liga Nord wechseln? Aber nachdem ich dann zum Probetraining dort war, habe ich schnell gemerkt, dass man den HSV Hamburg nicht mit einem normalen Drittligisten vergleichen kann. Eher mit einem Bundesligisten. Ein bisschen Skepsis war also anfangs da? Schon ein bisschen. Schließlich ist die Entfernung von Ludwigshafen nach Hamburg weit. Es war ja nicht die Zweite Liga, sondern die Dritte Liga. Aber es ist eben auch ein interessanter Verein in einer interessanten Stadt. Ich bin lieber in Hamburg und weit weg, aber an einem Ort, an den meine Freundin nächstes Jahr nachkommen und studieren kann, als irgendwo im Niemandsland, wo das nicht möglich ist. Wichtig war mir, dass ich Handball und mein Studium vereinbaren kann. Und das klappt? Ja, es war einer der Hauptpunkte beim Vertragsabschluss, dass Rücksicht auf mein Studium genommen wird. Ich bin immer montags in Mannheim an der Universität, weil ich da einen Vorbereitungskurs auf die Prüfungen im Herbst habe. Ich komme dann meistens sonntags von Hamburg nach Ludwigshafen gefahren und fahre dienstags wieder zurück, sodass ich abends im Training sein kann.

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