Ludwigshafen Der Hüne am Kreis

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MUTTERSTADT. Lars Röller hat zu Beginn der Saison 2015/2016 den Nachwuchs des Handball-Zweitligisten TSG Friesenheim in Richtung SG Kronau-Östringen verlassen. Der 17 Jahre alte Kreisläufer, der einst bei der TSG Mutterstadt mit dem Handball begann, verpasste am Samstag mit seinem Team den Einzug ins Finale der Deutschen Meisterschaft der B-Jugend. Der 2,03 Meter große Nachwuchsspieler hat sich zu einer zuverlässigen Stütze im Abwehrverbund der Badener entwickelt.

Eigentlich ist Lars Röller ein zurückhaltende Typ. Er gilt als ruhig und besonnen. Bei manchen Fragen muss man die Antwort förmlich aus ihm herauskitzeln. Das ist diesmal etwas anders. Röller wirkt euphorisiert, strahlt und ist ungewöhnlich gesprächig. Das war nicht immer so. Der junge Handballer sitzt auf der Tribüne der Eberthalle und genießt den in der zweiten Hälfte bärenstarken Auftritt der TSG Friesenheim gegen Empor Rostock. Er lächelt und freut sich, seine Kameraden bei der TSG zu sehen. Lars Röller nimmt Glückwunsche entgegen, denn nur 24 Stunden zuvor ist ihm mit der B-Jugend der SG Kronau-Östringen das fast Unmögliche gelungen. Der 2,03 Meter große und 105 Kilogramm schwere Nachwuchshandballer zog mit einem 23:22-Sieg beim SC Magdeburg mit seinem Team ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft der männlichen B-Jugend ein. „Wir haben immer fest an uns geglaubt“, sagt Röller. Die Vorzeichen waren alles andere als günstig. Nach der 26:30-Niederlage vor Wochenfrist beim TSV Hannover-Burgdorf reisten die „Junglöwen“ mit einer Portion Skepsis nach Magdeburg. Auch deswegen, weil der SCM im Hinspiel in Kronau nur mit einem Tor (15:16) das Nachsehen hatte und vor eigenem Publikum zuvor ungeschlagen war. Es kam dennoch anders: Der Löwen-Nachwuchs lag frühzeitig mit 2:8 in Rückstand und lief bis zur 46. Minute stets einem Rückstand hinterher, ehe man erstmals die Führung übernahm und diese bis zum Abpfiff verteidigte. „Das war mit Abstand das geilste Spiel meines Lebens, aber auch der Mannschaft“, verdeutlicht Röller. Der Pfälzer hatte mit seinen drei Toren Anteil an der Aufholjagd und war kaum zu bremsen. Dass es im Halbfinale gegen die SG Flensburg-Handewitt nicht zum Einzug ins Endspiel reichte, lag daran, dass die Mannschaft im Hinspiel mit neun Toren Unterschied verlor. „Dort hatten wir einen rabenschwarzen Tag“, erklärte Röller kopfschüttelnd. Diese Hypothek konnte im Rückspiel nicht mehr wettgemacht werden. Kronau-Östringen unterlag zu Hause 25:26. „Hätten wir in Flensburg knapper verloren, wäre noch alles möglich gewesen“, so Röller. Sein Talent hatte auch der ehemalige Jugend-Bundestrainer Christian Schwarzer erkannt und ihn im vergangenen Jahr zu zwei Länderspielen in Hamburg gegen Frankreich eingeladen. Eine weitere Nominierung für die Nationalmannschaft gab es bisher nicht. Das interessiert Röller wenig, der Pfälzer will sich vorrangig weiterentwickeln. Das war auch der Grund, weshalb er nach zwei Spielzeiten und schweren Herzens die TSG Friesenheim verließ. „Wer solch ein Angebot bekommt, der will diese Chance auch nutzen“, sagt Röller. Er schwärmt von den Bedingungen in Kronau-Östringen. Vom Internat, dem Zusammenleben mit seinem Zimmergenossen Mattes Meyer und vom täglichen Training mit seinem ehemaligen Pfalzauswahl-Trainer Daniel Meyer aus Kandel. „Die wenigen Monate, die ich bisher in Kronau lebe, haben mich ein Stück weitergebracht“, erklärt Röller rückblickend. Körperlich hat er noch zugelegt. Dafür schuftet er bis zu dreimal wöchentlich im Kraftraum – vor dem Mannschaftstraining. Der Schüler der 10. Klasse, der nach dem Wechsel vom Paul-von-Denis-Gymnasium in Schifferstadt nun das Leibniz-Gymnasium in Östringen besucht, sieht seine Vorstellungen, den Leistungssport noch besser mit der Schule zu kombinieren, realisiert. „Die Schule ist wegen der Kooperation mit dem Löwen auf Sport fixiert“, sagt Röller. Einmal in der Woche steht sogar vor dem Schulbesuch Training auf dem Plan. Lars Röller lebt für den Sport, ihm ordnet er auch andere Interessen unter. Er hat ein großes Ziel. Röller eifert seinem sportlichen Vorbild Hendrik Pekeler nach und drückt den Rhein-Neckar Löwen die Daumen, dass sie am kommenden Wochenende die Meisterschaft gewinnen. „Wenn nicht jetzt, wann dann“, sagt er augenzwinkernd. Röller lässt nach Möglichkeit kein Spiel aus, wenn er nicht gerade am Wochenende bei seinen Eltern weilt. Der 17-Jährige braucht diese Nähe zur Familie. „Das ist schön, wenn man spürt, dass andere hinter dir stehen und hinter dem, was du tust“, beschreibt er seine Gefühle. Sein Vater Christian, der einst in der Regionalliga beim TV Hochdorf spielte, ist sein größter Kritiker, Mutter Andrea sein größte Fan. Bei den Röllers dreht sich fast alles um Handball.

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