Ludwigshafen Dem rechten Terror auf der Spur

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Der Mannheimer Filmemacher Thomas Reutter hat sich den Brandanschlag auf eine unbewohnte Flüchtlingsunterkunft in Limburgerhof im vergangenen Mai und andere Anschläge in ganz Deutschland für den SWR genauer angesehen. Entstanden ist daraus ein Dokumentarfilm, der heute, 22.45 Uhr, in der Reihe „Die Story im Ersten“ in der ARD zu sehen ist.

Der Brandanschlag auf das Flüchtlingsquartier in Limburgerhof hat im vergangenen Mai für große Empörung in der Region gesorgt. Weil im Vorfeld Neonazis aus dem Umfeld der Partei „Der III. Weg“ in dem Dorf gegen Flüchtlinge gehetzt hatten, lag für viele der Verdacht nahe, dass die Brandstifter aus fremdenfeindlichen Motiven gehandelt haben könnten. Auch für den TV-Journalisten Thomas Reutter. Bewiesen wurde diese Vermutung jedoch bis heute nicht. Begonnen habe er mit seinen Recherchen für die Doku schon im Jahr 2014, erzählt Reutter, der bereits Ende der 90er-Jahre fürs SWR-Studio Mannheim über Neonazi-Aufmärsche in seiner Heimatstadt berichtet hat. Aus dieser Zeit gebe es noch Material, auf dem der heute 48-Jährige neben der mutmaßlichen NSU-Terroristin Beate Zschäpe zu sehen ist. Das allgemeine Entsetzen darüber, dass der NSU über viele Jahre bundesweit unerkannt morden konnte, sei für ihn dann Auslöser dafür gewesen, den Ermittlungsbehörden und der Justiz bei Taten mit mutmaßlich rechtsextremem Hintergrund auf den Zahn zu fühlen. Seinen Verdacht, dass vor allem die Gerichte oft auf dem rechten Auge blind sind, sieht Reutter durch seine Recherchen bestätigt. Auch die Polizei verharmlose fremdenfeindliche Anschläge. Ein Sprengstoffanschlag auf eine Asylunterkunft in Sachsen etwa sei zunächst als „Böllerwurf“ bezeichnet worden, schildert Reutter. Der Filmemacher spricht von einer Banalisierung von Taten und Tätern. Zudem hat er beobachtet, dass rechtsextreme Netzwerke selbstbewusst und offen auf der Straße und im Internet agieren könnten. Einer von Reutters Interviewpartnern zu dem Anschlag in Limburgerhof in der Doku ist Rüdiger Stein vom Ludwigshafener Netzwerk gegen rechte Gewalt und Rassismus. Stein beobachtet die Aktionen der Partei „Der III. Weg“ in der Region mit großer Sorge, insbesondere die Hetze gegen die Flüchtlinge vor Ort. Wie auch der Filmemacher warnt Stein vor wachsenden Strukturen am rechten Rand der Gesellschaft. Über 900 Mal wurden 2015 laut SWR bundesweit Asylbewerberheime angegriffen. In 94 Fällen handelte es sich um Brandanschläge. Termin Die Doku „Terror von rechts – Die neue Bedrohung“ ist heute, 22.45 Uhr, in der ARD zu sehen. Am Mittwoch, 23.30 Uhr, zeigt der SWR eine Langfassung.

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