Ludwigshafen Brasilianische Leichtigkeit

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Mit dem brasilianischen Sommerwetter hat es in Schifferstadt nicht ganz geklappt. Jutta Brandls musikalischer Ausflug ins Land der aktuellen Olympiade fand daher drinnen im Salischen Hof statt. Ihre Begleiter beim „Mittwochsjazz“ waren der Schlagzeuger Dirik Schilgen und der Pianist Daniel Prandl.

Für die typisch brasilianische Mischung aus lässiger Entspannung bei gleichzeitiger quirliger Lebendigkeit ist Dirik Schilgen bestens geeignet. Dem Heidelberger Musiker gelingen ganz unangestrengte Grooves, die jeden Zuhörer spontan ansprechen. Ein Wunder ist das nicht, schließlich hat Schilgen vor Ort in Brasilien die authentischen Rhythmen und Spielweisen kennengelernt. Für ihre Rhythmen ist die brasilianische Musik hierzulande bekannt. Die Auftritte der Samba-Schulen im Karneval schaffen es jedes Jahr in die Nachrichten. Aber es gibt noch mehr zu entdecken. Sängerin Jutta Brandl erklärte die Vielfalt der Musik mit der Größe des Landes und der Vielfalt seiner Bewohner: Es gab Ureinwohner, afrikanische Sklaven, weiße Kolonialisten aus verschiedenen europäischen Ländern. Alle haben aus ihren Traditionen Einflüsse mitgebracht, die sich in der Musik widerspiegeln. Los ging es mit Stücken von Antonio Carlos Jobim. Der Komponist, den alle „Tom“ rufen, ist der Erfinder und Großmeister des Bossa nova. Viele seiner Stücke sind zu Standards geworden. Jobim hat als erster Akkorde aus dem nordamerikanischen Jazz mit südamerikanischen Rhythmen verbunden. „Chega de Saudade“ gilt als der erste auf Schallplatte veröffentlichte Bossa nova. Jutta Brandl sang das Stück mit einem englischen Text. „No more Blues“ greift einen Aspekt des brasilianischen „Saudade“ auf, nämlich das Heimweh. Das Wort lässt sich nicht genau übersetzen. Es bedeutet Sehnsucht, Heimweh, eine Art Melancholie oder Trauer über einen Verlust. Und ein bisschen davon ist in jedem Bossa und in vielen Sambas zu finden. Später sang Brandl auch „Desafinado“. Das Stück schrieb Jobim als Reaktion auf Kritiker. Die fanden den Bossa nova, das „Neue Ding“, erst gar nicht so toll. „Verstimmte Musik für verstimmte Leute“, hatte es ein Kritiker genannt. Und „Desafinado“ bedeutet „verstimmt“. Neben den Standards waren auch weniger bekannte Stücke zu hören. „Cancao da Sal“ hat Milton Nascimento geschrieben, und gesungen wurde es unter anderem von Elis Regina. Darin geht es um die harte Arbeit der Salzbauern, die das Meersalz gewinnen. Daniel Prandl am Klavier spielte über die stets anspruchsvollen Harmonien der Stücke virtuose Soli. In der Begleitung wirkten seine Akkorde stellenweise etwas dicht. Das fiel aber nicht ins Gewicht, weil Schilgen mit seinen tollen Grooves eine grundsätzliche Leichtigkeit in die Stücke brachte. Dafür brauchte er manchmal nur ein Tambourim oder eine Pandeira, beides sind typisch brasilianische Handtrommeln. Mit der Bassdrum markierte er dazu den Puls der Surdo, der brasilianischen großen Trommel. Besonders groovig wurde es mit „Tristeza“, auch unter dem Titel „Goodbye Sadness“ bekannt. Sergio Mendez hatte mit dem flotten Samba Anfang der 1970er einen internationalen Hit. Dieser ist sehr bekannt, und da hat der ein oder andere im voll besetzten Saal sogar mitgesungen. Termin Beim nächsten „Mittwochsjazz“ im Salischen Hof in Schifferstadt am 14. September ist der Pianist Michael Quast zu Gast.

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