Ludwigshafen Bloß keine Romantik

„(F)Rohe Woinacht – ′s Beschde zum Jahreswechsel“, wünscht Christian „Chako“ Habekost. Das neue Programm des Kurpfälzer Mundartkabarettisten ist die Fortsetzung seiner „Schäne B’scherunge“ und damit Abschluss der satirischen Weihnachtstrilogie. Im Capitol in Mannheim und in der Kleinen Komödie in Limburgerhof fanden die ersten Vorstellungen statt.

Anders als in den Vorgängerprogrammen kam Habekost ohne Zipfelmütze auf die Bühne und verzichtete auch auf Ohrensessel und musikalische Begleitung. Gesellschaft leistete ihm allein ein aufblasbarer Schneemann. „Rohe Festtage“ sollten es diesmal werden, bevor es allzu romantisch wird, kündigte er an und stellte sich mit neuem Künstlernamen vor: „Chako Rohkost“. Weil: „Isch bin vun do und hab’ es gern roh. Roh is’ ehrlicher, einfach so wie’s is’, ohne Beschiss.“ Rohkost sei einfach gesünder, wenn auch bisweilen schwer verdaulich. Was die Ernährungsgewohnheiten der Deutschen angeht, bedeuten Weihnachten und Silvester für Habekast ohnehin die Umkehrung aller Werte. Gelte sonst die Devise „viel und billig“, verwandelten sich die Bundesbürger zum Jahresende regelmäßig in echte Gourmets. Wo es das Jahr über auch die Literflasche „Riesling-Fiesling“ aus dem „Discount-Wingert“ tue, müsse es für die Feiertage Champagner oder ein „Grand Cru de la Portemonnaie“ sein. Chako empfiehlt ein schlichtes Mahl vom Pizzaservice um die Ecke. Gibt’s dazu eine Gratisflasche Wein, hat man sich auch noch ein Geschenk gespart. Auch Kerzen widersprechen nach Ansicht des Kurpfälzer Comedians einem naturnahen Weihnachtsfest. „Kerze sin’ sentimentaler Sauerstoffverbrauch. Des rußt un’ dropst, flackert un’ brennt. Erst die Kerz’, donn die Kripp’, donn de’ Vorhang un’ donn des ganze Häusel.“ LED-Leuchten sind da eindeutig die bessere Wahl, weil sicher, bunt und langlebig. Als Christbaum empfiehlt der sparsame Kabarettist die Yucca-Palme aus dem Gästeklo. Die nadelt auch nicht. Chako gibt aber nicht nur den Rohkostler, sondern schlüpft rasend schnell und übergangslos in viele weitere Rollen. Als Senior, die Hose bis zum Bauchnabel hochgezogen und den Oberkörper leicht vornübergebeugt, kann er im sich immer wieder aufs Neue bewährenden Kapitel „Frieher hot’s des net gewwe“ in Weihnachtserinnerungen schwelgen. Sein Vater hat damals den selbst geschlagenen Christbaum durch die halbe Wohnung geschleift und den Flur in einen Pfälzer Forstweg verwandelt. Und weiße Weihnachten gab es früher natürlich auch. Heute dagegen halten Kinder „Leise rieselt der Schnee“ für die Erkennungsmelodie im Kokainhandel. Wenn es um die guten Vorsätze fürs neue Jahr geht, verwandelt sich Habekost in die selbstlose Ehefrau, die sich vorgenommen hat, dass ihr Mann Gewicht verlieren oder sich das Rauchen abgewöhnen soll. Es sind Geschichten vom Scheitern, die „Chako“ hier erzählt, denn er weiß, der morgige Tag ist der Friedhof der guten Vorsätze von heute. Als Zugabe las Habekost noch aus seinem neu erschienen ersten Roman „Elwenfels“, den er zusammen mit seiner Frau Britta geschrieben hat. Das Buch ist ein bedingungslos lokalpatriotischer Krimi und erzählt von einem norddeutschen Privatdetektiv, den es in ein Pfälzer Dorf verschlagen hat.

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