Ludwigshafen Bach mit französischer Leichtigkeit

Traditionsgemäß findet eine Veranstaltung des deutsch-französischen Musikfestivals „Rheinischer Frühling“ in der Oggersheimer Wallfahrtskirche statt. Diesmal gab es eine interessante Kombination von Künstlern, die den Festival-Gedanken, Musiker aus den beiden Landschaften nördlich und südlich der Lauter zu präsentieren, einmal mehr trefflich erfüllten.

Die aus der Pfalz stammenden und heute in Mannheim lebenden Geschwister Marie-Luise und Christoph Dingler musizierten im Wechsel mit dem Elsässer Organisten Thierry Mechler. Geboten wurde ein reizvolles und kontrastreiches Programm, von allen Beteiligten wunderbar gespielt. Thierry Mechler ist ein weltweit renommierter Organist, der die deutsch-französische Verbindung ideal verkörpert. Er lebt und arbeitet im elsässischen Guebwiller und in Köln, wo er eine Professur an der Musikhochschule innehat. Zum Auftakt spielte Mechler Johann Sebastian Bach, aber keines der bekannten originalen Orgelwerke, sondern die Bearbeitung einer Cembalo-Kompostion für Orgel, nämlich die Englische Suite Nr. 3 g-Moll (BWV 808). In dieser Version hörte man Bachs Musik mit ganz anderen Ohren. Französische Organisten spielen Bach sowieso anders als deutsche. Nicht so streng strukturbetont, sondern mehr auf das Klangliche, Spielerische bedacht. Und hier kam noch hinzu, dass ein Cembalostück quasi in Instrumentation erklang. Mechler entfaltete auf der Orgel einen geradezu orchestralen Klang, ließ eine Menge an Farben erblühen, die man von den Registern dieser nicht allzu großen Orgel gar nicht erwartet hätte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war der Franzose François Alexandre Pierre Boëly das Bindeglied zwischen der Klassik und der französischen Orgel-Spätromantik. Seine Fantasie über „Judex crederis“ klingt schon machtvoll-romantisch, ist pianistisch im Satz und ein effektvolles Stück, von Mechler eindrucksvoll gespielt. Thierry Mechler gilt als einer der besten Improvisatoren auf der Orgel weltweit. Er improvisierte eine Suite aus sechs kurzen Sätzen, präzis formulierte Miniaturen, bei denen er noch einmal die ganze Farbenpalette der Orgel ausreizen konnte. Die in vielen Wettbewerben preisgekrönten Geschwister Marie-Luise und Christoph Dingler haben sich vor einiger Zeit als Violinduo unter dem Namen „The Twiolins“ erfolgreich selbständig gemacht. In Oggersheim huldigten sie Mannheim, zunächst mit Mozart. Seine beiden Duos für Violine und Viola schrieb Mozart als Ghostwriter für seinen Freund Michael Haydn. Das erste Duo G-Dur (KV 423) spielten die beiden (mit Christoph Dingler an der Viola) in perfekter Harmonie, mit viel Wärme, Ausdruck und schlüssiger Phrasierung. Es folgte das völlig unbekannte Duo concertant Nr. 1 E-Dur von Ferdinand Fränzl, ein Komponist aus der dritten und letzten Generation der Mannheimer Schule. Eine erstaunliche Entdeckung: schon weit ins 19. Jahrhundert ragend, musikalisch hochvirtuos mit Anklängen an Paganini und den zeitgenössischen Opernstil, von den „Twiolins“ mit der adäquaten Geläufigkeit, aber auch eindringlich und lustvoll vorgetragen. Zum Schluss gab es noch ein zeitgenössisches, aber von avantgardistischen Klängen weit entferntes Stück. „Durch Laub und Wolken unter Nacht“ von Johannes Söllner, eine träumerische Meditation, wunderbar klangschön vorgetragen.

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