Ludwigshafen 300 Jahre nach der Uraufführung

Das Rokokotheater in Schwetzingen: Ein idealer Ort für Barockopern. Die Bühne öffnet sich sehr weit nach hinten. Das war damals
Das Rokokotheater in Schwetzingen: Ein idealer Ort für Barockopern. Die Bühne öffnet sich sehr weit nach hinten. Das war damals auch so.

Reinhard Keisers Oper „Ulysses“ steht im Zentrum des Barockfestes „Winter in Schwetzingen“ des Theaters Heidelberg, das vom 3. Dezember bis 2. Februar im Schloss und Schlosstheater läuft. Die 1722 für Kopenhagen komponierte Oper nach Homer ist nur als Fragment überliefert. Clemens Flick hat sie ergänzt und ist der Dirigent. Im Konzertprogramm gibt es wieder Überraschungen.

Nach dem unter Corona-Einschränkungen stehenden Jubiläumsfestival im vergangenen Winter plant das Theater Heidelberg für die kommende kalte Jahreszeit wieder ein reguläres Barockfest „Winter in Schwetzingen“. Endlich wird dann die schon für 2020 geplante Einstudierung der Oper „Ulysses“ von Reinhard Keiser aufgeführt werden können.

Keiser war einer der prägenden Komponisten der Hamburger Oper am Gänsemarkt, des ersten bürgerlichen Musiktheaters in Deutschland. Er war dort der Kollege der barocken Großmeister Händel (der einiges bei Keiser geklaut hat) und Telemann.

Schon seit einigen Jahren werden immer wieder Opern von Keiser mit Erfolg neu belebt.

Der „Ulysses“, natürlich nach der „Odyssee“ des Homer, hat zur Eröffnung des „Winters in Schwetzingen“ am 3. Dezember Premiere.

Eigener Vorstellungsraum

Die musikalische Leitung übernimmt der auf barocke Aufführungspraxis spezialisierte Dirigent Clemens Flick, der 2021 das Pasticcio „Was frag ich nach der Welt“ konzipiert und dirigiert hatte. Er rekonstruierte das nur als Fragment überlieferte Werk von Keiser eigens für diese Produktion unter Verwendung des überlieferten Original-Librettos von Friedrich Maximilian von Lersner und weiterer Musiken des Komponisten. Ergänzt wird die Rekonstruktion durch eine Erzählung von Ulrike Schumann. Das Werk konzentriert sich auf den Teil des antiken Epos um den Helden Odysseus, der sich am Ende seiner Reise bei seiner Rückkehr nach Ithaka ereignet. Regisseurin Nicola Raab nutzt mit ihrer Ausstatterin Madeleine Boyd die Vorlage der abwechslungsreichen Geschichte, die diverse illustre Charaktere aus Götter- und Unterwelt bietet und kreiert hieraus einen eigenen Imaginationsraum. Schon Claudio Monteverdi hatte für Venedig eine Oper über den antiken Stoff komponiert.

Reinhard Keisers für Kopenhagen entstanden Oper wurde übrigens im November 1722 erstmals gespielt. Die Schwetzinger Aufführung findet also ziemlich genau 300 Jahre nach der Uraufführung statt.

Das Programm des Barock-Fests Winter in Schwetzingen, ausgerichtet vom Theater und Orchester Heidelberg, widmet sich in der Spielzeit 2022/23 erneut unbekannten Schätzen der deutschen Barockmusik und führt damit die programmatische Linie hin zum deutschen Barock-Repertoire fort.

Bei der Programmvorstellung wiesen Intendant Holger Schultze und die Künstlerische Leitung des Festivals, Operndirektorin Ulrike Schumann und Operndirektor Thomas Böckstiegel auch auf das hochrangiger Konzertprogramm hin.

Bach im Focus der Konzerte

Das Herz dieser Konzerte bildet in diesem Jahr die Musik Johann Sebastian Bachs. Bach hatte Musik von Keiser in Weimar und Leipzig aufgeführt: nämlich eine Markus-Passion, die ihn selbst nicht unwesentlich bei seinen Passionen inspiriert hat. Mittlerweile allerdings zweifelt die Musikwissenschaft aber an, ob Reinhard Keiser wirklich der Komponist dieser Passion ist.

Nicht um Passion, sondern um „Auferstehung“ geht es beim „Winter in Schwetzingen“ bei dem schon traditionellen Auftritt der Lautten Compagney Berlin. Das Ensemble um Lautenist Wolfgang Katschner zeigt sich und die Musik Bachs in „Auferstehung“ am 21. Januar von einer bisher unbekannten Seite. Gemeinsam mit der für ihre Vielseitigkeit bekannten Sopranistin Hanna Herfurtner erschafft das Ensemble mit zeitgenössischen und alten Instrumenten neue Klangwelten zwischen Alter Musik, Jazz und Lounge.

Ebenfalls bisher Ungehörtes von Johann Sebastian Bach erklingt am 31. Januar in „Bachs Labyrinth“. Gleich vier Uraufführungen verschollener Urfassungen aus der Feder Bachs präsentiert das Ensemble Aux Pieds du Roy unter Leitung des Blockflötisten Michael Form in diesem Konzert. Darunter auch die Urfassung eines Brandenburgischen Konzerts: das „Concerto da Camera à 5“ in F-Dur.

Am 30. Dezember sind die betörenden Stimmen von Catalina Bertucci und dem mit dem Bachpreis ausgezeichneten Countertenor Benno Schachtner zu hören. Dieser war Anfang des Jahres am Nationaltheater Mannheim in „Il Trionfo“ auch dabei.

Gesänge zum Hohelied

In „Song of Songs – das Lied der Lieder“ erklingen Duette, Madrigale und Arien rund um das Hohelied Salomonis. Mit seinen zärtlichen und teils erotischen Liebesversen inspirierte es Komponisten wie Henry Purcell, Georg Friedrich Telemann, Johann Sebastian Bach und Claudio Monteverdi. Ein Konzerterlebnis mit den Diademus Concertisten voller Leidenschaft und Sinnlichkeit.

Seit über zehn Jahren begeistert das „Weihnachtskonzert“ mit dem Philharmonischen Barock Orchester Heidelberg unter der Leitung von Thierry Stöckel das Konzertpublikum. Es ist mit Recht längst Kult. In diesem Jahr werden am 17. und 22. Dezember unter anderem Werke von Antonio Vivaldi und Johann Sebastian Bach im Rokokotheater Schwetzingen zu hören sein. Am 26. Dezember 2022 findet außerdem ein weiteres Konzert im Marguerre-Saal des Theaters und Orchesters Heidelberg statt.

Auch im Konzert des Bachchors Heidelberg zusammen mit dem Philharmonischen Orchester Heidelberg steht der Name Bach im Zentrum des Programms. Bei „Weihnachten mit der Bach-Familie“ am 10. Dezember werden neben Musik des berühmten Johann Sebastian Bach auch Kompositionen seiner Söhne in der Heidelberger Peterskirche zu hören sein.

Beim barocken Familienkonzert am 18. Dezember lädt das Ensemble Tars Menschen ab fünf Jahren auf eine Reise durch den „Frühling im Garten des Riesen“ ein. Anhand liebevoll zusammengestellter Barockmusik spüren die Musiker dem Klang der Natur nach und erzählen Oscar Wildes Märchen vom selbstsüchtigen Riesen.

Noch Fragen?

Der Vorverkauf für alle Veranstaltungen ist gestartet, bis 30. September wird ein Frühbucherrabatt von 10 % gewährt. Informationen und Tickets in Heidelberg: 06221 5820-000; tickets@theater.heidelberg.de. www.winter-in-schwetzingen.de, www.theaterheidelberg.de

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