Landau wochenspiegel:

Die Bürgerinitiative Geothermie legt heute am Zaun der Gartenschau einen Kranz nieder, um an das Erdbeben von 2009 zu erinnern. Das ist sechs Jahre her. Entweder hatten die Organisatoren das runde Jubiläum im Vorjahr vergessen, oder sie hatten diesen Samstag noch nichts vor. Warum sie für ihren symbolischen Akt nicht den Zaun des Kraftwerks wählen, bleibt ebenfalls ihr Geheimnis – vielleicht wollten sie nur den Eintritt für die Gartenschau sparen. Dabei war durchaus mal ein informativer Beitrag zur Geothermie auf dem Gelände geplant, aber dann kam es mit den Bodenbewegungen und der Abschaltung anders: An das einstige Vorzeigeprojekt mag heute niemand mehr erinnert werden. Die monatelange Funkstille über die Zukunft des Millionen-Grabs ist unbefriedigend, Wirtschaftsministerin Eveline Lemke (Grüne) hat sich da nicht mit Ruhm bekleckert. Den politischen Druck hoch zu halten, kann daher sinnvoll sein. Aber ist nicht eine Kranzniederlegung eine maßlose Übertreibung? Die Beben von 2009 haben die Bevölkerung verunsichert und Schäden verursacht, die (auch von der Justiz) noch immer nicht reguliert sind, aber Landau ist nicht Nepal. Da muss man die Kirche im Dorf lassen. Auf Erich Weiß aus Pirmasens ist Verlass: Zu jeder Kritik am B-10-Ausbau schickt er für seinen Verein „Vier Spuren jetzt“ eine Stellungnahme, so sicher wie das Amen in der Kirche. So auch diese Woche, wo der BUND seine Unterschriftensammlung „gegen den autobahngleichen Ausbau der B 10“ angekündigt hat. Meist wiederholt Weiss gebetsmühlenartig, dass nur der Ausbau Lärmschutz bringt. Diesmal unterstellt er den Kritikern, stillschweigend in Kauf zu nehmen, „dass es weiterhin Verkehrstote durch vermeidbare Unfälle auf der B10 geben wird“. Das ist unterirdisch, denn Unfallrisiken könnte man auch jedem vorhalten, der, anstatt gegen Lastwagen zu kämpfen, zusätzlichen Verkehr auf die Strecke lockt, solange das Nadelöhr der Tunnel nicht beseitigt ist. Eine solche Form des Umgangs miteinander vergiftet nur das Klima und verhindert Lösungen, statt sie zu fördern. Magnus Hellmich, Vorsitzender des Fahrgastverbands Südpfalz mobil, also ein Eisenbahnfreund, ärgert sich ebenfalls über die derzeitigen Diskussionen. Wie berichtet, hat die Landesregierung den Ausbau der Queichtal-Eisenbahnstrecke für den Bundesverkehrswegeplan angemeldet, was umgehend Kritiker auf den Plan rief, die nun vor Güterzug-Lärm warnen. Die Diskussion über den „bösen“ Güterverkehr könne schon etwas Argwohn auslösen, meint Hellmich und fragt: „Möchte man den Betroffenen den vierspurigen B10-Ausbau schmackhaft machen?“ Hellmich gibt zu bedenken, dass, wenn der Güterverkehr eines Tages kommen sollte, bis dahin längst neue beziehungsweise verbesserte Waggontechnik verfügbar und auch der Lärmschutz verbessert sein werde. Vor allem aber könnte von einem Ausbau der Schienenpersonennahverkehr deutlich profitieren, beispielsweise durch einen S-Bahn-Ring oder einen Regionalexpress im Queichtal. Das kann man nun ebenfalls für Zukunftsmusik halten, aber welche Erfolgsgeschichte die S-Bahn Rhein-Neckar werden würde, hatte vor 25 Jahren auch kaum ein Mensch geahnt. Die B-10-Befürworter wird das allerdings nicht umstimmen – auch das muss man akzeptieren.

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