Landau Landau sucht Architektur-Schiedsrichter

Passt das? Neubau zwischen historischen Bauten am Südring, im Hintergrund das unter Denkmalschutz stehende Neorenaissancegebäude
Passt das? Neubau zwischen historischen Bauten am Südring, im Hintergrund das unter Denkmalschutz stehende Neorenaissancegebäude der Tanzschule Wienholt.

Landau richtet einen Gestaltungsbeirat ein. Vier externe Experten sollen helfen, schlechte Architektur zu verhindern. Außerdem sollen sie Druck aus dem Kessel nehmen, wenn mal wieder ein Investor seine Nachbarn mit überzogenen Plänen ärgert.

Die Stadt macht ernst mit einem Gestaltungsbeirat, der Bauherren und ihre Planer, Politik und Verwaltung bei strittigen Projekten berät. Anlass dazu gibt es immer wieder, denn über Geschmacksfragen kann man trefflich streiten. Stichwort „Lego-Häuser“, 08/15-Flachdach-Kästen oder Lochfassaden. Selbst die Farbgebung mit dem vorherrschenden Weiß oder die Materialwahl – zum Beispiel Edelstahl, rostender Cortenstahl oder ein nicht heimischer Stein als fassadenverkleidung – sorgen immer mal wieder für Kritik. Bebauungspläne, die ohnehin nur einen Rahmen setzen, gibt es in der Regel nur für neuere Baugebiete. Wo Investoren auf nicht überplante Baulücken stoßen und sich nur an das sehr vage formulierte Einfügungsgebot des Paragrafen 34 des Baugesetzbuches halten müssen, liegt Streit in der Luft. Den will Oberbürgermeister Dominik Geißler (CDU) schon länger mit einem neuen Gremium verhindern, das nun als Gestaltungskommission firmiert. Er bezeichnet Architektur als sehr wirksames Aushängeschild für Landau und hofft auf einen „bewusstseinserweiternden Input“ – beispielsweise für das südliche Ende der Königstraße, auf den ausgegrabenen Resten des ehemaligen Pulvermagazins an der Reiterstraße, wo sich nun schon seit geraumer Zeit nichts mehr tut.

Bisher hat sich zu den unterschiedlichsten Projekten immer wieder der Verein Stadtbild Südpfalz mit Kritik zu Wort gemeldet, der sich 2021 gegründet hat und mittlerweile auf knapp 20 Köpfe gewachsen ist. Wie das neue Gremium arbeiten soll, hat Sylvia Schmidt-Sercander vom Stadtbauamt dem Bauausschuss vorgestellt. Vorbilder gibt es bereits in Speyer, Trier, Mainz und Koblenz, bundesweit seien es weit über 100.

Streitschlichter gesucht

Der Beirat soll mit vier Expertinnen und Experten aus den Gebieten Architektur, Städtebau, Landschaftsplanung oder Landschaftsarchitektur besetzt werden. Sie sollen von außerhalb kommen und auch nicht in Landau tätig sein, um Interessenkonflikte auszuschließen. Los gehen soll es in der zweiten Jahreshälfte. Die Kommission hat nur beratende Funktion, aber die Hoffnung ist, dass sie durch Kompetenz und Überzeugungskraft bei privaten und öffentlichen Bauvorhaben Einfluss nehmen kann, vom Einzelgebäude über Ensembles bis hin zu kompletten Quartieren und Freiräumen. Das Gremium soll Vorhaben auf die städtebauliche, architektonische und gestalterische Qualität überprüfen und in ihrer Auswirkung auf das Stadt- und Landschaftsbild beurteilen. Und natürlich Verbesserungsvorschläge machen. Bauamtsleiter Christoph Kamplade erinnerte den Ausschuss an die Diskussion für ein Mehrfamilienhaus an der Horstbrücke, das im Ausschuss und beim Verein Stadtbild auf wenig Gegenliebe gestoßen war. Es gebe in Landau sehr gute Projekte, aber auch solche, die nur Durchschnitt seien.

In Ansätzen hat es solche Expertengremien schon gegeben: Immer dann, wenn die Stadt Gestaltungswettbewerbe ausgeschrieben hat und zur Bewertung Kommissionen einrichtet, oder wenn sie Grundstücke nach der sogenannten Konzeptvergabe an den Mann oder die Frau bringt. Gestaltungswettbewerbe hatte es beispielsweise für das neue Gewerbegebiet D12 an der Autobahn gegeben, für den Weißquartierplatz, aber auch für das neue Stadtviertel im Südwesten. An Letzterem hat wiederholt der Verein Stadtbild Kritik geübt.

Bloß keine neue Bürokratie

Für Bauherren könnte sich die Vorlage ihres Projektes bei der Kommission nach Bevormundung anhören. Sie könnten allerdings auch profitieren, wenn ihnen durch gute Beratung und das Ausräumen von Konflikten mit der Nachbarschaft langwierige Rechtsstreitigkeiten erspart bleiben. Die Kommission soll vier Mal jährlich ganztägig zusammenkommen und dann jeweils drei bis vier Projekte bearbeiten. Die Ergebnisse werden im Bauausschuss vorgestellt. Außerdem soll sie ein Forum schaffen, um über Baukultur zu diskutieren. Die laufenden Kosten schätzt die Stadt auf 35.000 Euro pro Jahr.

Der Ausschuss war mit der Gestaltungskommission einverstanden. Peter Lerch (CDU) bat nur darum, keine neuen bürokratischen Hürden aufzubauen und Verzögerungen zu vermeiden. Carsten Triebel (FDP) wollte wissen, ob das Gremium das Bauamt entlastet. Eine zeitliche Entlastung sieht Kamplade nicht, wohl aber eine inhaltliche bei schwierigen Diskussionen.

x