Landau „Immer noch als Landauer gefühlt“

Als er am Mittwoch mit seiner Ehefrau und seinem Enkelkind mit dem Zug am Hauptbahnhof ankam, in Richtung Innenstadt lief und am Schwanenweiher vorbeikam, empfand er „ein freudiges Gefühl.“ Er sei sehr bewegt gewesen. Kein Wunder: Manfred Sohni sah seine Geburtsstadt nach 57 Jahren zum ersten Mal wieder.

„Ich habe mich in Landau sofort zu Hause gefühlt“, sagte er gestern im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Heute verlässt er die Stadt wieder. Am 7. April 1957 wanderte Sohni mit seinen Eltern und einer Schwester nach Kanada aus. Am 27. April kam das Schiff „drüben“ an. Sohni war seinerzeit knapp 14 Jahre alt. Seit 1979 lebt er in den USA, heute in der Stadt Bellingham im Staat Washington, 40 Kilometer vom kanadischen Vancouver entfernt. In Kanada besuchte er die Schule und ließ sich zum Ingenieur für Telekommunikation ausbilden. Mit seiner kanadischen Frau hat er zwei Töchter, die bald nach Deutschland kommen. Dann trifft sich die Familie am Bodensee, um auf Tour zu gehen. Sohni, Ende Juli 1943 in der Kramstraße 14 geboren, war zwar seit seinem Weggang schon mal in Deutschland, aber nicht in Landau, weil er glaubte, in der Stadt keine Kontakte mehr zu haben. Der Mann, dem die deutsche Sprache trotz der langen Abwesenheit keinerlei Probleme bereitet und der nach eigenem Geständnis noch „e bissel Pälzisch“ kann, besuchte bis zur Auswanderung die Pestalozzischule und wohnte in der Linienstraße. Die zwei Tage in Landau nutzte er, um mit seinen ehemaligen Schulfreunden Fritz Dern und Franz Irrgang die Innenstadt zu erkunden. „Landau hat sich positiv verändert, vieles ist neuer und moderner geworden“, lautete seine Bilanz. „Ich würde mich in der Stadt ohne Stadtplan zurechtfinden, wenn ich allein unterwegs wäre“, unterstrich er. Sohni, der die kanadische und die amerikanische Staatsbürgerschaft besitzt, fühlt sich immer noch „als Deutscher und als Landauer“. Natürlich habe er Sehnsucht nach Deutschland gehabt, sich die Reise aber früher nicht leisten können. Die ganze Familie habe nach der Auswanderung in den ersten Jahren viel Heimweh gehabt, berichtete der 71-Jährige. Der Lebensstil „drüben“ sei ein ganz anderer als in der Pfalz. Zu Hause liest er eine in den USA erscheinende Zeitung in deutscher Sprache und hört deutsches Radio. Oft wird in der Familie Deutsch gesprochen. Beim Rundgang mit der RHEINPFALZ wusste Sohni noch, wo heute nicht mehr existierende Geschäfte angesiedelt waren. An vielen Stätten in der Innenstadt erinnerte er sich an seine Jugendzeit. Zurzeit denke er nicht an eine Rückkehr nach Deutschland, schließt das aber später nicht aus. Landau will er bald wieder besuchen und dann etwas länger. (güw)

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