Landau Erster Kirchenbau in Landau seit dem Mittelalter

Die protestantische Kirchengemeinde Landau-Horst feiert am Wochenende gleich drei Jubiläen: Den Bau der Johanneskirche vor 50 Jahren, der Kindertagesstätte vor 60 Jahren und die Gründung des Fördervereins zur Kita vor 25 Jahren. Pfarrer Friedhelm Hans hat für uns im Geschichtsbuch geblättert.

Der Zustrom der Flüchtlinge seit 1950 beflügelte auch in der Stadt Landau den Wohnungsbau und damit das Wachstum der Kirchengemeinde. Dekan Karl Landgraf (1903-1960) erkannte den Seelsorgebedarf am Stadtrand und ließ bereits 1951 ein Grundstück für eine Vikars- und Diakonenwohnung erwerben. Zusammen mit dem Architekten und Bürgermeister Wilhelm Ecker (1899-1977) und Vikar Heinrich Kron (1923-2007), dem nachmaligen Kirchenpräsidenten, besichtigte er das für einen Kindergartenbau gedachte Gelände und verhandelte mit der Stadt. 1954 steht das Gemeindehaus mit Wohnung für eine Erzieherin und das Vikariat und wird am 18. Juli vom damaligen Oberkirchenrat Theo Schaller (1900-1993) eingeweiht. Daher ist mit dem Kirchenjubiläum das 60-jährige Bestehen des Kindergartens „Spiel- & Lernhaus“ verbunden. Im Untergeschoss des Gebäudes entstand ein Gottesdienstraum. Der Kirchengemeinde gehörten 1963 rund 3650 Mitglieder an; nach Abtrennung des östlichen Gemeindeteils (Lukaskirche). Der erste für den Seelsorgebezirk bestimmte Vikar war Helmut Kimmel (1930-2014), ihm folgten Aribert Jentzsch (1926-2007) und Herbert Boxheimer (geb. 1929). Die Bildung einer selbstständigen Pfarrei und Kirchengemeinde geschah am 1. November 1962. Ihr erster Pfarrer hieß Boxheimer. Damals zählte die Pfarrei 5000 Gemeindeglieder. „Wir brauchen nicht Kirchen trotz der Not, sondern wegen der Not unseres Volkes.“ Diese Philosophie des früheren Dekans von Ludwigshafen und Landau, Karl Kleinmann, bestimmte in Landau auch 30 Jahre später das Handeln der Verantwortlichen. Intensive Sammlungen wurden für den Bau der ersten Kirche auf Landauer Boden seit dem Mittelalter eingeleitet. Am 12. März 1963 erfolgte die Grundsteinlegung der von Wilhelm Ecker geplanten Johanneskirche, am 6. September 1964 die Einweihung. Die Kirchenfenster von Hermann Jürgens (1914-1967) sind das einzige nichtgegenständliche Werk des Landauer Künstlers in einer Kirche; Margot Stempel-Lebert (1923-2009), ebenfalls Landau, schuf für die Altarwand ein Apostelkreuz; 1998 kam ein Altarkreuz von Luise Unger (1919-2009) hinzu. Der Name der Johanneskirche rührt von dem Provisorium des Johanneskapelle genannten Gottesdienstraums im Gemeindezentrum, diese wiederum vom Predigttext Schallers bei der Einweihung des Gemeindezentrums nach Johannes 1,16: „Von seiner Fülle haben wir alle genommen Gnade um Gnade.“ Der Spruch ziert die 1956 gestiftete Glocke, die seit 1981 in der Glockenstube des separat stehenden Glockentürmchens wohnt, zusammen mit ihren beiden Geschwistern von 1981 und einer 2003 auf dem Horst gegossenen vierten Glocke. Der Kirchenbau im Stadtgebiet Südwest, heute Wollmesheimer Höhe, erhielt in Fortsetzung der mit der Johanneskapelle begründeten Evangelistenreihe den Namen Matthäuskirche. Die Lukaskirche im Horstring folgte im Jahre 1992.1964/1965 erfolgte der Bau des Pfarrhauses in der Horststraße neben der Kirche. Noch bevor der erste Pfarrer 1975 die Pfarrstelle verließ, kam es zur Abtrennung des östlichen Gemeindeteils der auf über 6000 Gemeindeglieder gewachsenen Pfarrei und die Bildung einer Kirchengemeinde Horstring (1972). Wichtige weitere Etappen waren der Bau des separaten Glockenturms 1981 unter Pfarrer Hans Müller-Praefcke (* 1932), der Neubau des Kindergartens 1974 und dessen Dachsanierung 2004. Ein Höhepunkt war der Einbau einer dreimanualigen Bosch-Orgel aus Marburg aus dem Baujahr der Kirche, im Jahre 2002 durch Peter Ohlert aus Kirkel umgebaut. Inhaltlich prägten und prägen eine Reihe von Gemeindekreisen das Geschehen, die aber mit der Altersstruktur der Gemeinde ihre Not haben. Älter als die Gemeinde selbst ist ein Frauenkreis; der Bauverein Oikodome hat wesentlich zur Orgel- und Glockenbeschaffung und dem laufenden Bauunterhalt der kirchlichen Gebäude beigetragen. Der bei der Einweihung 1964 gebildete Kirchenchor hat 2011 seine Tätigkeit eingestellt. 75 Kinder besuchen den Kindergarten, der als Ganztagesbereich ausgelegt ist. Aufgenommen werden Kinder ab zwei Jahren. Für die in Planung stehende Sanierung der Kirche und des Gemeindehauses bedarf die Kirchengemeinde mit ihren über 2000 Gemeindegliedern der Unterstützung aus der Bevölkerung. Die Gemeinde geht mit großer Geduld vor, und wieder erweist sich die Auffassung von Dekan Karl Kleinmann angesichts der klammen Finanzen der Kirchengemeinde als leitend, so Pfarrer Friedhelm Hans: „Wir brauchen nicht Kirchen trotz der Not, sondern wegen der Not unseres Volkes.“

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