Landau Einbrüche als Kick

Der Mann, der im vergangenen Jahr zwischen Ende September und Mitte Dezember in Landau auf Diebestour gegangen war und mehrere Keller und Gartenschuppen aufgebrochen hatte, wurde vor dem Amtsgericht Landau nun zu drei Jahren und sechs Monaten Haft in einer Erziehungsanstalt verurteilt. In 16 Fällen wurde er angeklagt, möglich, dass es mehr als 50 waren.

Der 36-Jährige, der einschließlich der zum Zeitpunkt der Verhandlung laufenden Untersuchungshaft bereits sechs Mal inhaftiert war, hatte es bei seinen Einbrüchen vor allem auf Fahrräder, Bohrmaschinen und diverses anderes Werkzeug abgesehen. Dabei ging er allerdings äußerst dilettantisch vor, wie Richter Jörg Bork feststellte: Der Angeklagte habe nie Handschuhe getragen und teilweise sogar persönliche Gegenstände wie ein Klappmesser zurückgelassen. Die Polizei hatte schließlich wenig Mühe bei ihren Ermittlungen. DNA-Treffer führten schnell zu dem Mann, der zweisprachig in Frankreich in Forbach aufgewachsen ist und seine Jugend in Saarbrücken verbracht hat. Der Angeklagte verwies auf seine schwere Kindheit. Der Vater, ein Franzose, sei streng gewesen, seine Mutter hätte ihm mehr Freiheiten gewährt. In der Schule hatte er Probleme, die Mischüler hätten viel gestört. Nach der Trennung seiner Eltern wollte er nicht beim Vater bleiben, mit „15, 16 oder 17“ begann sein Drogenkonsum. Im neuen Freundeskreis im Saarland hätten „alle schon gekifft“. Mit 18 Jahren saß er erstmals in Untersuchungshaft, kam damals auf Bewährung raus und habe weiter Drogen konsumiert. Mit 20 Jahren habe er angefangen, Amphetamine und Ecstasy zu nehmen, damals allerdings nur „auf Partys“, so der 36-Jährige. Was auffiel: Immer wenn der Angeklagte eine Struktur in seinem Leben hatte, klappte es. In seiner zweiten Haft machte er eine Ausbildung zum Maler und Lackierer, als Freigänger hatte er außerdem einen Hausmeisterjob an einer Sportschule. Nach weiteren Zeiten in Haft und zwei Therapien später, hatte der Angeklagte eine Wohnung und Job in Landau, bevor er die letzten Einbrüche durchführte. Sein Gehalt reichte aus, um den Drogenkonsum zu finanzieren, die Einbrüche gäben ihm einen Kick, sagte der Angeklagte. So richtig klar wurde das Motiv des Angeklagten nicht. Er hatte einen starken Amphetamin-Rückfall, war fünf Tage wach und schlief dann zwei Tage. Die Einbrüche wurden quasi zu seiner Freizeitbeschäftigung. In dieser Zeit nahm er stark ab, wog nur noch 58 Kilogramm. Tagsüber ging es zur Arbeit, nachts auf Diebestour durch Landauer Haushalte. Er könne sich an „nicht mehr so viel erinnern“, meinte der Angeklagte. Verwundert zeigte sich Bork über die Art und Menge des Diebesguts. „Bohrmaschinen kommen in Dealerkreisen meines Wissens ja nicht so an.“ Aus Chatverläufen auf dem Smartphone des Angeklagten folgerte die Polizei, dass er Werkzeug und Fahrradteile an alte Kollegen im Saarland verkaufte. Durch seine Arbeit auf dem Bau wusste er um den Wert von Marken-Werkzeug wie Stihl oder Mannesmann. Laut eigener Aussage hätten die Einbrüche „kein System gehabt“. Auch Damenschuhe gehörten zur Beute, was vermuten lässt, dass er Komplizen hatte. Dies stritt der Angeklagte jedoch ab. Rechtsanwalt Stefan Ringelsbacher fügte letztlich an, sein Mandant sei gewillt, einen Schlussstrich unter diese Lebensphase zu ziehen. Staatsanwalt Thomas Spielbauer sprach von einer allerletzten Chance, die der Angeklagte nutzen solle.

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