Landau Die Sängerin mit dem Pfalzkopfhörer

Jasmin Perret stellt eine neue musikalische Facette vor.
Jasmin Perret stellt eine neue musikalische Facette vor.

Jasmin Perret aus Landau ist eine vielseitige Musikerin. Ihr neuestes Projekt: Sie überträgt Hits in ihren heimischen Dialekt. So hätten sich Bon Jovi, die Backstreet Boys oder Amy Winehouse angehört, wenn sie Pfälzer Großeltern gehabt hätten.

Bei der unvergessenen Joy Fleming ging der Karl „iwwer die Brick zu der onnere“. Ein Blues so rau wie der Hemshof. Bei der Landauer Sängerin Jasmin Perret sträubt sich das Alter ego von Amy Winehouse pfälzisch-soulig, „in die Klapps noooch Klingeminschder“ zu gehen. Den depressiven Song „Rehab“ der Britin hat Perret, die London für die schönste und inspirierendste Stadt der Welt hält, neu interpretiert, und sie hat ihm dabei zumindest einen Schuss Pfälzer Lebensfreude und ein paar Schorle beigemischt.

Das geht über ihren „Pfalzkopfhörer“. Den hat sie eigentlich immer auf – sie hat gerade ihre Liebe zur gesungenen Mundart entdeckt. Wenn sie gute Stücke hört, macht es ganz oft klick. Dann springt ihr die Übertragung sozusagen direkt ins Ohr – erst Wort für Wort, ganz flott aber auch im Feinschliff, bei dem sich „des werd schon wääre“ auf „nix kann uns zerschdeere“ reimt.

Tom schafft jetzt bei der Anilin

Womit wir dann auch schon bei Bon Jovi wären, bei Tom und Tina, die nicht im Diner und auf den Docks, also der Werft, arbeiten, sondern in der Gastronomie und bei der Anilin (im Original: Livin on a Prayer). So ist eine Sammlung bekannter Songs entstanden, die sie auf Pfälzisch eingesungen hat – gerne auch zum Mitsingen. Anders als zum Beispiel Wolfgang Niedecken, der Dylan auf Kölsch interpretiert, hat Perret viele unterschiedliche Künstler unter ihre Fittiche genommen. Aber nicht nur: Sie hat auch etliche eigene Lieder im Dialekt geschrieben. Am Sonntag stellt sie sie beim Landauer Sommer vor, gleichzeitig mit der Veröffentlichung ihres neuen Albums Pfalz Pop.

Den Pfalzkopfhörer trägt Perret von Geburt an. 1982 in Landau in eine Familie hineingeboren, die seit Generationen an den Ufern der Queich zu Hause ist, hat sie das Pfälzische regelrecht aufgesogen – auch wenn man das im Gespräch zunächst nicht merkt. Eine große Inspirationsquelle sei ihr Opa gewesen mit seinen Redensarten, mit denen sie groß geworden ist, die man heute aber nur noch selten höre – zum Beispiel „Du nähst mir keinen Knopf an, wo keiner hingehört“ – der Einfachheit halber hier nicht im Original wiedergegeben.

Wie man in der Pfalz babbelt

15 „griffige“ Stücke sind es bisher, die Perret eingepfälzert hat. Wenn das Programm gut ankommt, dürften es schnell auch noch einige mehr werden. Dass es seine Fans findet, ist ziemlich wahrscheinlich, denn Perret hat auch schon ein Stück Lebenshilfe geleistet, einen Integrationskurs für Zugezogene, der im Netz super ankommt: mit ihrer wiederkehrenden Rubrik „In der Pfalz sagen wir nicht“. Darin führt sie vor, wie hochdeutsche Zustandsbeschreibungen wunderbar kurz, knapp und treffend auf Pfälzisch ausgedrückt werden können. Aus dem wenig eindeutigen „ich bin so krank“ kann dann ein spezifisches „ich hab die Freck“ werden, oder bei Bedarf auch „ich hab Ranzereiße“ oder „mir is ganz dormelisch“. Das war ratzfatz 1,5 Millionen mal angeklickt worden – „so viel habe ich in 20 Jahren als Sängerin nicht erreicht“.

Sie sagt es ohne Wehmut. Auch wenn ihr komödiantisches Talent nicht abzusprechen ist, ist und bleibt sie dennoch Sängerin. Auch ohne Pop-Akademie. Deretwegen war sie vor ein paar Jahren nach Mannheim gezogen. Angenommen wurde sie nicht, aber der Berufsstart ist dennoch gelungen. Zuerst stand sie mit einer Band im Raum Heidelberg auf der Bühne, dann mit anderen in Neustadt und Kaiserslautern. Das lief so gut, dass sie „2008 ins Profilager gewechselt“ ist. Seitdem lebt sie vom Singen.

Vorbilder im Jazz

Ein ganz wichtiges Standbein sind Auftritte als Sängerin auf Hochzeiten – zum Beispiel mit ihrer Hallelujah-Version. Das mache Spaß, weil alle so gut drauf sind. In Herbst und Winter folgen Firmenfeiern, und dazwischen steht Perret immer wieder als Background- oder Chorsängerin bei einem guten Freund in Mannheim im Tonstudio – oder auf der Bühne des Fernsehgartens in Mainz, wo sie schon etliche Stars begleitet hat.

Perret ist vielseitig. Über die Jahre hinweg treu geblieben ist sie dem Jazz in allen seinen Spielarten. Shirley Bassey und Ella Fitzgerald nennt sie als Vorbilder. „Du swingst ja“, hatte einst eine Gesangslehrerin festgestellt, als Perret das selbst noch gar nicht bewusst war. Jazz auf Pfälzisch könnte tatsächlich auch einmal ein Zukunftsprojekt werden, überlegt sie. Dafür müsste sie dann aber einen schwarzen Rollkragenpullover tragen, „so was Intellektuelles“. Da blitzt er wieder auf, ihr Humor.

Ehrlich mit sich selbst

Seit Jahren schreibt Perret eigene Stücke. Über Dinge, die ihr durch den Kopf gehen, die sie bewegen. Wie zum Beispiel, dass man sein Herz nicht an materielle Dinge hängen soll. Auch das ist Gegenstand ihres neuen Albums, das den bisherigen eine neue Facette hinzufügt. Kritik an gesellschaftlichen Fehlentwicklungen sind bei ihr ebenso Thema wie persönliche Rückschläge, beispielsweise eine durchlebte Depression. Auftritte und Studioaufnahmen absolviert sie in unterschiedlicher Besetzung, mal nur in Begleitung ihres Mannes, des Gitarristen und Bassisten Christoph Renner (unter anderem Deafen Goblins und Bombshells), mal im Trio, oft aber auch in größerer Bandbesetzung.

Termin

  • Jasmin Perret tritt mit ihrem neuen Programm Pfalz Pop beim Landauer Sommer auf am Sonntag, 9. Juli, 16.15 Uhr, auf der Local-Hero-Stage auf dem Stiftsplatz.
  • Zu diesem Zeitpunkt sollen ihre neuen Stücke auch zum Download auf gängigen Kanälen wie i Tunes, Spotify und YouTube bereitstehen.
  • Mehr über die Künstlerin auf www.jasmin-perret.de.
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