Landau Bald Karnevalsprinzen in Ruanda?

Die Schule haben sie abgeschlossen. Doch anstelle eines Studiums steht für die 18-jährige Fee Traut aus Landau und den 19-jährigen Lukas Neidlein aus Offenbach erst mal ein Auslandsaufenthalt an. Sie erfüllen sich einen Traum, machen ein freiwilliges Soziales Jahr an einer Schule in Ruanda- und hoffen auf viele bleibende Eindrücke.

Zum ersten Mal intensiver mit dem Partnerland von Rheinland-Pfalz befasst haben sich die zwei frischgebackenen Abiturienten noch während ihrer Schulzeit am Otto-Hahn-Gymnasium. Die Kultur und die Menschen, aber auch die Geschichte des Landes haben sie nachhaltig beeindruckt. Deswegen haben sie sich bei dem Verein „Friends of Ruanda“ (Freunde Ruandas) aus Stuttgart als Lehrassistenten beworben. Ab August wird nun der Computer-Raum des „Bethel-College“ in Ruhango Trauts und Neidleins Hoheitsgebiet sein. Um die Schüler für die Anforderungen des globalen Marktes zu schulen, steht hauptsächlich EDV-Unterricht auf dem Lehrplan. Nebenbei wird ein bisschen Englisch unterrichtet und sich um bürokratische Angelegenheiten gekümmert. Aber auch außerhalb des Unterrichts wollen sie sich einbringen. Eine große Leidenschaft des Offenbachers ist der karnevalistische Tanz, den er nach eigener Aussage seit Jahren leidenschaftlich betreibt. „Neben der Schulzeit eine AG anbieten, das wäre großartig“, findet er. Mit einer Vorgängerin konnten die beiden auch bereits sprechen. Diese hat ihnen von einer Begebenheit erzählt, die Spuren hinterlassen hat: Ein Schüler konnte das Geld fürs Mittagessen nicht aufbringen, bekam also nichts. Als Reaktion darauf sind alle Schüler in einen Hungerstreik getreten . „Von dieser Solidarität können wir uns eine Scheibe abschneiden“, zeigt sich Neidlein beeindruckt. Am 28. Juli soll die große Reise dann losgehen. Doch vorher stehen eine ganze Menge Vorbereitungen an: Impfungen, Prophylaxen, Medikamente für die Reisetasche, schnell den Handyvertrag kündigen und sich beim Fitnessstudio abmelden. Daneben gilt es, sich mit bürokratischen Freuden wie dem Besorgen eines Führungszeugnisses und einer amtlichen Übersetzung des Visum herumzuschlagen. Zusätzlich werden die zwei in Seminaren der „Friends of Ruanda“ auf ihren Aufenthalt vorbereitet. Bei diesen wird ihnen unter anderem eingetrichtert, wie Fettnäpfchen vermieden werden können. So gilt Rauchen in der Öffentlichkeit als verpönt. Als sehr beleidigend gilt, angebotenes Essen auszuschlagen, da Nahrung ein hohes Gut ist. Gefragt nach Bedenken, zeigt sich Neidlein ernst: „Die größten Sorgen bereiten mir die Unruhen im benachbarten Kongo. Wenn wir das Projekt deswegen abbrechen müssten, das wäre extrem schade.“ Bei Traut lässt die Malaria leichte Sorgenfalten entstehen. Zu diesem Thema hat sie den Rat von zwei Ärzten und dem Tropeninstitut in Heidelberg eingeholt. Sie hat sich entschieden, ein Jahr lang ein Antibiotikum zu nehmen. Nebenwirkungen nicht ausgeschlossen. Bei all den Unwägbarkeiten ist den beiden die Vorfreude jedoch anzumerken. 30 Urlaubstage wurden ihnen in Aussicht gestellt - und die wollen sie nutzen. Der Akagera-Nationalpark mit seinen Giraffen und Elefanten steht ganz oben auf ihrer Liste. Auch die Nachbarländer Tansania und Kenia werden sie bereisen. Was die beiden nach dem Jahr vorhaben, wissen sie noch nicht. Traut tendiert zu einem Studium der Staats- und Verwaltungswissenschaften. Neidlein möchte sich hauptberuflich für Entwicklungsländer einsetzen, vielleicht mal in einer Botschaft arbeiten oder Aufklärungsunterricht betreiben. Finanziert wird das Projekt zu drei Vierteln aus dem Topf des Bundesministeriums für Zusammenarbeit, ein Viertel, also gut 2000 Euro, müssen sie jedoch selbst tragen. Hierfür wurden sie angehalten, sich einen Unterstützerkreis aufzubauen. Spenden nehmen die beiden dankend an.

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